Das Lied des roten Todes
leuchten und glänzen im Kerzenlicht. Ich stecke ihn zurück in die Tasche und packe alles wieder ein abgesehen von dem Buch mit den Karten, das sich ganz unten war.
Ich bin entschlossen, mich nicht von Elliotts Wissen über die Stadt abhängig zu machen. Wenn wir meinen Vater nicht finden können, werde ich zu Malcontent gehen müssen, um ein Heilmittel zu finden. Aber ich werde nicht blindlings gehen.
Etwas auswendig zu lernen ist eine Fähigkeit, die mein Vater mir und Finn beigebracht hat. Er hat uns Kinderreime, Gedichte, Listen mit wissenschaftlichen Begriffen und schließlich Diagramme und Illustrationen wiedergeben lassen. Finn war darin immer besser als ich, aber zumindest dann, wenn ich die Augen schließe, kann ich Teile der Karten sehen, die ich studiere.
Nachdem ich die größten Durchgangsstraßen gelernt habe, konzentriere ich mich auf die Tunnel. Es ist für ein Mädchen nicht sicher, in der Stadt herumzulaufen. Selbst vor dem Roten Tod bin ich angegriffen worden und hätte fast Henrys Maske verloren. Seit Malcontent und seine Männer die Straßen heimsuchen, ist die Gefahr nur noch größer geworden. Sie dringen auch in die Tunnel ein, aber die Risiken sind vielleicht kleiner als auf den Straßen.
Zu schnell klopft Elliott an die Tür, und ich schiebe die Karten wieder in sein Bündel, bevor ich den Riegel zurückschiebe und ihn hereinlasse.
Er hat eine Weinflasche dabei. Er stellt sie auf den Tisch zwischen den beiden Betten und starrt sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Seine Haare sind unordentlicher als sonst, und er lächelt in sich hinein.
»Die Leute reden über mich«, sagt er. »Sie haben nicht bemerkt, dass ich mitten unter ihnen war, aber sie wissen, dass ich zurückgekehrt bin.« Er zieht die Bettdecke weg und fällt praktisch ins Bett.
Als ich in meinem eigenen Bett liege, wird mir klar, dass ich in diesem Kleid nicht werde schlafen können. Der Stoff ist zu rau, und es knüllt sich unter mir zusammen und kratzt an meinen Armen.
Elliott hat sich auf die andere Seite gedreht und wendet mir den Rücken zu, also ziehe ich das Kleid aus und hänge es über einen Stuhl, bevor ich unter die Decke schlüpfe.
Ohne diese Unannehmlichkeit schlafe ich sofort ein. Ich träume nicht einmal.
Als ich aufwache, strömt Sonnenlicht durch das Fenster. Elliott sitzt auf dem Stuhl neben meinem Bett und schärft eines der Messer. Er lehnt mit dem Rücken an meinem Kleid. Ich kann mich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, mich aufzurichten.
»Guten Morgen«, sagt er. Dann sieht er mich neugierig an. »Bist du unter der Decke nackt?«
»Ich trage Unterwäsche«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Er zieht eine Braue hoch, als würde er mir nicht glauben. Ich habe nicht vor, es ihm zu beweisen, wenn es das ist, was er erwartet. Ich ziehe die Decke fest um mich und starre ihn an. »Gib mir bitte das Kleid.«
»Oje«, sagt er, steht auf und hebt es mit übertriebener Sorgfalt auf. »Ich dachte, es wäre ein bodenlanger Sitzbezug mit Blumenmuster.«
»Es ist als Sitzbezug sicher besser als als Kleid, aber es ist alles, was ich im Augenblick habe.« Ich sehe ihn nicht an, als er mir das Kleid gibt. »Dreh dich um, während ich es anziehe.«
»Lieber nicht.«
»Elliott«, sage ich mit leiser Stimme. Als er sich nicht rührt, versuche ich es mit einem leichteren Tonfall. »Du hast es für mich gekauft. Ich würde vorschlagen, dass du mir ein anderes kaufst, wenn du es nicht ansehen willst.«
»Das werde ich auch«, sagt er. »Ich schätze, im Augenblick wirst du es tragen müssen.«
Er macht eine Schau daraus, sich umzudrehen, und ich ziehe mir das Kleid über den Kopf. Der Kragen fällt an seine Stelle. Ich versuche, die Ärmel geradezuziehen, und wundere mich, wie es sein kann, dass ein Kleid zu groß ist, während die Ärmel zu kurz sind.
Als ich Elliott sage, dass er sich wieder umdrehen kann, nimmt er seine vorherige Position wieder ein, wirft das Messer auf sein Bett und beginnt, sein Schwert zu reinigen.
»Wirst du mir weiter Unterricht geben?«, frage ich und nicke in Richtung der Waffe.
Er legt den Kopf schief. »Ich glaube nicht.« Er nimmt das Messer wieder in die Hand und reicht es mir. »Ich werde dir beibringen, damit zu kämpfen. Das hätte ich von Anfang an tun sollen. Messer sind leichter; und du hast das Überraschungsmoment auf deiner Seite.«
Ich wechsle das Messer von einer Hand in die andere. Genau wie das Messer, das er mir gegeben hat, als wir aus
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