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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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wenn …?« Meine Stimme versiegt. Elliott kennt die Wahrheit über seinen eigenen Vater nicht. Ich werfe ihm einen Blick zu und mache mich darauf gefasst, es ihm zu sagen, aber er gibt mir keine Gelegenheit.
    » Dein Vater ist ein scheinheiliger Mörder, dem es nur darum gegangen ist, etwas zu entdecken. Das Wohl der Menschen hat ihn nicht interessiert.«
    Es sind hässliche Worte. Und sie könnten wahr sein.
    Wenn ich ihm jetzt von seinem eigenen Vater erzähle, wird es aussehen, als wollte ich mich nur rächen.
    Wir gehen eine Weile schweigend weiter. Ich versuche, mich zu orientieren, das Gewirr von Straßen und Gebäuden mit den Gittern und Quadraten in Einklang zu bringen, die ich mir letzte Nacht gemerkt habe.
    Ich schnappe nach Luft, als ich zu einem schmiedeeisernen Geländer hochsehe, das einen niedrigen Balkon umgibt. Der von roten Streifen durchzogene Kopf eines Toten ruht in einem Blumenkasten, als hätte er vorgehabt, aus dem Fenster seiner Wohnung zu kriechen, und wäre dabei gestorben.
    Wir kommen an einer Reihe von Sensen vorbei, die in dem gleichen grässlichen Rot auf Mauern und Türen gemalt sind wie das Pamphlet, das Vaters Tod verlangt. Das gleiche Rot wie meine Fingerspitze. Das Zeichen von Malcontent.
    Elliott mustert sorgfältig die Gebäude, die unseren Weg säumen. Ein Haufen zerbrochener Masken liegt neben einer geschwärzten Ziegelmauer. »Malcontent«, murmelt Elliott. »Wenn es nach ihm ginge, würden nur seine Gläubigen am Leben bleiben.«
    Er bleibt stehen und greift in sein Bündel. »Bevor wir das Wirtshaus erreichen, möchte ich dir das hier geben.« Ich bin mir nicht sicher, was ich tun werde, wenn er mir den Brillantring zurückgibt. Als er ihn mir das erste Mal gegeben hat, war unsere Beziehung ein Schwindel. Jetzt bin ich mir nicht sicher, was sie ist.
    Aber er bringt nicht den Ring zum Vorschein, sondern eine kleine Pistole. Eine Pistole, die man gut verstecken kann wie diese, ist sehr selten und sehr teuer.
    »Danke.« Ich kann mich über die kleine Pistole überschwänglicher freuen, als ich es jemals über den Ring gekonnt hätte. Mit ihrem Elfenbeingriff passt sie zu dem Messer, das ich in meinem Stiefel versteckt habe.
    »Sie hat nur zwei Kugeln. Also schieß nur, um zu töten, und verfehl dein Ziel nicht.«
    Ich nicke, verwundert darüber, dass er ein solches Geschenk für mich gekauft hat. Dass er an meine Sicherheit denkt.
    »Du fragst dich vielleicht, wo sie versteckt war, da sie letzte Nacht nicht bei meinen Sachen war.«
    Ich blicke auf. Womit habe ich verraten, dass ich seine Sachen durchwühlt habe? Und lacht er wirklich darüber?
    Wir verdienen einander, Elliott und ich.
    »Behalte sie immer bei dir«, sagt er. Und wir gehen weiter.
    Unsere Schritte hallen laut auf den Pflastersteinen. Es scheint so, als hätte sich dieses ganze Gebiet geleert. Ich sehe nur eine einzige Leiche in einem verwahrlosten Eingang liegen. Aber in der Nähe erklingt das Geräusch von marschierenden Schritten. Als ich so etwas das letzte Mal gehört habe, ist es von Malcontents Männern in den Tunneln gekommen. Können Elliott und ich einen ganzen Trupp Soldaten abwehren und es überleben?
    Elliott zieht mich in einen Hauseingang und stellt sich vor mich. Die lauten Schritte kommen näher. Ich packe meine Pistole fester, bereit zum Feuern.
    Eine Gruppe von Männern biegt um die Ecke, und Elliott atmet tief aus. Er verlässt unser Versteck. »Keine Sorge. Diese Männer gehören zu mir.«
    Ich zähle zwanzig in behelfsmäßigen Uniformen.
    »Elliott, Sir«, sagt derjenige, der die Gruppe anführt. »Wir wollten zum Wirtshaus, um Sie zu treffen.«
    »Gehen wir.« Elliott bedeutet den Männern mit einer Geste, sich wieder in Bewegung zu setzen, und ich trete aus dem Hauseingang. »Ich möchte mich in diesem Gebiet nicht länger aufhalten.«
    »Wird sie mit uns gehen?« Der Soldat blickt mich an.
    »Ja«, sage ich und halte seinem Blick stand.
    Elliott lächelt. »Araby hat keine Angst vor weniger achtbaren Lokalitäten.«
    Ich mag es nicht, wie er meinen Namen gesagt hat. So besitzergreifend, so informell, als sollten alle Männer es erfahren. Aber ich folge ihnen die Straße entlang. Als ich um die Ecke biege, laufe ich beinahe in den Soldaten vor mir, denn alle sind plötzlich stehen geblieben.
    Vor uns steht ein uniformierter Soldat, der einem Kind eine Pistole an den Kopf hält.

Neun
    D er Junge kann nicht älter sein als Elise. Schwärende Wunden beflecken seine Stirn und die linke

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