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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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beschämt, weil wir stehen geblieben sind, um uns zu küssen, während so viel auf dem Spiel steht.
    Schließlich gehe ich weiter. Gehe auf dem Weg zurück zu Will voran.
    Vor uns ist eine Leiter, die nach oben führt, so ähnlich wie die, die April und ich hochgestiegen sind, als die Tunnel geflutet wurden. Ein Luftzug von oben löscht die Kerze.
    »Elliott?«
    »Ja?«
    »Glaubst du, dass es in diesen Tunneln Krokodile gibt?«
    Er lacht. »Nein. Wieso fragst du?«
    Ich streiche über den zarten Bereich links von der Wunde an meiner Schulter. »Aus keinem besonderen Grund.« Ich greife nach oben, und Elliott hebt mich hoch. Seine Hände bleiben einen Moment an meiner Taille liegen, und einen kurzen Augenblick denke ich, dass er vielleicht versuchen wird, das, was eben erst zwischen uns geschehen ist, neu zu entfachen. Ich ziehe mich hoch, dem Sonnenlicht entgegen.
    »Wir wollen Will nicht warten lassen, oder?«, bemerkt er.
    Aber das haben wir schon getan. Ich habe das Zeitgefühl verloren, aber es muss mehr als eine Stunde vergangen sein. Es fühlt sich an, als wären wir sehr lange unter der Erde gewesen.
    Am oberen Ende der Leiter befindet sich ein schwerer Metalldeckel. Statt Elliott zu bitten, mir dabei zu helfen, ihn hochzuheben, drücke ich mit aller Macht dagegen, setze dabei ganz auf meine linke Hand, und der Metalldeckel fällt scheppernd zur Seite. Ich mag es voranzugehen. Ich habe das Gefühl, dass ich immer jemandem gefolgt bin, wohin ich auch gegangen bin. Ich bin April gefolgt und Elliott, gelegentlich sogar Will. Jetzt bin ich soweit, dass mir jemand folgt.
    Als wir draußen sind, lasse ich Elliott den Metalldeckel wieder zurückschieben.
    Will lungert auf der dritten Stufe eines mit Säulen versehenen Gebäudes herum, das die Bibliothek sein muss. Eine kleine Flasche und ein Pinsel liegen zwischen seinen Füßen. Sein linker Stiefel ist nicht verschnürt, und die Schnürsenkel sind schmutzig. Sein Blick wandert über meinen Körper, von meinen eigenen schmutzigen Schuhen zu dem, was von meinem Kleid noch übrig ist. Als er an meinem Gesicht ankommt, hebe ich unbeabsichtigt die Hand zu meiner Maske, als könnte er hindurchsehen. Als könnte er sehen, dass meine Lippen immer noch pochen.
    »Deine Farbe.« Er hält mir die Flasche hin.
    »Vielleicht ist es dumm, eine Nachricht hinterlassen zu wollen.« Ich zögere, aber dann erhasche ich einen Blick auf eine Mauer, die noch frei von Graffiti ist, und meine Entschlossenheit kehrt zurück.
    Ich öffne die Flasche mit der Farbe und prüfe meine Pinselstriche. Sie sind unsauber, und die Oberfläche des Gebäudes ist uneben, aber es wird ausreichen.
    FINDE MICH , schreibe ich. WENN DU DICH AN FINN ERINNERST .

Acht
    I ch hasse es, den Namen meines Bruders zu schreiben. In all den Jahren wurde er zu Hause nie laut ausgesprochen. Aber wenn Vater das hier sieht, wird er wissen, dass es von mir kommt.
    »Wie kann ich ihm sagen, dass wir im Club sind?«
    Elliott packt mein Handgelenk, um mich am Schreiben zu hindern. »Wir wollen nicht, dass das bekannt wird. Noch nicht.« Er nimmt den Pinsel und malt ein Auge.
    »Ich weiß nicht so recht, ob Vater von deinem …«, fange ich an.
    »Er kennt es«, sagt Elliott. Das Treffen mit dem Uhrmacher hat sich nicht lange auf seine Arroganz ausgewirkt.
    Ich pinsele die Nachricht überall hin, wo Platz ist, entweihe jede Mauer, die sich auch nur annähernd in der Nähe des Forschungstrakts befindet. Elliott läuft in der Gegend herum, überprüft Gassen und mustert Balkone. Wenn ich mehr Farbe brauche, ist Will immer zur Stelle und hält mir die Flasche hin.
    »Er manipuliert dich«, sagt Will schließlich halblaut, während er Elliott beäugt.
    Ich antworte, während ich weiter meine Nachricht schreibe. »Nach den Geschichten, die April mir erzählt hat, und nach meiner eigenen Erfahrung …« Ich werfe ihm einen Blick zu. »Das ist das, was Jungen tun.«
    »Du hast etwas Besseres verdient.« Seine Hand schwebt dicht bei meinem Kleid, wo die Nähte beinahe kaputt sind und der grüne Satin von meinem Aufenthalt im Tunnel mit Elliott befleckt ist.
    Wir haben uns in einem großen Kreis bewegt und sind nun wieder hinter dem Gebäude. Die Nacht ist hereingebrochen, und die Stille in diesem Gebiet ist beunruhigend. Früher einmal standen auf dem Campus die am besten erhaltenen Gebäude der ganzen Stadt. Jetzt fühlt sich das Gebiet wie eine Geisterstadt an.
    »Wir sollten gehen«, sagt Elliott und mustert die Umgebung. »Wir

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