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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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brauchen Informationen. Die beste Art, sie zu bekommen, besteht darin, jemandem etwas zu trinken zu spendieren und zuzuhören.«
    Will und ich trotten hinter ihm her, als er den Campus verlässt. Er lässt sich zurückfallen und geht neben mir, öffnet sein Bündel und holt das schreckliche geblümte Kleid heraus, das die Frau des Wirts mir gegeben hat.
    »Du solltest dich umziehen. Dein eigenes ist in einem ziemlich schlechten Zustand, und wir wollen keine übermäßige Aufmerksamkeit erregen.« Als hätte er irgendein Recht, sich über den Zustand meines Kleides zu beklagen. Vor allem, wenn gleichzeitig seine Hand an meiner Seite hinunterwandert und dort liegen bleibt, wo meine Haut zum Vorschein kommt.
    »Das war ein hübsches Kleid«, murmle ich und nehme ihm das Baumwollkleid ab. Elliott führt uns in eine schmale Gasse, in der es dankenswerterweise keine Leichen gibt, und dann durch eine Hintertür in einen schwach beleuchteten Raum.
    Niedrige Tische, Sofas und Stühle, die überall in einer Reihe von miteinander verbundenen Räumen verteilt sind. Auf einem der Tische ist eine behelfsmäßige Bar mit einer stattlichen Anzahl von Flaschen und Gläsern aufgebaut worden. Obwohl ich nicht in die dunklen Ecken hineinsehen kann, glaube ich erkennen zu können, dass eine Tür in so etwas Ähnliches wie ein Schlafzimmer führt.
    »Das hier war mal beliebt bei den Studenten«, sagt Elliott. »Als die Universität noch auf war.« Er deutet zum hinteren Teil. »Der Waschraum ist dahinten.«
    Ich kann bereits erkennen, dass das hier nicht die Art von Ort ist, an dem man sich gern länger im Waschraum aufhalten möchte. Und ich habe recht. Auch wenn eine Wand mit einem Gemälde bemalt ist – einmal Feldblumen, und dann eine Szene, die wohl Venedig darstellen soll –, stinkt es hier nach Schimmel und Schlimmerem. Ein breiter Spiegel wird von einigen Kerzen flankiert, also habe ich zumindest etwas Licht, als ich versuche, mich vorzeigbar zu machen.
    Ich ziehe mein Kleid aus und lege es zusammen, dann halte ich mir das neue vor den Körper. Es hat einen breiten Spitzenkragen, und der Saum fällt mir fast bis auf die Knöchel. Nachdem ich es mir über den Kopf gezogen habe, sehe ich nicht mehr wie ein Mädchen aus, das seine Abende im Debauchery Club verbracht hat. Ich wirke an Stellen blass und pummelig, wo ich es nicht bin. Ich weiß, dass es dumm ist, mir darüber Gedanken zu machen – zumindest bin ich am Leben – aber …
    Immerhin schimmern meine Haare im Kerzenlicht. April sagt immer, dass Kerzenlicht so ziemlich jedem Menschen schmeichelt.
    Ich verlasse den Waschraum und kehre zu Elliott zurück, der an der Bar lehnt. Will steht neben ihm.
    »Du kannst das gut«, sagt Elliott zu ihm. »Die Leute reden mit dir. Geh herum und hör zu. Wir brauchen jedes Gerücht über Arabys Vater, ganz egal, wie lächerlich es auch klingen mag. Und alles, was die Leute über unsere Feinde sagen.«
    »Ich werde die Ohren offen halten.« Als Will in den Schatten eines angrenzenden Zimmers verschwindet, bringt mich die Art und Weise, wie er geht, zurück in die Zeit, bevor ich seinen Namen gekannt habe, als er nur der tätowierte Junge war, der im Debauchery Club gearbeitet hat. Der Junge, dessen Stimme mir Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Elliott macht der Bedienung ein Zeichen, doch sie schüttelt den Kopf. »Ihr könnt das nicht bezahlen«, sagt sie und mustert seine verdreckten Schuhe und den armseligen Zustand seiner Kleidung.
    »Du bist neu hier.« Er wirft ein paar Münzen auf die Theke. Nur wenige Augenblicke später bringt sie uns eine gekühlte Flasche und zwei Gläser.
    »Wir werden das Wasser in der Stadt nicht trinken«, sagt er. »Das hier wird also reichen müssen.«
    Elliott beginnt eine Unterhaltung mit ihr und einigen Männern, die um uns herumsitzen. Ich lausche angestrengt, aber ich sage nichts. Stimmen werden lauter und leiser. Die Wut und die Angst sind fast greifbar. Dieser Ort ist gefährlich, aber ich vermute, er ist nicht gefährlicher als die Stadt an sich.
    Die Leute an den Tischen um uns herum sind in unserem Alter, ein paar sind älter, einige jünger. Sie sind schmutzig und tragen zusammengeflickte, zerschlissene Kleidung, und sie gestikulieren unablässig. Sie trinken Hochprozentiges. Die meisten sind Jungen und junge Männer, aber es sind auch ein paar Mädchen da, die genauso laut und leidenschaftlich wie alle anderen sind.
    Alle wissen von Prosperos Ball. Sie hassen ihn dafür. Sie

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