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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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irgendetwas, das ihm helfen könnte, aus diesem verflixten Brunnen herauszuklettern. Aber er fühlte nur glitschige, moosbewachsene Steine, von denen er abrutschte, sobald er versuchte, sich daran zu klammern. Ihm war eiskalt, seine Füße begannen bereits, gefühllos zu werden. Er musste sich dringend ablenken, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte. Barbaras Gesicht tauchte vor ihm auf. Ihr Lächeln, die Sommersprossen auf ihrer Nase. Sie machte sich bestimmt furchtbare Sorgen um ihn. Der Gedanke, sie könnte weinen, um ihn weinen müssen, ließ all seine Selbstbeherrschung wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Sollte er wirklich tatenlos auf sein Ende warten? Es musste einen Weg aus dem Brunnen geben, auch ohne göttliche Hilfe. Sebastian dachte an Anna. Hatten sie sich gerade erst wiedergefunden, um einander abermals zu verlieren?
    Das Wasser stieg und stieg, es reichte ihm mittlerweile fast bis zu den Oberschenkeln. Das Klatschen der Regentropfen, die unaufhörlich auf ihn niederprasselten, hallte mit einem hohlen Ton im Brunnen wider. Wie lange stand er nun schon in der trüben Brühe?
    Da drangen Geräusche an sein Ohr. Jemand entriegelte die Stalltür, einige Herzschläge später folgte ein wütender Aufschrei.
    » Was ist los? « , hallte Pankratius’ Stimme über den Hof.
    Sebastian hielt die Luft an.
    » Schimpf ist weg! «
    » Wie ist das möglich? «
    » Ich weiß es nicht, Elia! Er muss durchs Dach geflohen sein. «
    » Verdammt! « Schritte näherten sich, und Pankratius beugte sich über den Rand des Brunnens. Sein Gesicht war hochrot angelaufen. » Wie habt ihr zwei verfluchten Verräter das angestellt? «
    Sebastian schwieg.
    » Antworte gefälligst, wenn der Prophet Gottes mit dir spricht! «
    Er presste die Zähne aufeinander. Am liebsten hätte er Elia seine ganze Verachtung und Wut entgegengeschleudert, ahnte aber, dass er den Verrückten damit nur noch rasender machen würde.
    » Ich sollte dich heraufholen und von meinen Männern aufhängen lassen! « Pankratius warf ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu, dann verschwand er aus Sebastians Gesichtsfeld.
    » Was nun? « , fragte Kärner. » Was, wenn Schimpf mit Verstärkung zurückkommt? Sollten wir nicht besser abhauen? «
    » Nein. Wir werden erst gehen, wenn Stäubling tot ist. «
    » Aber das kann noch Tage dauern. «
    » Wir bleiben. Das Wasser steht ihm bereits bis zur Hüfte und steigt stetig. Der Herr ist auf unserer Seite. Deshalb wird uns hier auch niemand finden. Ich vermute, Schimpf ist nach Nürnberg unterwegs. Der Dreckskerl ist erschöpft. Bis er die Stadt erreicht, dürften noch mindesten zwei Tage vergehen. «
    Sebastian schloss die Augen. Er hob die kalten Hände in die Höhe und strich über die feuchten Mauersteine. Sollte er es trotz Kärners Warnung wagen, daran emporzuklettern?

KAPITEL 55
    W ürdet Ihr uns Euren Wagen noch einmal zur Verfügung stellen, Herr Dürer? « , bat Anna.
    » Freilich, aber ich fürchte, damit seid Ihr zu langsam. Es gibt eine bessere Möglichkeit. Könnt Ihr reiten? Der Mietstall in der Ledergasse verleiht Pferde. «
    » Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen « , bekannte Anna.
    Korbinian dagegen nickte. » Ich schon. «
    » Ich beherrsche es ebenfalls « , erklärte Freisler, » jedenfalls einigermaßen. «
    » Fein. Unser Fahrer Hans ist ein guter Reiter, Rupert kann seinen Esel nehmen, und Georg wird sich ebenfalls auf einem Pferderücken halten können. Beeilt Euch, meine Angestellten werden am Tiergärtnertor auf Euch warten. «
    Korbinian, Anna und Michael Freisler eilten in die Lorenzstadt zu dem Mietstall, wo sie für zwei Silbergulden einen Apfelschimmel, einen Rappen und einen Braunen ausliehen. Freisler erklomm die braune Stute, und Korbinian half Anna auf den Rücken des Rappen, um sich danach selbst in den Sattel zu heben. Das dritte Reittier führten sie an einem Strick neben sich her. Gegenüber von Dürers Haus trafen sie auf den Knecht Rupert, der bereits auf seinem Esel saß, und Hans, das Zugpferd am Zügel.
    » Der hier ist für Euch « , erklärte Korbinian und drückte dem Schüler des Malers den Strick des dritten Pferdes in die Hand.
    Etwas ungeschickt erklomm Schlenk den Rücken des Apfelschimmels, der – so hatte der Besitzer ihnen versichert – am leichtesten zu reiten war, hielt sich aber ganz gut im Sattel.
    Albrecht und Agnes Dürer traten herzu. » Wir wünschen Euch viel Glück. «
    Das werden wir brauchen, dachte Anna bang. Dürer sprach kurz mit

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