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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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förmlich aus. » Es ist so weit. «
    Sebastian, der in der Nacht kein Auge zugetan hatte, weil er immer wieder Barbaras und Annas geliebte Gesichter vor sich gesehen hatte, erhob sich und trat dem Mann entgegen. » Ich komme ja schon « , entgegnete er in betont gleichgültigem Ton, obwohl ihm die Angst schier die Luft abschnürte.
    Kärner reckte den Hals, starrte ins Halbdunkel des Stalls und erhob die Stimme. » Wo ist der andere Verräter? «
    » Tilmann schläft. Er ist völlig erschöpft. « Eilig trat Sebastian an seinem Bewacher vorbei ins Freie, sodass diesem nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
    » Ins Haus « , befahl Kärner.
    In der Stube empfingen ihn Pankratius und Bratler.
    » Sei mir gegrüßt, Stäubling « , begann der Prophet mit salbungsvoller Stimme, » ich werde dir heute deine Strafe verkünden. So höre: Ich möchte es Gott höchstselbst überlassen, dich zu richten. Du weißt, was ein Gottesurteil ist? «
    Sebastian stand wie angewachsen da und nickte.
    » Gut. Der Brunnen auf dem Hof ist ziemlich tief. Er ist zwar versiegt, enthält aber noch genügend Wasser. Einem Mann von deiner Größe dürfte es bis zu den Knien reichen. Du ahnst sicher, was ich mit dir vorhabe? «
    Noch immer brachte Sebastian keinen Ton heraus.
    » Meine beiden treuen Anhänger werden dich gleich in den Brunnen hinunterlassen. Wie du schon bemerkt haben dürftest, regnet es seit einigen Tagen. « Seine Stimme wurde schneidend. » Sollte der Regen anhalten, wirst du bald ertrunken sein. Wenn nicht, werde ich dich herausholen lassen und – vielleicht, und auch nur, wenn du mich um Verzeihung bittest – begnadigen. «
    Elendig ersaufen sollte er also. Schwindel ergriff Sebastian, und nur mit äußerster Kraft konnte er sich auf den Beinen halten. » Warum tötet Ihr mich nicht gleich? « , schrie er und wollte sich auf Pankratius stürzen.
    Kärner war jedoch schneller, hielt ihn fest und versetzte ihm einen Schlag ins Genick.
    » Du hast mich nicht verstanden, Stäubling. Nicht ich bin es, der dich tötet, sondern der Herr. «
    » Wollt Ihr Euch die Hände nicht an mir schmutzig machen? Es klebt sowieso genug Blut daran, da kommt es auf einen Toten mehr auch nicht mehr an « , krächzte er.
    Pankratius trat so nahe auf ihn zu, dass Sebastian seinen Weinatem riechen konnte. » Eigentlich sollte ich dich für deine Frechheiten auspeitschen lassen. « Elias Hand fuhr empor und packte ihn am Kinn. » Wage es nicht noch einmal, so mit mir zu sprechen. Andernfalls überlasse ich dich Johannes und Jakobus. Glaub mir, was die beiden mit dir anstellen, würde dir gar nicht gefallen. «
    Auf eine Handbewegung hin nahmen Kärner und Bratler Sebastian in ihre Mitte und führten ihn auf den Hof hinaus. Pankratius folgte ihnen. » Was für ein furchtbares Wetter « , hörte Sebastian ihn frohlocken, und plötzlich spürte er, wie sich seine Blase entleerte und seine Hose nass wurde. Pankratius’ Männer zerrten ihn zum Brunnen. Kärners Hund wedelte mit dem Schwanz, als er seinen Besitzer bemerkte.
    » Braver Hund « , wisperte dieser und tätschelte den Kopf des Tieres.
    Pankratius trat neben seine Gefolgsleute und reichte Kärner einen aufgerollten Strick. Mit wenigen Griffen knotete er eine Schlinge, schob sie Sebastian über Kopf und Schultern und zog sie unterhalb seiner Achseln zusammen. Dann packten ihn die Männer und hoben ihn über den Brunnenrand. Wie gelähmt ließ er es geschehen. Da ging es auch schon in die Tiefe, bis seine Füße von Wasser benetzt waren. Endlich spürte er den Boden unter den Füßen, atmete auf. Das Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Er legte den Kopf in den Nacken und sah blinzelnd hinauf. Dicke Regentropfen trafen sein Gesicht und liefen ihm in den Nacken. Neben ihm klatschte der Strick in die trübe Brühe.
    Seine Peiniger blickten zu ihm in die Tiefe.
    » Oh, ich bin wirklich sehr gespannt, wie der Herr sich entscheidet. Ob der Regen anhält? « , rief Pankratius und winkte Sebastian mit einem feinen Lächeln zu. » Lasst uns ins Haus gehen, lieber Jakobus, mir wird es hier draußen zu ungemütlich. «
    Kärner nickte. » He, Stäubling, eins noch. Falls du versuchen solltest, nach oben zu klettern – mein vierbeiniger Freund erwartet dich. «
    Die Männer verschwanden, kurz darauf wurde es still. Er war allein. In Sebastians Kehle formte sich ein Schrei, der seine Lippen jedoch nicht erreichte.
    Fieberhaft tastete er den gemauerten Rand ab, auf der Suche nach einem Haken oder

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