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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Schattenturms zu durchstreifen, wo sie gegen Wildlinge und Riesen und gigantische Eisbären kämpften.
    »Nicht alle«, entgegnete Halder. »Ich gehe zu den Baumeistern. Welchen Nutzen hätten die Grenzer, wenn die Mauer einstürzt?«
    Man würde viele Maurer und Zimmerleute zur Reparatur von Festungen und Türmen brauchen, Bergleute zum Tunnelgraben und zum Zertrümmern der Steine für Straßen und Wege, Forstarbeiter zum Entfernen von nachgewachsenem
Unterholz, wo der Wald zu nahe an die Mauer kam. Einmal, sagte man, hatten sie mächtige Eisblöcke aus gefrorenen Seen weit im verfluchten Wald gehauen und diese auf Schlitten gen Süden gefahren, um die Mauer noch höher zu bauen. Das war jedoch Jahrhunderte her. Jetzt konnten sie nur noch von Ostwacht zum Schattenturm über die Mauer reiten und nach Rissen oder geschmolzenen Stellen suchen und diese reparieren, so gut es ging.
    »Der Alte Bär ist kein Narr«, bemerkte Dareon. »Du wirst sicher Baumeister, und Jon wird sicher Grenzer. Er ist der beste Schwertkämpfer und der beste Reiter unter uns, und sein Onkel war Erster Grenzer, bevor er …« Seine Stimme verstummte unbeholfen, als er merkte, was er fast ausgesprochen hätte.
    »Benjen Stark ist noch immer Erster Grenzer«, erklärte Jon Schnee und spielte mit seiner Schale Blaubeeren herum. Alle anderen mochten die Hoffnung auf eine sichere Heimkehr seines Onkels aufgegeben haben, er jedoch nicht. Er schob die Beeren von sich, hatte sie kaum angerührt, und erhob sich von der Bank.
    »Willst du die nicht mehr essen?«, fragte Kröte.
    »Nimm sie, wenn du willst.« Jon hatte von Hobbs großem Festmahl kaum gekostet. »Ich bringe keinen Bissen mehr herunter.« Er nahm seinen Umhang vom Haken an der Tür und ging hinaus.
    Pyp folgte ihm. »Jon, was ist?«
    »Sam«, seufzte er. »Er war heute Abend nicht bei Tisch.«
    »Es sieht ihm gar nicht ähnlich, dass er eine Mahlzeit auslässt«, sagte Pyp nachdenklich. »Meinst du, er ist krank?«
    »Er fürchtet sich. Wir verlassen ihn.« Er dachte an den Tag, als er Winterfell verlassen hatte, all die bittersüßen Abschiede, Bran mit gebrochenen Knochen, Robb mit Schnee im Haar, Arya, die ihn mit Küssen überhäufte, nachdem er ihr Nadel geschenkt hatte. »Wenn wir erst unseren Eid abgelegt
haben, werden wir uns um Pflichten zu kümmern haben. Manche von uns werden vielleicht fortgeschickt, nach Ostwacht oder zum Schattenturm. Sam wird in der Ausbildung bleiben, mit Leuten wie Rast und Kuger und diesen neuen Jungen, die über den Königsweg zu uns kommen. Die Götter allein wissen, wie sie sein werden, aber du kannst wetten, dass Ser Allisar sie gegen ihn aufhetzt, und zwar bei erster Gelegenheit.«
    Pyp verzog das Gesicht. »Du hast getan, was du konntest. «
    »Was wir tun konnten, hat nicht genügt«, erwiderte Jon.
    Eine tiefe Rastlosigkeit erfüllte ihn, während er zu Hardins Turm ging, um Geist zu holen. Der Schattenwolf lief neben ihm zu den Ställen. Einige der scheueren Pferde traten gegen die Boxenwände und legten die Ohren an, als die beiden hereinkamen. Jon sattelte seine Stute, stieg auf und ritt aus der Schwarzen Festung hinaus, gen Süden durch die mondbeschienene Nacht. Geist lief voraus, flog über den Boden und war einen Augenblick später verschwunden. Jon ließ ihn laufen. Ein Wolf brauchte die Jagd.
    Er hatte kein Ziel im Sinn. Er wollte nur reiten. Ein Stück weit folgte er dem Bach, lauschte dem eisigen Murmeln des Wassers, dann ritt er quer über die Felder zum Königsweg. Schmal und steinig war er, von Unkraut überzogen, eine Straße ohne bestimmtes Versprechen und doch ein Anblick, der in Jon unermessliche Sehnsucht aufkommen ließ. Winterfell lag an dieser Straße, und jenseits davon Schnellwasser und Königsmund und Hohenehr und so viele andere Orte: Casterlystein, die Insel der Gesichter, die roten Berge von Dorne, die hundert Inseln von Braavos im Meer, die qualmenden Ruinen des alten Valyria. All jene Orte, die Jon nie sehen würde. Die Welt lag an dieser Straße … und er war hier.
    Hatte er seinen Eid erst abgelegt, wäre die Mauer seine
Heimat, bis er das Alter von Maester Aemon erreicht hatte. »Noch habe ich den Eid nicht abgelegt«, murmelte er. Er war kein Ausgestoßener, der das Schwarz anlegen oder die Strafe für seine Verbrechen auf sich nehmen musste. Er war aus freien Stücken hergekommen, und er konnte auch aus freien Stücken wieder gehen … solange er jene Worte nicht gesprochen hatte. Er musste nur weiterreiten und

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