Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
verdammt noch mal noch nicht fertig«, antwortete der Koch. »Sie muss köcheln. Die Zwiebeln haben wir gerade erst reingetan und …«
»Halt den Mund, oder ich schiebe dir einen Spieß in den Arsch und wir hängen dich ein bisschen über das Feuer. Ich sagte Brühe, und ich sagte sofort.«
Beißer zischte nur, riss sich ein Stück Kaninchen vom Spieß
und biss mit seinen spitzen Zähnen hinein, sodass Honig zwischen seinen Fingern hervortropfte.
Der Koch gab sich geschlagen. »Dann nehmt die verdammte Brühe mit, aber wenn die Ziege fragt, warum sie so dünn schmeckt, sagt ihm die Wahrheit.«
Beißer leckte sich Honig und Fett von den Fingern, während Jaqen H’ghar sich gepolsterte Handschuhe anzog. Ein zweites Paar reichte er Arya. »Das Wiesel wird mir helfen.« Die Brühe brodelte vor Hitze, und die Töpfe waren schwer. Arya und Jaqen trugen einen zwischen sich, Rorge schleppte einen allein, und Beißer nahm sogar zwei und zischte vor Schmerz, da er sich an den Griffen verbrannte. Trotzdem ließ er sie nicht fallen. Mit den Töpfen ging es hinaus aus der Küche und über den Hof. Vor der Tür zum Witwenturm waren zwei Wachen postiert. »Was ist das?«, fragte der eine Rorge.
»Ein Topf mit kochender Pisse, willst du welche?«
Jaqen lächelte entwaffnend. »Die Gefangenen müssen essen. «
»Niemand hat irgendetwas davon gesagt, dass …«
Arya schnitt ihm das Wort ab. »Es ist für sie , nicht für dich.«
Die zweite Wache winkte sie durch. »Dann bringt es nach unten.«
Hinter der Tür führte eine Wendeltreppe in den Kerker. Rorge ging voraus, Jaqen und Arya kamen als Letzte. »Das Mädchen wird sich heraushalten«, erklärte er ihr.
Die Stufen endeten in einem feuchten, langen, dunklen und fensterlosen Steingewölbe. Ein paar Fackeln brannten in Halterungen im vorderen Bereich, wo eine Gruppe von Ser Amorys Leuten um einen verkratzten Holztisch saß, sich unterhielt und mit Spielsteinen spielte. Massive Eisengitter trennten sie von den Gefangenen, die im Dunkeln hockten. Der Duft der Brühe lockte viele ans Gitter.
Arya zählte acht Wachen. Sie rochen die Brühe ebenfalls. »Das ist ja das hässlichste Dienstmädchen, das ich je gesehen
habe«, sagte der Hauptmann zu Rorge. »Was ist in den Töpfen?«
»Dein Schwanz und deine Eier. Willst du essen oder nicht?«
Eine der Wachen war auf und ab geschritten, eine zweite hatte am Gitter gestanden und eine dritte mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden gesessen, doch bei der Aussicht auf Essen traten sie alle zum Tisch.
»Wurde auch langsam Zeit!«
»Sind das Zwiebeln, die ich da rieche?«
»Wo ist denn das Brot?«
»Verdammt, wir brauchen Schüsseln, Becher, Löffel …«
»Nein, die braucht ihr nicht.« Rorge schüttete die siedend heiße Brühe quer über den Tisch, den Männern mitten in die Gesichter. Jaqen H’ghar tat das Gleiche. Auch Beißer warf seine Töpfe, doch er ließ sie kreisen, so dass es im Kerker Suppe regnete. Einer der Töpfe traf den Hauptmann, der gerade aufstehen wollte, an der Schläfe. Der Mann ging wie ein Sandsack zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die anderen schrien vor Schmerzen, beteten oder versuchten davonzukriechen.
Arya drückte sich an die Wand, während Rorge begann, Kehlen durchzuschneiden. Beißer zog es vor, seine Opfer hinter dem Kopf und unter dem Kinn zu packen und ihnen mit einer einzigen Drehung seiner riesigen Pranken das Genick zu brechen. Nur einer Wache gelang es überhaupt, das Schwert zu ziehen. Jaqen wich dem Hieb tänzelnd aus, zog die eigene Klinge, trieb den Mann mit einem Wirbel von Schlägen in eine Ecke und tötete ihn mit einem einzigen Stich ins Herz. Dann kam der Lorathi mit der vom roten Herzblut beschmierten Klinge zu Arya und wischte sie an ihrer Schürze ab. »Das Mädchen sollte ebenfalls blutig sein. Dies ist ihr Werk.«
Der Schlüssel zur Zelle hing an einem Haken in der Wand über dem Tisch. Rorge nahm ihn herunter und öffnete die
Tür. Der erste Mann, der heraustrat, war der Lord mit der Faust auf dem Überwurf. »Gut gemacht«, sagte er. »Ich bin Robett Glauer.«
»Mylord.« Jaqen verneigte sich.
Nachdem die Gefangenen befreit waren, nahmen die Ersten den toten Wachen die Waffen ab und rannten mit Stahl in den Händen die Treppe hinauf. Ihre Kameraden drängten ihnen unbewaffnet hinterher. Alles ging sehr rasch und ohne viele Worte vonstatten. Keiner von ihnen schien noch so schwer verwundet zu sein wie zu dem Zeitpunkt, als Vargo Hoat sie durch das Tor von
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