Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Harrenhal hereingeführt hatte. »Das mit der Suppe war ausgesprochen schlau«, sagte dieser Glauer. »So etwas hatte ich nicht erwartet. War das Lord Hoats Idee?«
Rorge begann zu lachen. Er lachte so heftig, dass ihm der Rotz aus dem Loch flog, wo einst seine Nase gewesen war. Beißer saß auf einem der Toten und hielt dessen schlaffe Hand, während er an den Fingern nagte. Mit den Zähnen zermalmte er krachend die Knochen.
»Wer seid Ihr, Männer?« Eine Falte erschien zwischen Robett Glauers Augenbrauen. »Ihr wart nicht bei Hoat, als er in Lord Boltons Lager kam. Gehört Ihr zu den Tapferen Kameraden? «
Rorge wischte sich den Rotz mit dem Handrücken vom Kinn. »Jetzt gehören wir zu ihnen.«
»Dieser Mann hat die Ehre, Jaqen H’ghar zu sein, einst aus der Freien Stadt Lorath. Die unhöflichen Gefährten des Mannes tragen die Namen Rorge und Beißer. Der Lord wird wohl erkennen, welcher Beißer ist.« Er deutete mit der Hand auf Arya. »Und hier …«
»Ich bin Wiesel«, platzte sie heraus, ehe er verraten konnte, wer sie wirklich war. Sie wollte nicht, dass ihr Name hier ausgesprochen wurde, wo Rorge und Beißer und all diese Fremden ihn hören konnten.
Glauer nahm sie kaum zur Kenntnis. »Sehr schön«, sagte
er, »dann wollen wir dieses blutige Geschäft zu Ende bringen. «
Oben an der Wendeltreppe lagen die Wachen an der Tür in ihrem eigenen Blut. Nordmannen rannten über den Hof. Arya hörte Rufe. Die Tür zur Halle der Soldaten wurde aufgestoßen, und ein Verwundeter taumelte schreiend heraus. Drei andere rannten ihm nach und brachten ihn mit Speer und Schwert zum Schweigen. Auch am Torhaus wurde gekämpft. Rorge und Beißer rannten mit Glauer davon, doch Jaqen H’ghar kniete neben Arya nieder. »Das Mädchen versteht nicht?«
»Doch, ich verstehe«, antwortete sie, obwohl sie es eigentlich nicht richtig begriff.
Der Lorathi hatte es ihr offenbar angesehen. »Die Ziege kennt keine Treue. Bald wird ein Wolfsbanner hier gehisst, denke ich. Aber zuerst möchte der Mann, dass ein bestimmter Name zurückgenommen wird.«
»Ich nehme den Namen zurück.« Arya biss sich auf die Unterlippe. »Habe ich immer noch einen dritten Tod?«
»Das Mädchen ist gierig.« Jaqen berührte eine der toten Wachen und zeigte ihr seine blutigen Finger. »Hier ist die Drei und dort die Vier, und unten liegen noch acht. Die Schuld ist bezahlt.«
»Die Schuld ist bezahlt«, stimmte Arya widerwillig zu. Sie war ein bisschen traurig. Jetzt war sie wieder eine Maus.
»Dem Gott wurde Genüge getan. Und jetzt muss der Mann sterben.« Ein eigentümliches Lächeln machte sich auf Jaqen H’ghars Lippen breit.
»Sterben?«, fragte sie verwirrt. Was meinte er damit? »Aber ich habe den Namen zurückgenommen. Du brauchst nicht mehr zu sterben.«
»Doch. Meine Zeit ist um.« Jaqen strich sich mit der Hand von der Stirn zum Kinn über das Gesicht, und wo seine Hand vorbeikam, verwandelten sich seine Züge. Seine Wangen wurden voller, seine Augen rückten enger zusammen,
seine Nase wurde zur Hakennase, auf der rechten Wange tauchte plötzlich eine Narbe auf, wo die Haut zuvor glatt gewesen war. Und als er den Kopf schüttelte, verschwand sein halb rotes und halb weißes langes glattes Haar und enthüllte einen schwarzen Lockenkopf.
Arya stand der Mund offen. »Wer bist du?«, flüsterte sie, und vor Erstaunen verspürte sie keine Angst. »Wie hast du das gemacht ? War das schwer?«
Er grinste und zeigte dabei einen glänzenden Goldzahn. »Nicht schwerer, als einen neuen Namen anzunehmen, wenn man weiß, wie es geht.«
»Zeig es mir«, platzte sie heraus. »Ich möchte das auch können.«
»Wenn du es lernen willst, musst du mit mir kommen?«
Arya zögerte. »Wohin?«
»Weit, weit fort, bis jenseits der Meerenge.«
»Das kann ich nicht. Ich muss nach Hause. Nach Winterfell. «
»Dann trennen sich unsere Wege«, sagte er, »denn auch ich habe Pflichten zu erfüllen.« Er nahm ihre Hand und legte eine kleine Münze hinein. »Hier.«
»Was ist das?«
»Eine Münze von großem Wert.«
Arya biss darauf. Sie war so hart, dass es sich nur um Eisen handeln konnte. »Ist sie genug wert, um ein Pferd zu kaufen?«
»Sie ist nicht dazu bestimmt, Pferde zu kaufen.«
»Und wofür ist sie dann gut?«
»Du kannst genauso gut fragen, wofür das Leben gut ist, und wofür der Tod. Sollte der Tag kommen, an dem du nach mir suchst, gib diese Münze irgendeinem Mann aus Braavos und sag die folgenden Worte zu ihm – valar
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