Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
bringen.«
Arya senkte die zersplitterte Spitze zum Boden. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Der Mann sieht. Der Mann hört. Der Mann weiß.«
Sie beäugte ihn misstrauisch. Hatten die Götter ihn geschickt? »Wie hast du den Hund dazu gebracht, Wies zu töten?
Hast du Rorge und Beißer aus der Hölle gerufen? Ist Jaqen H’ghar dein richtiger Name?«
»Manche Menschen haben viele Namen. Wiesel. Arry. Arya.«
Sie wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken zum Herzbaum stand. »Hat Gendry dir das erzählt?«
»Der Mann weiß«, wiederholte er. »Mylady Stark.«
Vielleicht war er die Antwort auf ihre Gebete an die Götter. »Ich brauche dich, damit ich diese Männer aus dem Kerker befreien kann. Diesen Glauer und die anderen, sie alle. Wir müssen die Wachen töten und irgendwie die Zelle öffnen …«
»Das Mädchen vergisst«, sagte er ruhig. »Zwei hat sie, drei wurden geschuldet. Wenn eine Wache sterben soll, braucht das Mädchen nur ihren Namen zu sagen.«
»Aber eine Wache genügt nicht, wir müssen sie alle töten, um die Zelle zu öffnen.« Arya biss sich heftig auf die Unterlippe, um nicht zu weinen. »Ich möchte, dass du die Nordmänner rettest, so wie ich dich gerettet habe.«
Er blickte mitleidlos auf sie herab. »Drei Leben wurden einem Gott vorenthalten. Drei Leben müssen bezahlt werden. Die Götter verspottet man nicht.« Seine Stimme klang gleichermaßen seidenweich und stahlhart.
»Ich habe sie nicht verspottet.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Der Name … darf ich jeden nennen? Und du wirst ihn töten?«
Jaqen H’ghar neigte den Kopf. »Der Mann hat es gesagt.«
»Jeden?«, hakte sie erneut nach. »Einen Mann, eine Frau, ein kleines Kind, Lord Tywin, den Hohen Septon oder deinen Vater?«
»Der Vater des Mannes ist seit langem tot, aber würde er noch leben und würdest du seinen Namen kennen, würde er auf deinen Befehl sterben.«
»Schwöre es«, verlangte Arya. »Schwöre es bei den Göttern. «
»Bei allen Göttern des Meeres und der Luft und sogar bei dem des Feuers, ich schwöre es.« Er legte die Hand in den Mund des Wehrholzbaumes. »Bei den sieben neuen Göttern und den unzähligen alten, ich schwöre es.«
Er hat geschworen. »Und wenn ich den Namen des Königs nennen würde …«
»Sprich den Namen, und der Tod wird kommen. Morgen, zur Mondwende oder in einem Jahr, der Tod kommt. Der Mann fliegt nicht wie ein Vogel, aber er setzt einen Fuß vor den anderen, und so ist der Mann eines Tages dort, und ein König stirbt.« Er kniete sich hin, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. »Das Mädchen kann flüstern, wenn es sich nicht traut, ihn laut auszusprechen. Flüstere ihn jetzt. Ist es Joffrey?«
Arya brachte die Lippen dicht an sein Ohr. »Es ist Jaqen H’ghar.«
Selbst in der brennenden Scheune, als Flammenwände um ihn herum aufgelodert hatten und er angekettet gewesen war, hatte er nicht so entsetzt gewirkt. »Das Mädchen … es macht einen Scherz.«
»Du hast es geschworen. Die Götter haben es gehört.«
»Die Götter haben es gehört.« Plötzlich war ein Messer in seiner Hand, dessen Klinge so dünn wie ihr kleiner Finger war. Ob es für sie oder für ihn bestimmt war, vermochte Arya nicht zu sagen. »Das Mädchen wird weinen. Das Mädchen verliert ihren einzigen Freund.«
»Du bist nicht mein Freund. Ein Freund würde mir helfen .« Sie trat von ihm zurück und balancierte auf den Fußballen, für den Fall, dass er das Messer nach ihr warf. »Einen Freund würde ich niemals töten.«
Jaqens Lächeln kam und ging. »Das Mädchen könnte … einen anderen Namen nennen, wenn ein Freund ihm helfen würde?«
»Das Mädchen könnte«, sagte sie, »wenn ein Freund helfen würde.«
Das Messer verschwand. »Komm.«
»Jetzt?« Sie hatte nie gedacht, dass er so rasch handeln würde.
»Der Mann hört den Sand im Stundenglas rieseln. Der Mann wird nicht schlafen, ehe das Mädchen einen bestimmten Namen zurückgenommen hat. Jetzt, böses Kind.«
Ich bin kein böses Kind, dachte sie, ich bin ein Schattenwolf und der Geist von Harrenhal. Sie brachte ihren Besenstiel zurück ins Versteck und folgte Jaqen aus dem Götterhain.
Trotz der späten Stunde war Harrenhal noch nicht zur Ruhe gekommen. Vargo Hoats Ankunft hatte die gewohnten Abläufe durcheinandergebracht. Ochsenkarren, Ochsen und Pferde waren vom Hof verschwunden, doch der Bärenkäfig stand noch da. Er war mit starken Ketten an den gewölbten Bogen der Brücke gehängt worden,
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