Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
mir widersetzt hast.«
Er senkte den Blick. »Wie Mylady wünschen.« Die Schlüssel waren an den metallbeschlagenen Ledergürtel gekettet, den er um den Bauch trug. Murmelnd suchte er nach dem richtigen zur Zelle des Königsmörders.
»Geh zurück zu deinem Bier und lass uns allein«, befahl Catelyn. Von einem Haken in der niedrigen Decke hing eine Öllampe. Catelyn nahm sie herunter und drehte die Flamme hoch. »Brienne, sorgt dafür, dass ich nicht gestört werde.«
Brienne nickte, stellte sich vor der Zelle auf und legte die Hand auf das Heft ihres Schwertes. »Mylady braucht nur zu rufen, wenn sie mich braucht.«
Catelyn drückte die schwere Tür aus Holz und Eisen mit der Schulter auf und trat in die faulige Dunkelheit. Dies hier waren die Eingeweide von Schnellwasser, und so roch es auch. Altes Stroh knisterte unter den Füßen. Die Wände waren von Salpeter verfärbt. Durch den Stein hörte sie das ferne Rauschen des Trommelsteins. Das Licht der Lampe zeigte in einer Ecke einen Eimer, der von Unrat überlief, und eine zusammengesunkene Gestalt in der anderen. Der Krug mit Wein stand unberührt auf dem Boden neben der Tür. So viel zu diesem Plan. Ich sollte dankbar sein, dass der Kerkermeister ihn nicht selbst getrunken hat.
Jaime hob die Hände und verbarg sein Gesicht. Die Ketten um seine Handgelenke klirrten. »Lady Stark«, sagte er mit einer Stimme, die heiser war, da sie so lange nicht benutzt worden war, »ich befinde mich leider nicht im passenden Zustand, um Euch zu empfangen.«
»Seht mich an, Ser.«
»Das Licht schmerzt in meinen Augen. Einen Moment bitte.« Jaime Lennister war seit der Nacht, in der man ihn im Wisperwald gefangen hatte, keine Rasur mehr gestattet worden, und ein verfilzter Bart bedeckte das Gesicht, das einst dem der Königin so sehr geähnelt hatte. Im Lampenlicht leuchteten die Barthaare golden und gaben ihm etwas von einem großen gelben Tier, das selbst in Ketten noch Erhabenheit ausstrahlte. Sein ungewaschenes Haar fiel strähnig und wirr auf die Schultern, die Kleidung verfaulte ihm am Körper, sein Gesicht war bleich ausgezehrt … und trotzdem waren die Kraft und die Schönheit dieses Mannes unverkennbar.
»Offensichtlich habt Ihr keinen Geschmack an dem Wein gefunden, den ich Euch geschickt habe.«
»Solch plötzliche Großzügigkeit erschien mir verdächtig.«
»Ich kann Euch jederzeit den Kopf abschlagen lassen. Warum sollte ich Euch vergiften?«
»Der Tod durch Gift kann wie ein natürlicher Tod aussehen. Schwieriger beweisen ließe sich die Behauptung, mein Kopf wäre mir unvermittelt vom Hals gefallen.« Er blinzelte vom Boden zu ihr hinauf, und seine katzengrünen Augen gewöhnten sich langsam ans Licht. »Ich würde Euch bitten, Platz zu nehmen, doch Euer Bruder hat es leider abgelehnt, mir einen Stuhl zu bringen.«
»Ich kann sehr wohl stehen.«
»Könnt Ihr das? Ihr seht schlecht aus, muss ich sagen. Obwohl das vielleicht nur an dem Licht hier unten liegt.« Er war an Handgelenken und Knöcheln gefesselt, und jede Schelle war mit den anderen verbunden, sodass er weder bequem stehen noch liegen konnte. Die Knöchelketten waren an der Wand befestigt. »Genügt Euch das Gewicht meiner Armbänder, oder seid Ihr gekommen, um weitere hinzuzufügen? Ich kann hübsch damit rasseln, wenn Ihr mögt.«
»Ihr habt Euch das selbst zuzuschreiben«, erinnerte sie ihn. »Wir haben Euch die Bequemlichkeit einer Zelle im Turm gewährt,
wie es Eurer Geburt und Eurem Stand entspricht. Das habt Ihr uns mit einem Fluchtversuch vergolten.«
»Eine Zelle ist eine Zelle. Gegenüber mancher unter Casterlystein erscheint diese wie ein Garten im Sonnenlicht. Eines Tages werde ich sie Euch vielleicht zeigen.«
Falls er eingeschüchtert ist, verbirgt er es gut, dachte Catelyn. »Ein Mann, der an Händen und Füßen gefesselt ist, sollte einen höflicheren Ton anschlagen, Ser. Ich bin nicht gekommen, um mich bedrohen zu lassen.«
»Nein? Dann sicherlich, um Euch mit mir zu vergnügen? Es heißt, Witwen werden ihrer leeren Betten schnell müde. Wir von der Königsgarde schwören, niemals zu heiraten, aber ich denke, mit dem, was Ihr braucht, kann ich dennoch dienen. Schenkt uns etwas Wein ein und legt dieses Kleid ab, dann werden wir sehen, ob ich dazu noch im Stande bin.«
Catelyn starrte angewidert auf ihn hinunter. Hat es jemals zuvor einen so wunderschönen und gleichzeitig so abstoßenden Mann gegeben? »Wenn Ihr das in Gegenwart meines Sohnes sagt, wird er Euch dafür
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