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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wach, und bedeckte eine ihrer kleinen Brüste mit der Hand, während er auf ihren Atem lauschte.

CATELYN
    Die Große Halle von Schnellwasser wirkte einsam und verlassen, wenn nur zwei Menschen darin speisten. Tiefe Schatten hingen über den Wänden. Eine der Fackeln war bereits erloschen, jetzt brannten nur noch drei. Catelyn saß da und starrte in ihren Kelch. Der Wein schmeckte dünn und sauer auf ihrer Zunge. Brienne hatte ihr gegenüber Platz genommen. Zwischen ihnen war der hohe Stuhl ihres Vaters ebenso leer wie der Rest der Halle. Sogar die Diener waren bereits gegangen. Sie hatte ihnen die Erlaubnis erteilt, das Fest zu besuchen.
    Die Mauern des Bergfrieds waren dick, und trotzdem hörten sie den gedämpften Lärm des fröhlichen Treibens im Hof. Ser Desmond hatte zwanzig Fässer aus dem Keller gespendet, und das gemeine Volk feierte mit vollen Hörnern nussbraunen Biers Edmures bevorstehende Rückkehr und Robbs Eroberung von Burg Bruch.
    Das kann ich ihnen nicht vorwerfen, dachte Catelyn. Sie wissen es nicht. Und falls doch, was würde es sie schon kümmern? Sie haben meine Söhne nicht gekannt. Niemals haben sie Bran mit klopfendem Herzen beim Klettern zugeschaut, wenn sich Stolz und Furcht mischten, niemals haben sie sein Lachen gehört, niemals darüber gelächelt, wenn Rickon so sehr versucht hat, sich wie seine älteren Brüder zu benehmen. Sie starrte auf das Essen vor sich auf dem Tisch; Forelle in Speck, Kohlrüben, roter Fenchel und Süßgras, Erbsen und Zwiebeln und warmes Brot. Brienne aß methodisch, als wäre das Abendessen eine lästige Pflicht, die man hinter sich bringen musste. Ich habe mich
in eine verbitterte Frau verwandelt, ging es Catelyn durch den Sinn. Weder Met noch Fleisch bereiten mir Freude, und Lieder und Lachen sind mir verdächtig fremd geworden. Ich bin ein Geschöpf der Trauer und des Staubes und der bitteren Sehnsucht geworden. Der Platz, an dem sich einst mein Herz befand, ist leer.
    Die Geräusche, die die andere Frau beim Essen verursachte, waren ihr unerträglich. »Brienne, mir ist nicht nach Gesellschaft zu Mute. Geht ruhig zum Fest, wenn Ihr möchtet. Trinkt ein Horn Bier und tanzt zu Rymunds Harfenspiel.«
    »Feiern ist nicht meine Sache, Mylady.« Mit ihren großen Händen riss sie ein Stück Schwarzbrot auseinander. Sie starrte die beiden Teile an, als habe sie vergessen, wofür sie gut waren. »Wenn Ihr es befehlt, werde ich …«
    Catelyn spürte ihr Unbehagen. »Ich dachte nur, in etwas fröhlicherer Gesellschaft als meiner würdet Ihr Euch wohler fühlen.«
    »Ich bin sehr zufrieden.« Das Mädchen tunkte das Brot in das Fett, in dem die Forelle gebraten worden war.
    »Heute Morgen ist wieder ein Vogel eingetroffen. Der Maester hat mich sofort geweckt. Das war sehr pflichtbewusst, aber nicht sehr gütig. Überhaupt nicht gütig.« Eigentlich hatte sie es Brienne nicht erzählen wollen. Außer ihr und Maester Vyman wusste es niemand, und dabei hatte sie es belassen wollen, bis … bis …
    Bis was? Närrisches Weib, ist es weniger wahr, weil du es in deinem Herzen vergräbst? Wenn du es niemandem sagst, nie darüber sprichst, wird es dann zu einem Traum, einem Albtraum, der halb vergessen ist? Oh, könnten die Götter nur so gnädig sein.
    »Nachrichten aus Königsmund?«, fragte Brienne.
    »Ich wünschte, es wäre so. Der Vogel kam aus Burg Cerwyn, von Ser Rodrik, meinem Kastellan.« Dunkle Schwingen, dunkle Worte. »Er hat alle Männer, die er auftreiben konnte, versammelt und marschiert nach Winterfell, um die Burg zurückzuerobern. « Wie unwichtig das jetzt alles klang. »Aber er sagte … er schrieb … er hat mir mitgeteilt, dass …«

    »Mylady, was ist denn? Neuigkeiten von Euren Söhnen?«
    So einfach klang diese Frage; wäre nur die Antwort genauso leicht. Als Catelyn zu sprechen versuchte, blieben ihr die Worte fast im Hals stecken. »Außer Robb habe ich keinen Sohn mehr.« Sie brachte es ohne Schluchzen heraus, und dafür war sie dankbar.
    Brienne starrte sie entsetzt an. »Mylady?«
    »Bran und Rickon wollten fliehen, aber sie wurden in einer Mühle am Ahornwasser gefasst. Theon Graufreud hat ihre Köpfe auf den Mauern von Winterfell aufspießen lassen. Theon Graufreud, der an meinem Tisch gegessen hat, seit er zehn Jahre alt war.« Jetzt habe ich es ausgesprochen, mögen die Götter mir vergeben. Ich habe es gesagt und so zur Wahrheit gemacht.
    Brienne standen die Tränen in den Augen. Sie griff über den Tisch, doch ihre Hand hielt kurz vor

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