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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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noch ist er Euer Lord.
    Lord Hoster lag in tiefem Schlaf. »Er hat erst vor kurzem einen Becher Traumwein getrunken«, erklärte Maester Vyman. »Wegen der Schmerzen. Er wird nicht bemerken, dass Ihr da seid.«
    »Das macht mir nichts aus«, erwiderte Catelyn. Er ist dem Tode näher als dem Leben, und trotzdem lebendiger als meine armen lieben Söhne.

    »Mylady, gibt es etwas, das ich für Euch tun kann? Ein Schlaftrunk vielleicht?«
    »Danke nein, Maester. Ich will vor meiner Trauer nicht in den Schlaf flüchten. Bran und Rickon haben Besseres von mir verdient. Geht und gesellt Euch zu den Feiernden, ich bleibe eine Weile bei meinem Vater sitzen.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Vyman verneigte sich und ließ sie allein.
    Lord Hoster lag mit offenem Mund auf dem Rücken, und sein Atem ging wie schwache Seufzer. Eine Hand hing über die Kante der Matratze, blass und zerbrechlich und ohne Fleisch, doch warm, als Catelyn sie ergriff. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und hielt sie fest. Gleichgültig, wie fest ich ihn halte, er wird nicht hierbleiben, dachte sie traurig. Lass ihn gehen. Dennoch wollten ihre Finger ihn nicht loslassen.
    »Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann, Vater«, sagte sie zu ihm. »Ich bete, aber die Götter antworten mir nicht.« Sanft küsste sie seine Hand. Die durchscheinende Haut war warm, die blauen Venen verzweigten sich Flüssen gleich darunter. Draußen zogen die großen Flüsse vorüber, der Rote Arm und der Trommelstein, und sie würden ewig fließen, die Flüsse in der Hand ihres Vaters hingegen nicht. Nur zu bald würden diese Ströme zum Stillstand kommen. »Letzte Nacht habe ich von der Zeit geträumt, als Lysa und ich uns auf dem Rückweg von Seegart verirrt haben. Erinnerst du dich noch? Dieser seltsame Nebel war plötzlich da, und wir sind hinter der übrigen Gesellschaft zurückgeblieben. Alles war grau, und ich konnte kaum über die Nase meines Pferdes hinaussehen. Wir sind von der Straße abgekommen. Die Äste der Bäume waren lange, hagere Arme, die nach uns griffen. Lysa hat angefangen zu weinen, und ich habe gerufen, aber der Nebel hat alle Laute verschluckt. Aber Petyr wusste, wo wir waren, er ist zurückgeritten und hat uns gefunden …
    Jetzt gibt es niemanden mehr, der mich finden könnte,
nicht wahr? Diesmal muss ich mir den Weg allein suchen, und das ist schwer, so schwer.
    Ständig erinnere ich mich an die Worte der Starks. Der Winter ist da, Vater. Für mich. Für mich. Robb muss jetzt nicht nur gegen die Lennisters, sondern auch gegen die Graufreuds kämpfen, und wofür? Für einen goldenen Kopfputz und einen eisernen Stuhl? Gewiss hat das Land doch genug geblutet. Ich will meine Mädchen zurückhaben. Robb soll das Schwert niederlegen und eine schöne Tochter von Walder Frey heiraten, die ihn glücklich macht und ihm Söhne schenkt. Bran und Rickon will ich auch wiederhaben, ich will …« Catelyn ließ den Kopf hängen. »Ich will«, sagte sie nochmals, dann gingen ihr die Worte aus.
    Einige Zeit später flackerte die Kerze und erlosch. Das Mondlicht fiel durch die Schlitze der Fensterläden herein und warf bleiche silberne Linien über das Gesicht ihres Vaters. Sie konnte das leise Flüstern seines angestrengten Atmens hören, das endlose Rauschen des Wassers, die fernen Akkorde eines Liebesliedes, das traurig und süß zugleich vom Hof heraufschallte. »Ich liebte ein Mädchen, rot wie der Herbst«, sang Rymund, »der Sonnenuntergang in ihrem Haar.«
    Catelyn bemerkte es nicht, als der Gesang irgendwann endete. Stunden waren vergangen, und doch erschienen sie ihr wie ein Herzschlag, da stand Brienne schon an der Tür. »Mylady«, verkündete sie leise, »es ist Mitternacht.«
    Es ist Mitternacht, Vater, dachte sie, und ich muss meine Pflicht tun. Sie ließ seine Hand los.
    Der Kerkermeister war ein verstohlener Mann mit aufgeplatzten Äderchen an der Nase. Er saß über einen Krug Bier gebeugt vor den Resten einer gebratenen Taube und war ziemlich betrunken, beäugte sie jedoch misstrauisch. »Bitte um Verzeihung, Mylady, aber Lord Edmure hat befohlen, niemand dürfe den Königsmörder ohne schriftliche Erlaubnis von ihm besuchen, und zwar mit Brief und Siegel.«

    »Lord Edmure? Ist denn mein Vater bereits gestorben, und niemand hat es mir mitgeteilt?«
    Der Kerkermeister leckte sich die Lippen. »Nein, Mylady, nicht dass ich wüsste.«
    »Öffne mir die Zelle, oder du kommst mit hinauf in Lord Hosters Solar und wirst ihm erklären, wieso du dich

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