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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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»Bitte, bitte, ich will nicht.«
    Sansa sprach freundlich auf sie ein. »Dort drinnen sind wir dreifach geschützt, und es gibt zu essen und zu trinken, und gesungen wird auch.«

    Lollys starrte sie an und sperrte den Mund auf. Sie hatte stumpfe braune Augen und schien ständig den Tränen nahe zu sein. »Ich will nicht.«
    »Du musst aber«, entgegnete ihre Schwester Falyse scharf, »und damit Schluss. Shae, hilf mir.« Beide packten jeweils einen Ellbogen und schleppten und trugen Lollys über die Brücke. Sansa folgte ihnen mit ihrer Mutter. »Sie ist krank«, erklärte Lady Tanda. Wenn man eine Schwangerschaft als Krankheit bezeichnen kann , dachte Sansa. Überall wurde darüber geredet, dass Lollys mit einem Kinde ging.
    Die beiden Wachen an der Tür trugen die Löwenhelme und die scharlachroten Mäntel des Hauses Lennister, doch Sansa wusste, dass sie eigentlich nur Söldner waren. Ein weiterer Mann saß am Fuß der Treppe – eine richtige Wache hätte gestanden, und nicht auf einer Stufe gehockt und die Hellebarde quer über die Knie gelegt –, erhob sich jedoch, als er die Neuankömmlinge sah und öffnete die Tür, um sie einzulassen.
    Der Ballsaal der Königin maß kaum ein Zehntel der Großen Halle und die Hälfte der Kleinen Halle im Turm der Hand, dennoch konnten hier hundert Personen Platz finden, und er machte mit seiner Pracht wett, was ihm an Raum fehlte. Spiegel aus getriebenem Silber waren hinter jeder Fackelhalterung angebracht, und so brannten die Lichter doppelt so hell; die Wände waren mit geschnitztem edlem Holz getäfelt, und der Boden war mit süß duftenden Binsen bedeckt. Oben auf der Galerie spielten Flöten und Fideln. In der Südwand war eine Reihe hoher Bogenfenster, die jetzt allerdings mit schweren Vorhängen verschlossen waren. Der dicke Samt ließ keinen Lichtstrahl ein und dämpfte Gebete und Kriegslärm gleichermaßen. Das macht auch keinen Unterschied. Der Krieg hat uns dennoch erreicht.
    Fast jede hochgeborene Frau der Stadt saß hier auf einer der Bänke an den langen Tischen, dazu einige alte Männer und junge Knaben. Bei den Frauen handelte es sich um Ehefrauen,
Töchter, Mütter und Schwestern. Ihre Männer waren zum Kampf gegen Lord Stannis ausgezogen, und viele von ihnen würden nicht zurückkehren. Die Atmosphäre war schwer von diesem Wissen. Als Joffreys Verlobter stand Sansa der Ehrensitz zur Rechten der Königin zu. Sie stieg also zum Podest hinauf und bemerkte dabei den Mann, der im Schatten an der hinteren Wand stand. Er trug eine lange Halsberge aus geöltem schwarzen Leder und hielt sein Schwert vor sich: ihres Vaters Großschwert Eis, das fast so lang war wie er groß. Die Spitze ruhte auf dem Boden, und seine harten, knochigen Finger umklammerten die Parierstange zu beiden Seiten des Hefts. Sansa stockte der Atem. Ser Ilyn Payn schien ihr Starren zu spüren. Er wandte ihr das hagere, pockennarbige Gesicht zu.
    »Was tut er hier?«, fragte sie Osfryd Schwarzkessel. Er befehligte die neue Rotrockwache der Königin.
    Osfryd grinste. »Ihre Gnaden erwarten, dass sie ihn brauchen wird, ehe die Nacht vorüber ist.«
    Ser Ilyn war der Henker des Königs. Es gab nur einen Dienst, für den man ihn rufen würde. Wessen Kopf will sie?
    »Erhebt Euch für Ihre Gnaden, Cersei aus dem Hause Lennister, Königin, Regentin und Protektor des Reiches«, verkündete der königliche Haushofmeister.
    Cerseis Kleid war aus schneeweißem Leinen, so weiß wie die Mäntel der Königsgarde. Die langen weiten Ärmel waren mit goldenem Satin gesäumt. Das hellblonde Haar wallte in großen Locken über ihre Schultern. Um den schlanken Hals trug sie eine Kette aus Diamanten und Smaragden. Das Weiß verlieh ihr etwas Unschuldiges, fast Jungfräuliches, doch auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken.
    »Setzt Euch«, sagte die Königin, nachdem sie ihren Platz auf dem Podest eingenommen hatte, »und seid willkommen. « Osfryd Schwarzkessel schob ihr den Stuhl heran; ein Page leistete Sansa den gleichen Dienst. »Du bist blass,
Sansa«, bemerkte Cersei. »Blüht deine rote Blume noch immer? «
    »Ja.«
    »Wie passend. Die Männer bluten dort draußen, und du hier drinnen.« Die Königin gab das Zeichen, den ersten Gang aufzutragen.
    »Warum ist Ser Ilyn hier?«, platzte Sansa heraus.
    Die Königin schaute zu dem stummen Scharfrichter hinüber. »Um Hochverräter zu bestrafen und uns zu beschützen, falls nötig. Er war Ritter, bevor er Henker wurde.« Sie zeigte mit dem Löffel zur anderen

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