Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
lassen, sich am Nordufer zu formieren.
Also kletterte er von seiner Zinne. »Sag Lord Jaslyn, wir hätten feindliche Truppen am Ufer«, trug er einem der Läufer auf, die Amwasser für ihn abgestellt hatte. Zu einem Zweiten sagte er: »Überbring Ser Arneld meine Glückwünsche und bitte ihn, die Huren um dreißig Grad nach Westen zu schwenken.« In diesem Winkel reichten die Katapulte weiter, wahrscheinlich sogar über das Wasser.
»Mutter hat mir versprochen, ich dürfte die Huren befehligen«, quengelte Joffrey. Es ärgerte Tyrion, dass der König schon wieder das Visier seines Helms geöffnet hatte. Zweifellos kochte der Junge fast im Inneren seiner Stahlrüstung … doch was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnten, war ein verirrter Pfeil, der seinem Neffen durchs Auge drang.
Er klappte das Visier zu. »Das muss geschlossen bleiben, Euer Gnaden; Eure geliebte Person ist uns allen sehr teuer.« Und wir wollen doch dieses hübsche Gesicht nicht verschandeln, nicht wahr? »Die Huren gehören Euch.« Der Zeitpunkt wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Noch mehr Seefeuer auf die brennenden Schiffe zu schleudern, hatte keinen Sinn. Joff hatte die Geweihmänner nackt auf dem Platz unterhalb der Mauern fesseln und ihnen Geweihe an die Köpfe nageln lassen. Als man sie vor den Eisernen Thron geschleppt hatte, damit er über sie richten konnte, hatte er ihnen versprochen, sie zu Stannis zu schicken. Ein Mann war nicht so schwer wie ein Felsen oder ein Fass mit brennendem Pech und konnte daher ein gutes Stück weiter geschleudert werden. Ein paar der Goldröcke hatten Wetten abgeschlossen, wer von den Verrätern wohl über den ganzen Schwarzwasser fliegen würde. »Beeilt Euch, Euer Gnaden«, sagte er zu Joffrey. »Bald müssen die Katapulte wieder Steine abschießen. Sogar Seefeuer brennt nicht ewig.«
Glücklich lief Joffrey davon und wurde von Ser Meryn begleitet, doch Tyrion packte Ser Osmund am Arm, ehe er folgen konnte. »Was immer geschieht, sorgt für seine Sicherheit und behaltet ihn dort, verstanden?«
»Wie Ihr befehlt.« Ser Osmund lächelte freundlich.
Tyrion hat Trant und Schwarzkessel davor gewarnt, was ihnen widerfahren würde, falls dem König etwas zustieß. Und auf Joffrey warteten außerdem ein Dutzend ausgesuchte Goldröcke am Fuß der Treppe. Ich beschütze deinen verfluchten Bastard, so gut ich kann, Cersei, dachte er verbittert. Tu du nur das Gleiche für Alayaya.
Kaum war Joff fort, rannte ein Bote keuchend die Treppe hinauf. »Mylord, schnell!« Er warf sich auf die Knie. »Sie haben Männer auf dem Turnierplatz abgesetzt. Hunderte! Die schleppen eine Ramme zum Königstor.«
Tyrion fluchte und watschelte die Treppe hinunter. Podrick Payn erwartete ihn unten mit ihren Pferden. Er galoppierte in Richtung Flussgasse davon, Pod und Ser Mandon Moor folgten dichtauf. Die verrammelten Häuser waren in grüne Schatten getaucht, doch auf den Straßen war niemand unterwegs, der ihnen im Weg sein könnte; Tyrion hatte befohlen, die Straßen zu räumen, damit sich die Verteidiger rasch von einem Tor zum anderen bewegen konnten. Trotzdem hörte er, als er das Königstor erreichte, bereits ein donnerndes Krachen von Holz auf Holz, das nur von einem Rammbock stammen konnte. Die großen Torangeln ächzten wie ein sterbender Riese. Der Platz vor dem Torhaus war mit Verwundeten übersät, doch Tyrion sah auch die Reihen von Pferden, von denen längst nicht alle verletzt waren, und genug Goldröcke und Söldner, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. »Formiert Euch«, rief er, während er zu Boden sprang. Das Tor erzitterte unter der Wucht eines weiteren Stoßes. »Wer hat hier den Befehl? Ihr macht einen Ausfall.«
»Nein.« Ein Schemen löste sich aus dem Schatten der Mauer und wurde zu einem großen Mann in dunkelgrauer Rüstung. Sandor Clegane riss sich mit beiden Händen den Helm vom Kopf und ließ ihn zu Boden fallen. Der Stahl war versengt und verbeult, das linke Ohr des Knurrenden Hundes war abgerissen. Aus einer Risswunde über dem einen Auge war Blut über die alten Brandnarben gelaufen und entstellte das halbe Gesicht des Bluthundes.
»Doch.« Tyrion wandte sich zu ihm um.
Clegane atmete keuchend. »Die Anderen sollen Euren Ausfall holen. Und Euch selbst dazu.«
Ein Söldner trat zu ihm. »Wir waren draußen. Drei Mal.
Die Hälfte unserer Männer ist tot oder verwundet. Um uns herum ist überall Seefeuer explodiert, Pferde haben geschrien wie Männer und Männer wie Pferde
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