Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
wenn sie deshalb für eine Närrin gehalten wird.
»Gewährt«, sagte Renly. »Jetzt lasst mich allein, Ihr alle. Sogar Könige müssen sich vor einer Schlacht ausruhen.«
»Mylord«, wandte sich Catelyn an ihn, »im letzten Dorf, das wir passierten, gab es eine kleine Septe. Da Ihr mir schon nicht gestattet, nach Schnellwasser aufzubrechen, lasst mich wenigstens dorthin reiten und beten.«
»Wie Ihr wünscht. Ser Robar, eskortiert Lady Stark sicher zu dieser Septe … aber sorgt dafür, dass sie bis zum Morgengrauen zurück ist.«
»Ihr solltet ebenfalls beten«, sagte Catelyn.
»Um den Sieg?«
»Um Weisheit.«
Renly lachte. »Loras, bleibt hier und helft mir beten. Es ist schon so lange her, ich glaube, ich habe vergessen, wie es geht. Was den Rest betrifft: Beim ersten Licht sitzt jeder von Euch bewaffnet und gerüstet auf seinem Pferd. Stannis soll einen Morgen grauen sehen, den er so schnell nicht wieder vergisst.«
Die Dämmerung legte sich über das Lager, als Catelyn den Pavillon verließ. Ser Robar Rois gesellte sich zu ihr. Sie kannte ihn flüchtig – er war einer von Bronze Yohns Söhnen, sah auf derbe Art gut aus und war als Turnierkämpfer recht bekannt. Renly hatte ihn mit einem Mantel seiner Regenbogengarde und einer blutroten Rüstung beschenkt und ihn zu einem seiner Sieben ernannt. »Ihr seid ein hübsches Stück vom Grünen Tal entfernt, Ser«, sagte sie.
»Und Ihr weit von Winterfell, Mylady«, erwiderte er.
»Ich weiß, was mich hierhergeführt hat, aber weshalb seid Ihr gekommen? Dies ist nicht Eure Schlacht, genauso wenig wie meine.«
»Ich habe sie zu meiner Schlacht gemacht, als ich Renly zu meinem König erkoren habe.«
»Die Rois’ sind Gefolgsleute des Hauses Arryn.«
»Mein Hoher Vater schuldet Lady Lysa die Treue, und ebenso sein Erbe. Der zweitgeborene Sohn muss die Ehre suchen, wo er sie finden kann.« Ser Robar zuckte die Achseln. »Eines Tages ist man die Turniere leid.«
Er war höchstens einundzwanzig, dachte Catelyn, im gleichen Alter wie sein König … doch ihr König, ihr Robb, besaß mit fünfzehn mehr Weisheit, als dieser junge Mann je erwerben würde. Zumindest betete sie dafür, dass dem so war.
In Catelyns kleiner Ecke des Lagers schnitt Shadd Karotten in einen Topf, Hal Mollen würfelte mit dreien seiner Männer aus Winterfell, und Lucas Schwarzhain wetzte seinen Dolch.
»Lady Stark«, grüßte Lucas, »Mollen sagt, bei Tagesanbruch wird es eine Schlacht geben.«
»Hal hat Recht«, antwortete sie. Und außerdem ein loses Mundwerk.
»Kämpfen wir oder fliehen wir?«
»Wir beten, Lucas«, gab sie zurück. »Wir beten.«
SANSA
»Je länger du ihn warten lässt, desto schlimmer wird es für dich«, warnte Sandor Clegane sie.
Sansa versuchte sich zu beeilen, doch ihre Finger verfingen sich in den Knöpfen und Knoten. Der Bluthund sprach immer so grob, doch die Art, wie er sie anschaute, erfüllte sie mit Entsetzen. Hatte Joffrey etwas über ihre Treffen mit Ser Dontos herausgefunden? Bitte nicht, schoss es ihr durch den Kopf, während sie ihr Haar bürstete. Ser Dontos war ihre einzige Hoffnung. Ich muss hübsch aussehen, Joff mag es, wenn ich schön bin, er hat mich immer in diesem Kleid, in dieser Farbe gemocht. Sie strich den Stoff glatt. Über der Brust spannte er sich.
Nachdem sie hinausgetreten waren, ging Sansa auf der rechten Seite des Bluthundes, der von den Brandnarben in seinem Gesicht abgewandten. »Sagt mir, was ich getan habe.«
»Nicht du. Dein königlicher Bruder.«
»Robb ist ein Verräter.« Sansa kannte den Satz in- und auswendig. »Was immer er auch getan haben mag, ich habe keinerlei Anteil daran.« Götter, seid gnädig, bitte nicht der Königsmörder. Wenn Robb Jaime Lennister etwas angetan hatte, würde sie das ihr Leben kosten. Sie dachte an Ser Ilyn und seine schrecklichen blassen Augen, die unbarmherzig aus dem hageren, pockennarbigen Gesicht hervorstarrten.
Der Bluthund schnaubte. »Sie haben dich gut abgerichtet, kleiner Vogel.« Er führte sie über den unteren Hof, wo sich bei den Zielscheiben der Bogenschützen eine große
Menschenmenge versammelt hatte. Männer traten zur Seite, um sie durchzulassen. Sie hörte Lord Gil husten. Herumlungernde Stallburschen musterten sie dreist, doch Ser Horas Rothweyn wandte den Blick ab, als sie vorbeigingen, und Ser Hobber gab vor, sie überhaupt nicht zu bemerken. Eine gelbe Katze lag auf dem Boden; sie verendete gerade an einem Armbrustbolzen, der aus ihren Rippen ragte, und
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