Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
ich habe immer noch die größere Armee.« Renly schob die Hand in seinen Umhang. Stannis bemerkte die Bewegung und griff nach seinem Schwert, doch bevor er die Klinge ziehen konnte, holte sein Bruder einen … Pfirsich hervor. »Möchtest du einen, Bruder?«, fragte Renly lächelnd. »Aus Rosengarten. So etwas Süßes hast du noch nie gegessen, das verspreche ich dir.« Er biss hinein. Der Saft rann ihm aus den Mundwinkeln.
»Ich bin nicht hergekommen, um Obst zu essen.« Stannis kochte vor Zorn.
»Mylords!«, rief Catelyn. »Wir sollten die Bedingungen für ein Bündnis besprechen, anstatt uns gegenseitig zu verhöhnen. «
»Dem Geschmack eines Pfirsichs sollte sich kein Mann verweigern«, sagte Renly, während er den Kern fortwarf. »Möglicherweise ist das seine letzte Chance. Das Leben ist kurz, Stannis. Denk dran, was die Starks sagen: Der Winter naht.« Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
»Ich bin auch nicht hergekommen, um mich bedrohen zu lassen.«
»Wurdest du auch nicht«, fauchte Renly zurück. »Wenn ich dir drohe, wirst du es schon merken. Um der Wahrheit willen, ich habe dich nie gemocht, Stannis, aber du bist von
meinem Blut, und deshalb möchte ich dich nicht töten. Wenn du also Sturmkap möchtest, nimm es … als Geschenk eines Bruders. So wie es Robert einst mir gab, reiche ich es an dich weiter.«
»Es gehört dir gar nicht. Dem Recht nach steht es mir zu.«
Seufzend drehte sich Renly halb im Sattel um. »Was soll ich bloß mit diesem Bruder anfangen, Brienne? Er nimmt meinen Pfirsich nicht an, meine Burg will er auch nicht, er ist nicht einmal zu meiner Hochzeit erschienen …«
»Wir wissen beide, dass deine Hochzeit ein Mummenschanz war. Vor einem Jahr wolltest du das Mädchen noch zu einer von Roberts Huren machen.«
»Vor einem Jahr wollte ich sie zu Roberts Königin machen«, entgegnete Renly, »aber was zählt das schon? Der Keiler hat Robert bekommen, und ich Margaery. Und sie ist als Jungfrau zu mir gekommen.«
»In deinem Bett wird sie vermutlich auch als solche sterben. «
»Oh, ich erwarte, dass ich im nächsten Jahr einen Sohn von ihr bekommen werde. Und nun, Stannis, wie viele Söhne hast du? Ach ja – keinen.« Renly lächelte unschuldig. »Und was deine Tochter betrifft, so kann ich dich verstehen. Wenn meine Frau so aussähe wie deine, würde ich auch lieber den Narren zu ihr schicken.«
»Genug!«, brüllte Stannis. »Ich lasse mich nicht verhöhnen, verstanden? Das lasse ich nicht zu! « Er riss das Langschwert aus der Scheide. Der Stahl glänzte seltsam hell im fahlen Sonnenlicht, mal rot, mal gelb, mal blendend weiß. Die Luft um die Klinge herum schien wie von Hitze zu flimmern.
Catelyns Pferd wieherte und trat einen Schritt zurück, doch Brienne, die ebenfalls das Schwert gezogen hatte, ritt zwischen die beiden Brüder. »Steckt Eure Klinge ein«, schrie sie Stannis an.
Cersei Lennister lacht sich tot, dachte Catelyn müde.
Stannis deutete mit der schimmernden Klinge auf seinen Bruder. »Es ist nicht so, als würde ich keine Gnade kennen«, donnerte ausgerechnet er, der niemals Gnade walten ließ. »Und ich will Lichtbringer auch nicht mit dem Blut meines Bruders besudeln. Im Namen der Mutter, die uns beide zur Welt gebracht hat, werde ich dir eine Nacht Zeit lassen, deine Torheit zu überdenken, Renly. Senk deine Fahnen und komm vor der Dämmerung zu mir, dann werde ich dir Sturmkap und deinen alten Sitz im Rat geben und dich sogar zu meinem Erben ernennen, solange ich keinen Sohn habe. Verweigerst du dich mir, werde ich dich vernichten.«
Renly lachte. »Stannis, das ist ein sehr hübsches Schwert, das versichere ich dir, aber ich glaube, sein Glanz hat deine Augen getrübt. Schau einmal über das Feld, Bruder. Kannst du all die Banner dort sehen?«
»Meinst du, ein paar Ballen Tuch machen dich zum König? «
»Tyrells Schwerter machen mich zum König. Esch und Tarly und Caron machen mich zum König, mit Axt und Streithammer und Morgenstern. Pfeile von Tarth und Lanzen von Fünfrosen. Fossowey, Cuy, Mullendor, Estermont, Selmy, Hohenturm, Eichenherz, Kranich, Kaswell, Schwarzgitter, Morrigen, Biengraben, Schermer, Dunn, Fersen … sogar das Haus Florent, die Onkel und Brüder deiner eigenen Frau, sie alle machen mich zum König. Alle Ritter des Südens reiten an meiner Seite, und das ist noch der kleinste Teil meiner Macht. Meine Fußsoldaten folgen ihnen, hunderttausend Schwerter und Speere und Piken. Und du willst mich vernichten ?
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