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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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nächste Geisel an der Reihe sein, und dann wieder eine bei Sonnenuntergang. Jeden Morgen und
jeden Abend wird jemand sterben, bis Ihr abgezogen seid. Mir mangelt es nicht an Geiseln.« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern wendete Lächler und ritt zurück zur Burg, zuerst gemächlich, dann ließ ihn jedoch der Gedanke an die Bogenschützen hinter ihm einen leichten Galopp einschlagen. Die kleinen Köpfe beobachteten ihn von ihren Spießen, ihre geteerten und gehäuteten Gesichter wurden mit jedem Meter größer; zwischen ihnen stand die kleine Beth Cassel weinend mit der Schlinge um den Hals. Theon gab Lächler die Sporen und trieb ihn zu vollem Galopp an. Lächlers Hufschlag dröhnte auf der Brücke wie Trommeln.
    Im Hof stieg er ab und reichte Wex die Zügel. »Das wird sie vielleicht zurückhalten«, sagte er zu dem Schwarzen Lorren. »Bei Sonnenuntergang werden wir es genau wissen. Hol das Mädchen herein und pass auf sie auf.« Unter dem Leder, dem Stahl und der Wolle war er schweißnass. »Ich brauche einen Becher Wein. Ein Bottich Wein wäre noch besser.«
    In Ned Starks Schlafgemach brannte ein Feuer. Theon saß neben dem Kamin und füllte sich einen Becher mit einem schweren Roten aus dem Keller der Burg, einem Wein, der so sauer war wie seine Stimmung. Sie werden angreifen, dachte er verbittert. Ser Rodrik liebt seine Tochter, aber er ist der Kastellan und vor allem ein Ritter. Hätte Theon dort mit einer Schlinge um den Hals gestanden und Lord Balon die Armee draußen befehligt, wären die Schlachthörner längst zum Angriff geblasen worden, daran zweifelte er nicht. Er sollte den Göttern dafür danken, dass Ser Rodrik kein Eisenmann war. Die Männer der Grünen Lande waren aus weicherem Holz geschnitzt, obwohl Theon nicht sicher war, ob es sich als weich genug erweisen würde.
    Wenn nicht, wenn der alte Mann den Befehl gab, die Burg zu stürmen, würde Winterfell fallen; in dieser Hinsicht machte sich Theon keine Illusionen. Seine Siebzehn würden jeder drei, vier oder fünf Mann töten, am Ende würden sie jedoch überwältigt werden.

    Über den Rand seines Bechers starrte Theon in die Flammen und grübelte darüber nach, wie ungerecht das alles war. »Ich bin neben Robb Stark in den Wisperwald geritten«, murmelte er. In jener Nacht hatte er Angst gehabt, jedoch nicht so wie jetzt. Es war eine Sache, inmitten von Freunden in die Schlacht zu ziehen, und eine ganz andere, einsam und verlassen seinem Untergang entgegenzusehen. Gnade, dachte er elendig.
    Da der Wein keinen Trost spendete, schickte er Wex, seinen Bogen zu holen, und ging hinunter in den alten Innenhof. Dort stand er und schoss Pfeil um Pfeil auf die Zielscheiben ab, hielt nur inne, um die Pfeile für die nächste Runde wieder herauszuziehen, bis seine Schultern schmerzten und seine Finger blutig waren. Mit diesem Bogen habe ich Bran das Leben gerettet, erinnerte er sich. Ich wünschte, ich könnte nun meins retten. Frauen kamen zum Brunnen, verweilten dort jedoch nicht; was sie auf Theons Gesicht sahen, vertrieb sie rasch wieder.
    Hinter ihm ragte der eingestürzte Turm auf, dessen Spitze gezackt war wie eine Krone, nachdem ein Feuer die oberen Stockwerke vor langer Zeit hatte zusammenbrechen lassen. Mit der Sonne bewegte sich auch der Schatten des Turms, wurde länger und griff wie ein schwarzer Arm nach Theon Graufreud. Als die Sonne schließlich die Mauer berührte, hatte der Schatten ihn gepackt. Wenn ich das Mädchen hänge, werden die Nordmänner sofort angreifen, dachte er, während er einen Pfeil fliegen ließ. Lasse ich sie nicht hängen, wissen sie, dass ich nur leere Drohungen ausstoße. Er legte einen weiteren Pfeil ein. Es gibt keinen Ausweg, keinen.
    »Wenn Ihr hundert Bogenschützen hättet, die so gut wären wie Ihr, hättet Ihr eine Chance, die Burg zu halten«, sagte eine Stimme leise hinter ihm.
    Als er sich umdrehte, stand Maester Luwin hinter ihm. »Lasst mich in Ruhe«, befahl Theon ihm. »Ich habe genug von Eurem Rat.«

    »Und Leben? Habt Ihr davon auch genug, Mylord Prinz?«
    Er hob den Bogen. »Ein Wort noch, und dieser Pfeil durchbohrt Euer Herz.«
    »Das würdet Ihr nicht tun.«
    Theon zog die grauen Gänsefedern am Schaft bis an die Wange. »Wollt Ihr darüber eine Wette abschließen?«
    »Ich bin Eure letzte Hoffnung, Theon.«
    Ich habe keine Hoffnung, dachte er. Dennoch senkte er den Bogen etwas. »Davonrennen werde ich nicht.«
    »Von Flucht spreche ich nicht. Legt das Schwarz an.«
    »Die Nachtwache?«

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