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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Hohen Septon kniete und den Segen für die Reise entgegennahm. Das Sonnenlicht leuchtete auf seiner Kristallkrone und warf Regenbögen auf Myrcellas nach oben gewandtes Gesicht. Wegen des Lärms am Ufer konnte er die Gebete nicht verstehen. Er hoffte, die Götter hatten schärfere Ohren. Der Hohe Septon war fett und aufgeblasen und hatte sogar noch mehr Ausdauer als Pycelle. Genug, alter Mann, nun komm schon zum Schluss , dachte Tyrion gereizt. Die Götter haben Besseres zu tun, als dir zuzuhören, und ich auch.
    Nachdem das Leiern und Murmeln endlich ein Ende hatte, verabschiedete sich Tyrion vom Kapitän der Robs Hammer. »Geleitet meine Nichte sicher nach Braavos, und bei Eurer Rückkehr wartet die Ritterwürde auf Euch«, versprach er.
    Während er über die steile Planke zum Kai hinunterging, spürte er unfreundliche Blicke auf sich gerichtet. Die Galeere schaukelte sanft, und wegen dieser Bewegung watschelte er noch mehr als sonst. Ich wette, am liebsten würden sie alle laut über mich lachen. Doch getraute sich das niemand offen, wenngleich er zwischen dem Ächzen von Tauen und Holz und dem Rauschen des Flusses leises Murmeln hörte. Nun,
sie lieben mich nicht, dachte er. Wen wundert’s? Ich bin satt und hässlich, während sie hungern.
    Bronn eskortierte ihn durch die Menge zu seiner Schwester und ihren Söhnen. Cersei ignorierte ihn und bedachte lieber ihren Vetter mit einem Lächeln. Tyrion sah zu, wie sie Lancel bezauberte, ihre Augen waren so grün wie die Smaragde an ihrem schlanken, weißen Hals. Er grinste verschlagen vor sich hin. Ich kenne dein Geheimnis, Cersei, dachte er. Seine Schwester hatte in letzter Zeit ein wenig zu oft den Hohen Septon aufgesucht, um den Segen der Götter im bevorstehenden Kampf mit Lord Stannis zu erbitten … das sollte er jedenfalls glauben. In Wirklichkeit legte Cersei nach einem kurzen Besuch in der Großen Septe von Baelor einen schlichten braunen Reisemantel an und stahl sich davon zu einem Treffen mit einem gewissen Heckenritter mit dem unwahrscheinlichen Namen Ser Osmund Schwarzkessel und seinen ähnlich zwielichtigen Brüdern Osney und Osfryd. Lancel hatte ihm alles darüber erzählt. Cersei wollte mit Hilfe der Schwarzkessels ihre eigene Söldnertruppe aufstellen.
    Nun, mochte sie sich daran erfreuen, ihre Komplotte zu schmieden. Sie war viel umgänglicher, wenn sie überzeugt war, ihn überlistet zu haben. Die Schwarzkessels schmeichelten ihr, nahmen ihre Münzen und versprachen ihr alles, worum sie bat, und warum auch nicht, denn Bronn zahlte ihnen für jede Kupfermünze noch eine weitere drauf. Liebenswerte Schufte waren die drei, und in Wirklichkeit waren sie im Betrügen viel begabter als im Blutvergießen. Cersei hatte es geschafft, sich drei leere Trommeln zu kaufen; sie würden einen fürchterlichen Lärm machen, doch innen waren sie hohl. Tyrion hätte sich totlachen mögen.
    Hörner erklangen, als die Löwenstern und die Lady Lyanna ablegten und sich flussabwärts bewegten, um den Weg für die Seeschwalbe frei zu machen. Aus der Menge, die sich an den Ufern drängte, lösten sich einige wenige Jubelrufe, die so rasch vergingen wie die dünnen, zerfetzten Wolken,
die über ihre Köpfe hinwegzogen. Myrcella lächelte und winkte vom Deck aus. Hinter ihr stand Arys Eichenherz in seinem wehenden weißen Mantel. Der Kapitän ließ die Leinen losmachen, und die Ruderer schoben die Seeschwalbe in die kräftige Strömung des Schwarzwassers, wo sich die Segel im Wind blähten – Tyrion hatte auf gewöhnlichen weißen Segeln statt des Purpurrots der Lennisters bestanden. Prinz Tommen schluchzte. »Du jammerst wie ein Säugling«, zischte sein Bruder. »Prinzen dürfen nicht weinen.«
    »Prinz Aemon der Drachenritter hat auch geweint an dem Tag, an dem Prinzessin Naerys seinen Bruder Aegon heiratete«, sagte Sansa Stark, »und die Zwillinge Ser Arryk und Ser Erryk sind mit Tränen auf den Wangen gestorben, nachdem sie sich gegenseitig tödliche Wunden zugefügt hatten.«
    »Seid still, oder ich lasse Euch von Ser Meryn eine tödliche Wunde zufügen«, wies Joffrey seine Verlobte zurecht. Tyrion warf seiner Schwester einen Blick zu, doch Cersei lauschte gerade Ser Balon Swann, der ihr etwas erzählte. Sieht sie wirklich nicht, was er ist?, fragte er sich.
    Draußen auf dem Fluss holte man an Bord der Wagewind die Ruder ein und glitt im Kielwasser der Seeschwalbe dahin. Als Letztes folgte König Roberts Hammer, der ganze Stolz der königlichen Flotte … zumindest

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