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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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des Teils der Flotte, der nicht im letzten Jahr mit Stannis nach Drachenstein geflohen war. Tyrion hatte die Schiffe sorgfältig ausgesucht und jene Kapitäne vermieden, deren Treue zweifelhaft sein könnte, wobei er sich auf Varys’ Angaben verlassen hatte … doch da Varys selbst ein Verbündeter von fragwürdiger Treue war, den man besser nicht aus den Augen ließ, blieben gewisse Zweifel. Ich verlasse mich zu sehr auf Varys, überlegte er sich. Ich brauche meine eigenen Ohrenbläser. Nicht, dass ich denen trauen würde. Vertrauen konnte tödlich sein.
    Abermals fragte er sich, was mit Kleinfinger geschehen sein konnte. Von Petyr Baelish gab es keine Nachrichten, seit er nach Bitterbrück aufgebrochen war. Das bedeutete möglicherweise
gar nichts – oder auch sehr viel. Selbst Varys wusste es nicht zu sagen. Der Eunuch meinte, Kleinfinger habe unterwegs womöglich ein Unglück ereilt, er sei vielleicht schon tot. Tyrion hatte nur spöttisch geschnaubt. »Wenn Kleinfinger tot ist, bin ich ein Riese.« Wahrscheinlicher war, dass sich die Tyrells gegen die vorgeschlagene Heirat sträubten. Wenn ich Maes Tyrell wäre, würde ich lieber Joffreys Kopf auf einer Lanze als seinen Schwanz in meiner Tochter sehen.
    Die kleine Flotte war bereits weit in die Bucht hinausgefahren, als Cersei fand, es sei Zeit zum Gehen. Bronn brachte Tyrions Pferd herbei und half ihm beim Aufsteigen. Das war eigentlich Podrick Payns Aufgabe, doch sie hatten Pod im Roten Bergfried zurückgelassen. Der hagere Söldner war eine wesentlich abschreckendere Erscheinung als der Junge.
    Die schmalen Straßen waren von Männern der Stadtwache gesäumt, die die Menge mit ihren Speerschäften auf Abstand hielten. Ser Jaslyn Amwasser ritt an der Spitze einer Gruppe von Lanzenreitern in schwarzen Kettenhemden und goldenen Umhängen vornweg. Hinter ihm folgten Ser Aron Santagar und Ser Balon Swann, welche die Banner des Königs trugen, den Löwen der Lennisters und den gekrönten Hirsch der Baratheons.
    König Joffrey saß auf einem hohen grauen Zelter. Auf seinen goldenen Locken ruhte eine goldene Krone. Sansa Stark ritt eine Fuchsstute, blickte weder nach links noch rechts, und ihr Haar wallte unter einem mit Mondsteinen verzierten Netz auf ihre Schultern. Zwei Männer der Königsgarde flankierten das Paar, der Bluthund zur Rechten des Königs und Ser Mandon Moor zur Linken des Starkmädchens.
    Als Nächster folgte der schniefende Tommen zusammen mit Ser Preston Grünfeld in weißer Rüstung und Umhang, daraufhin Cersei, die von Ser Lancel begleitet und von Meryn Trant und Boros Blount beschützt wurde. Tyrion gesellte sich zu seiner Schwester. Dann kam der Hohe Septon in seiner
Sänfte und ein langes Gefolge von Höflingen – Ser Horas Rothweyn, Lady Tanda und ihre Tochter, Jalabhar Xho, Lord Gil Rosby und der Rest. Eine doppelte Kolonne Wachen bildete die Nachhut.
    Die unrasierte und ungewaschene Menge hinter der Reihe aus Speeren starrte die Reiter mit dumpfem Groll an. Mir gefällt das ganz und gar nicht, dachte Tyrion. Bronn hatte ungefähr zwanzig Söldner in der Menge verteilt, die jeden Ärger verhindern sollten, bevor er überhaupt losging. Vielleicht hatte Cersei etwas Ähnliches mit den Schwarzkessels verabredet. Irgendwie hatte Tyrion das Gefühl, es würde nicht viel helfen. Wenn das Feuer zu heiß wurde, konnte man den Pudding nicht dadurch vor dem Anbrennen retten, dass man eine Handvoll Rosinen in den Topf warf.
    Sie überquerten den Fischmarkt und ritten den Schlammweg entlang, ehe es in die scharfe Haarnadelkurve Aegons Hohen Hügel hinaufging. Ein paar Zuschauer stimmten ein »Joffrey! Heil! Heil!« an, während der König vorbeiritt, doch für jeden, der mit in den Ruf einfiel, hüllten sich hundert andere in Schweigen. Die Lennisters zogen durch ein Meer von zerlumpten Männern und hungrigen Frauen, durch eine Woge verdrießlicher Blicke. Vor ihm lachte Cersei über etwas, das Lancel gesagt hatte, obwohl die Fröhlichkeit offensichtlich aufgesetzt war. Seine Schwester konnte die Unruhe um sie herum nicht übersehen haben, wenngleich sie stets glaubte, Tapferkeit zur Schau tragen zu müssen.
    Ungefähr auf der halben Strecke drängte sich eine jammernde Frau zwischen zwei Wachen hindurch, rannte vor dem König auf die Straße und hielt ihm den Leichnam ihres toten Kindes entgegen. Der Säugling war blau und aufgedunsen und sah grotesk aus, doch wirklich erschreckend waren die Augen der Mutter. Joffrey schien sie einen Augenblick

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