Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Wie wurde er dann getötet?«
    Einen Augenblick lang erwiderte Varys nichts. Man hörte nur den Hufschlag auf dem Pflaster. Endlich räusperte sich der Eunuch. »Mylord, glaubt Ihr an die alten Kräfte?«
    »Meint Ihr Magie?«, fragte Tyrion ungeduldig zurück. »Blutzauber, Flüche, Gestaltwandel, solche Dinge?« Er schnaubte. »Wollt Ihr mir etwa einreden, dass Ser Cortnay den Tod durch Magie fand?«
    »Ser Cortnay hat Lord Stannis am Morgen des Tages, an dem er starb, zum Zweikampf herausgefordert. Ich frage Euch, ist das die Handlung eines verzweifelten Mannes? Dann ist da außerdem noch der höchst geheimnisvolle und gleichzeitig überaus vorteilhafte Mord an Lord Renly, als sich sein Heer gerade zur Schlacht formierte, um seinen Bruder vom Feld zu fegen.« Der Eunuch hielt kurz inne. »Mylord, Ihr habt mich einmal gefragt, wie es dazu kam, dass ich beschnitten wurde.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Tyrion. »Ihr wolltet nicht darüber reden.«
    »Das möchte ich jetzt immer noch nicht, aber …« Die Pause war länger als die vorhergehende, und als Varys weitersprach, klang seine Stimme plötzlich anders. »Ich war ein
Waisenjunge und der Lehrling einer herumziehenden Truppe von Mimen. Unser Meister besaß eine dicke kleine Kogge, und wir segelten über die Meerenge hin und her und traten überall in den Freien Städten auf und manchmal auch in Altsass und Königsmund.
    Eines Tages kam in Myr ein Mann zu unserem Mummenschanz. Nach der Vorstellung unterbreitete er meinem Meister ein Angebot, mich zu kaufen, das für diesen zu verlockend war, um es abzulehnen. Ich war entsetzt, weil ich fürchtete, der Mann wolle das mit mir machen, was, wie ich gehört hatte, manche Männer mit kleinen Jungen tun, aber in Wahrheit brauchte er nur eines von mir: meine Männlichkeit. Er verabreichte mir einen Trank, durch den ich weder sprechen noch mich bewegen konnte, der meine Sinne aber trotzdem nicht beeinträchtigte. Mit einer langen, hakenförmigen Klinge schnitt er mir Hoden, Wurzel und Schaft ab. Die ganze Zeit über sang er seltsame Lieder. Ich beobachtete ihn dabei, wie er meine Männlichkeit auf einer Kohlenpfanne verbrannte. Die Flammen wurden blau, und ich hörte eine Stimme, die seinem Ruf antwortete, obwohl ich die Worte nicht verstand, die sie beide sprachen.
    Als er mit mir fertig war, waren die anderen Mimen längst weitergezogen. Nachdem ich meinen Zweck erfüllt hatte, interessierte sich der Mann nicht mehr für mich und warf mich hinaus. Als ich ihn fragte, was ich nun tun solle, antwortete er mir, dass ich sterben solle. Um es ihm zu zeigen, entschloss ich mich zu leben. Ich bettelte und stahl. Und ich verkaufte jene Teile meines Körpers, die mir geblieben waren. Bald war ich so gut wie jeder andere Dieb in Myr, und während ich älter wurde, lernte ich, dass der Wert der Briefe im Geldbeutel eines Mannes oftmals den der Münzen bei weitem überstieg.
    Doch noch immer kehrt diese Nacht in meinen Träumen wieder, Mylord. Nicht der Zauberer oder die Klinge, nicht einmal der Anblick meiner Männlichkeit, die beim Verbrennen
zusammenschrumpfte. Ich träume von der Stimme. Die Stimme aus den Flammen. War das ein Gott, ein Dämon oder nur der Trick eines Beschwörers? Ich kann es Euch nicht sagen, und ich kenne alle Tricks. Nur eins kann ich Euch sagen, und das ist sicher: Er hat die Stimme gerufen, und sie hat geantwortet, und seit diesem Tag hasse ich Magie und alle, die sie ausüben. Falls Lord Stannis zu diesen Menschen gehört, wünsche ich ihm den Tod.«
    Nachdem er geendet hatte, ritten sie eine Weile lang schweigend dahin. Schließlich meinte Tyrion: »Eine grauenhafte Geschichte. Es tut mir leid.«
    Der Eunuch seufzte. »Es tut Euch leid, aber Ihr glaubt mir nicht. Nein, Mylord, Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Ich war benebelt und hatte Schmerzen, und das alles ist sehr lange her und hat sich weit, weit jenseits des Meeres zugetragen. Ohne Zweifel habe ich diese Stimme nur geträumt. Das habe mir auch schon tausend Mal eingeredet.«
    »Ich glaube an stählerne Schwerter, goldene Münzen und den Verstand des Menschen«, sagte Tyrion. »Und ich glaube, dass es einst Drachen gegeben hat. Immerhin habe ich ihre Schädel gesehen.«
    »Hoffen wir, dass das das Schlimmste war, was Ihr jemals sehen müsst, Mylord.«
    »Darauf können wir uns einigen.« Tyrion lächelte. »Und was Ser Cortnays Tod betrifft: Nun, Stannis hat Kapitäne mit ihren Schiffen aus den Freien Städten angeheuert. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher