Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Hauses. So hat es mich meine Hohe Mutter jedenfalls gelehrt. Mein Hoher Vater, mein Bruder, mein Onkel, mein Gemahl, sie alle beschützen mich … solange sie allerdings nicht bei mir sind, müsst Ihr in diese Bresche springen, Brienne.«
Brienne neigte den Kopf. »Ich werde mein Bestes tun, Mylady. «
Später am Tag brachte Maester Vyman ihr einen Brief. Sie las ihn sofort, da sie auf eine Nachricht von Robb oder von Ser Rodrik in Winterfell hoffte, doch er stammte von einem gewissen Lord Wiesen, der sich als Kastellan von Sturmkap bezeichnete. Gerichtet war das Schreiben an ihren Vater, ihren Bruder, ihren Sohn oder »an denjenigen, wer auch immer Schnellwasser hält«. Ser Cortnay Fünfrosen war tot, schrieb der Mann, und Sturmkaps Tore waren Stannis Baratheon, dem wahren und rechtmäßigen Erben des Eisernen Throns und von Sturmkap geöffnet worden. Die Besatzung der Burg hatte ihm den Treueid geschworen, und keinem Mann war ein Leid zugefügt worden.
»Außer Ser Cortnay Fünfrosen«, murmelte Catelyn. Sie war dem Mann niemals begegnet, dennoch stimmte sein Tod sie traurig. »Robb sollte sofort davon erfahren«, sagte sie. »Wissen wir, wo er sich aufhält?«
»Den letzten Berichten zufolge marschiert er in Richtung Burg Bruch, das ist der Sitz des Hauses Westerling«, sagte Maester Vyman. »Wenn ich einen Raben nach Aschmark sende, könnte man ihm einen Reiter hinterherschicken.«
»Tut das.«
Catelyn las den Brief noch einmal, nachdem der Maester gegangen war. »Lord Wiesen erwähnt Roberts Bastard nicht«, erklärte sie Brienne. »Ich nehme an, der Junge wurde mit den anderen übergeben, obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht weiß, warum Stannis ihn unbedingt haben wollte.«
»Vielleicht fürchtete er sich vor den Ansprüchen des Jungen? «
»Die Ansprüche eines Bastards? Nein, da muss etwas anderes dahinterstecken … wie sieht dieses Kind aus?«
»Er ist sieben oder acht, ansehnlich, hat schwarzes Haar und helle blaue Augen. Besucher haben ihn oft für Lord Renlys Sohn gehalten.«
»Und Renly sah Robert ähnlich.« Langsam dämmerte es Catelyn. »Stannis will dem Reich den Bastard seines Bruders vorführen, damit jeder Robert in ihm sieht und sich fragt, warum Joffrey ihm nicht so ähnlich ist.«
»Würde das so viel bedeuten?«
»Jene, die auf Stannis’ Seite stehen, werden es als Beweis betrachten. Jene, die sich Joffrey angeschlossen haben, werden es für unwichtig halten.« Ihre eigenen Kinder hatten ebenfalls mehr von den Tullys an sich als von den Starks. Arya war die Einzige, die Ned vom Gesicht her ähnelte. Und Jon Schnee, aber der ist nicht mein Sohn . Sie dachte an Jons Mutter, an die geheimnisvolle Geliebte, über die ihr Gemahl niemals gesprochen hatte. Trauert sie ebenso sehr um Ned wie ich? Oder hat sie ihn gehasst, weil er ihr Bett verließ und in meines stieg? Betet sie für ihren Sohn wie ich für die meinen?
Das waren unbehagliche Gedanken und vergebliche dazu. Falls tatsächlich Ashara Dayn von Sternfall Jon geboren hatte, was manche hinter vorgehaltener Hand behaupteten, war sie seit langem tot; falls nicht, besaß Catelyn ansonsten keinen Hinweis darauf, wer Jons Mutter sein könnte. Und was für einen Unterschied machte es schon? Ned war tot, und mit ihm waren seine Lieben und seine Geheimnisse gestorben.
Dennoch wunderte es sie abermals, wie seltsam sich Männer benahmen, wenn es um ihre Bastarde ging. Ned hatte Jon stets in Schutz genommen, und Ser Cortnay Fünfrosen hatte sein Leben für diesen Edric Sturm gegeben, wohingegen Roose Bolton sein Bastard weniger wert gewesen war
als einer seiner Hunde, wenn man es nach dem Ton des eigenartig kalten Briefes beurteilte, den Edmure vor nicht einmal drei Tagen von ihm erhalten hatte. Er habe den Trident überschritten und marschiere nach Harrenhal wie befohlen, hatte er geschrieben. »Eine starke Burg und gut besetzt, aber Seine Gnaden soll sie bekommen, und wenn ich jede einzelne Menschenseele darin töten muss.« Er hoffe, Seine Gnaden würden das gegen die Verbrechen seines Bastards aufrechnen, den Ser Rodrik Cassel getötet hatte. »Dieses Schicksal hatte er zweifelsohne verdient«, hatte Bolton geschrieben. »Verdorbenes Blut ist stets verräterisch, und Ramsay war von Natur aus verschlagen, gierig und grausam. Ich schätze mich glücklich, von ihm befreit zu sein. Die rechtmäßigen Söhne, die mir mein junges Weib versprochen hat, wären niemals sicher gewesen, solange er lebte.«
Heraneilende Schritte
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