Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
erinnern, wie seine Mutter ausgesehen hatte.
Vielleicht hatten Stannis Baratheon und die Starks ihm einen Gefallen erwiesen. Überall in den Sieben Königslanden hatten sie die Geschichte über den Inzest verbreitet, also gab es nichts mehr zu verheimlichen. Warum sollte ich Cersei nicht in aller Öffentlichkeit heiraten und jede Nacht das Bett mit ihr teilen? Die Drachen haben sich stets mit ihren Schwestern vermählt. Septone, Lords und das gemeine Volk hatten mehrere Jahrhunderte lang über diese Eigenheit der Targaryen hinweggesehen, sollten sie doch das Gleiche für das Haus Lennister tun. Zwar würde damit Joffreys Anspruch auf die Krone erschüttert, so viel stand fest, doch schließlich hatte schon Robert den Eisernen Thron mit Schwertern erobert, und auch Joffrey könnte sich mit Schwertern darauf halten, gleichgültig, aus wessen Samen er entsprungen war. Wir könnten ihn mit Myrcella verheiraten, nachdem wir Sansa Stark zu ihrer Mutter zurückgeschickt haben. Dann würde das Reich wissen, dass die Lennisters über den Gesetzen stehen wie die Götter und die Targaryen.
Jaime hatte beschlossen, Sansa tatsächlich zurückzuschicken,
und das jüngere Mädchen ebenso, falls man es fand. Es ging ihm nicht so sehr darum, seine verlorene Ehre wiederherzustellen, eher amüsierte ihn der Gedanke, sein Wort zu halten, wenn alle Niedertracht von ihm erwarteten.
Sie ritten gerade an einem plattgetrampelten Weizenfeld und einer niedrigen Steinmauer vorbei, als Jaime ein leises Sirren hinter sich hörte. Es klang so, als wären ein Dutzend Vögel auf einmal aufgeflogen. » Runter !«, schrie er und warf sich auf den Hals seines Pferdes. Der Hengst wieherte schrill und bäumte sich auf, als ihn ein Pfeil in die Kruppe traf. Weitere Pfeile flogen zischend vorbei. Jaime sah, wie Ser Cleos aus dem Sattel taumelte und herumgewirbelt wurde, als sein Fuß im Steigbügel hängen blieb. Sein Zelter ging durch, Frey wurde schreiend hinterhergeschleift, und sein Kopf schlug wieder und wieder auf den Boden.
Jaimes Hengst schnaubte und schnaufte vor Schmerz und galoppierte schwerfällig an. Er selbst wandte sich nach Brienne um. Sie saß noch im Sattel, ein Pfeil ragte aus ihrem Rücken, ein zweiter aus ihrem Bein, doch sie schien sie gar nicht zu spüren. Er sah, wie sie ihr Schwert zog, das Pferd im Kreis drehte und nach den Bogenschützen Ausschau hielt. »Hinter die Mauer«, rief Jaime und rang mit seinem halb blinden Pferd, um es zurück in den Kampf zu treiben. Der Zügel hatte sich in seinen verfluchten Ketten verfangen, und schon wieder war die Luft voller Pfeile. » Auf sie !«, schrie er und gab seinem Pferd die Sporen. Das armselige alte Tier holte aus irgendwelchen Winkeln seines Körpers einen Rest von Kraft hervor. Plötzlich rannte es über das Weizenfeld und warf Schwaden von Häcksel hinter sich auf. Jaime blieb gerade noch genug Zeit, um zu denken: Das Mädel sollte mir besser folgen, ehe sie erkennen, dass sie von einem unbewaffneten Mann in Ketten angegriffen werden , da hörte er sie schon hinter sich. »Dämmerhall«, rief sie, während ihr Ackergaul vorbeidonnerte. Sie schwang ihr Langschwert. »Tarth! Tarth!«
Ein letzter Pfeil flog ohne Schaden vorbei, dann löste sich
die Reihe der Bogenschützen auf und lief davon, so wie Bogenschützen ohne Deckung stets vor dem Angriff von Rittern flohen. Brienne zügelte ihr Pferd an der Mauer. Als Jaime bei ihr eintraf, waren die Angreifer bereits zwanzig Meter weiter im Wald verschwunden. »Ist Euch die Lust am Kampf vergangen? «
»Sie sind geflohen.«
»Das ist der beste Zeitpunkt, sie zu töten.«
Brienne schob das Schwert in die Scheide. »Warum habt Ihr sie angegriffen?«
»Bogenschützen sind nur so lange unerschrocken, solange sie sich hinter Mauern verschanzen und Euch aus der Ferne beschießen können, doch sobald man auf sie losgeht, laufen sie davon. Sie wissen, was geschieht, wenn man sie erwischt. Ihr habt einen Pfeil im Rücken, wisst Ihr das? Und einen im Bein. Ihr solltet mir erlauben, mich darum zu kümmern.«
»Ihr?«
»Wer sonst? Als ich Vetter Cleos das letzte Mal gesehen habe, hat sein Pferd mit seinem Kopf eine Furche gepflügt. Obgleich ich denke, dass wir ihn suchen sollten. Er ist immerhin eine Art Lennister.«
Bald fanden sie Cleos, der noch immer im Steigbügel hing. Ein Pfeil steckte in seinem Arm, ein zweiter in seiner Brust, trotzdem war es der Erdboden gewesen, der ihn das Leben gekostet hatte. Die Oberseite seines Kopfes war
Weitere Kostenlose Bücher