Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
sie das auch nicht erwartet. Während sich das Prasseln des Regens auf dem Dach mit dem Atem ihres Vaters vereinte, dachte sie über Jeyne nach. Das Mädchen schien ein gutes Herz zu haben, genau wie Robb gesagt hatte. Und breite Hüften, was sich vielleicht als wichtiger herausstellen wird.
JAIME
Sie ritten durch die breite Schneise der Zerstörung, die sich zwei Tagesritte weit auf beiden Seiten des Königswegs entlangzog, meilenweit durch schwarze Felder und Obstgärten, in denen die Stämme toter Bäume entlaubt in die Höhe ragten. Die Brücken waren ebenfalls niedergebrannt, und die Bäche schwollen unter dem Herbstregen so sehr an, dass sie lange Umwege machen mussten, um Furten zu finden. Des Nachts heulten die Wölfe, doch nie stießen sie auf Menschen.
In Jungfernteich wehte Lord Mutons roter Lachs noch über der Burg oben auf dem Hügel, doch die Mauern der Stadt waren verlassen, die Tore aufgebrochen und die Hälfte der Häuser und Läden ausgebrannt oder geplündert. Außer einigen wilden Hunden, die bei ihrem Näherkommen davonschlichen, sahen sie keine Lebewesen. In dem großen Teich, welcher der Stadt ihren Namen gab und in dem der Legende zufolge Florian der Narr die schöne Jonquil beim Bade mit ihren Schwestern zum ersten Mal erblickt hatte, trieben so viele verwesende Leichen, dass sich das Wasser in eine trübe graugrüne Suppe verwandelt hatte.
Jaime warf einen Blick darauf und stimmte ein Lied an. » Sechs Jungfern baden in einem Quellenteich ...«
»Was tut Ihr?«, wollte Brienne wissen.
»Ich singe. ›Sechs Jungfern baden in einem Quellenteich‹, sicherlich habt Ihr es schon einmal gehört. Und es waren auch schüchterne kleine Jungfrauen. So ähnlich wie Ihr. Ein bisschen hübscher, das garantiere ich Euch.«
»Seid still«, sagte das Mädel mit einem Blick, der andeutete, dass sie ihn liebend gern zusammen mit den Leichen im Teich treibend zurücklassen würde.
»Bitte, Jaime«, bettelte Vetter Cleos. »Lord Muton ist Schnellwassers Vasall, wir wollen ihn doch nicht aus seiner Burg locken. Und in diesem Schutthaufen könnten sich auch andere Feinde verstecken ...«
»Ihre« – er deutete auf Brienne – »oder unsere? Das sind nämlich nicht die Gleichen, Vetterchen. Ich würde zu gern einmal sehen, ob sie das Schwert, das sie trägt, wirklich schwingen kann.«
»Wenn Ihr nicht still seid, lasst Ihr mir keine andere Möglichkeit, als Euch zu knebeln, Königsmörder.«
»Löst mir die Fesseln von den Händen, und ich spiele den ganzen Weg bis nach Königsmund den Stummen. Was könnte schöner sein als das, Mädel?«
» Brienne! Mein Name ist Brienne !« Drei Krähen flatterten erschrocken auf.
»Möchtet Ihr ein Bad nehmen, Brienne?« Er lachte. »Ihr seid eine Jungfer, und dort ist der Teich. Ich wasche Euch den Rücken.« Cersei hatte er als Kind auf Casterlystein auch oft den Rücken gewaschen.
Das Mädel zog ihr Pferd herum und trabte davon. Jaime und Ser Cleos folgten ihr, hinaus aus der Asche von Jungfernteich. Eine halbe Meile weiter wagte sich das Grün wieder in die Welt. Jaime war froh darüber. Das verbrannte Land rief zu viele Erinnerungen an Aerys wach.
»Sie nimmt die Straße nach Dämmertal«, murmelte Ser Cleos. »Es wäre sicherer, der Küste zu folgen.«
»Sicherer, aber langsamer. Ich bin für Dämmertal, Vetterchen. Um die Wahrheit zu sagen, langweilt mich Eure Gegenwart. « Obwohl Ihr ein halber Lennister seid, unterscheidet Ihr Euch gewaltig von meiner Schwester.
Er hatte es nie ertragen können, lange von seiner Zwillingsschwester getrennt zu sein. Schon als Kinder waren sie
zueinander ins Bett gekrochen und hatten eng umschlungen geschlafen. Schon im Leib unserer Mutter. Lange, bevor seine Schwester erblüht und er zur Männlichkeit erwachsen war, hatten sie Stuten und Hengste auf den Wiesen und Rüden und Hündinnen in den Zwingern beobachtet und das Gesehene im Spiel selbst nachgestellt. Einmal hatte die Zofe ihrer Mutter sie dabei erwischt ... Er erinnerte sich nicht, was sie gerade getan hatten, jedenfalls hatte es Lady Joanna schockiert. Ihre Mutter hatte die Zofe fortgeschickt, Jaime ein Schlafzimmer auf der anderen Seite von Casterlystein zugewiesen, eine Wache vor Cerseis Kammer aufgestellt und ihnen eingeschärft, dass sie dies nie, nie wieder tun dürften, oder sie müsse es ihrem Hohen Vater erzählen. Trotzdem hätten sie keine Angst zu haben brauchen. Nicht lange danach starb sie bei Tyrions Geburt. Jaime konnte sich kaum mehr daran
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