Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
»Steuert.«
Hinter den Bäumen sahen sie die Bewegung des Segels. Die Galeere erschien am Anfang der Nebenrinne, fünfundzwanzig Meter hinter ihnen. Ihr Bug schaukelte heftig, als sie herumkam, und ein halbes Dutzend Pfeile wurde abgeschossen, die jedoch alle ihr Ziel verfehlten. Die Bewegung der beiden Boote bereitete den Schützen Schwierigkeiten, aber Jaime wusste, dass sie diese schon bald würden ausgleichen können. Brienne hatte die Mitte des Steilufers erreicht und zog sich weiter und weiter nach oben. Ryger wird sie bestimmt entdecken, und dann wird er sie von den Bogenschützen erledigen lassen. Jaime beschloss auszuprobieren, ob der Stolz des alten Mannes ihn zu einer Dummheit verleiten würde. »Ser Robin«, rief er, »hört mich einen Moment an.«
Ser Robin hob die Hand, und die Schützen senkten die Bögen. »Sagt, was Ihr wollt, Königsmörder, nur beeilt Euch.«
Das Boot trieb zwischen Felsschutt hindurch, während Jaime rief: »Ich kenne einen besseren Weg, diese Angelegenheit zu regeln ... den Kampf Mann gegen Mann. Nur Ihr und ich.«
»Ich wurde nicht erst heute Morgen geboren, Lennister.«
»Nein, nur werdet Ihr wahrscheinlich heute Nachmittag sterben.« Jaime hielt die Hände in die Höhe, damit man seine Handschellen sehen konnte. »Ich trete in Ketten gegen Euch an. Was habt Ihr zu fürchten?«
»Nicht Euch, Ser. Läge die Wahl bei mir, würde ich nichts lieber tun, doch hat man mir befohlen, Euch wenn möglich lebendig zurückzubringen. Bogenschützen.« Er gab ihnen ein Zeichen. »Legt den Pfeil auf. Spannt. Und schie...«
Die Entfernung betrug keine zwanzig Meter. Die Bogenschützen hätten ihr Ziel kaum verfehlt, doch während sie ihre Bögen spannten, ging ein Hagel von Kieselsteinen auf sie nieder. Kleine Steine prasselten auf das Deck, prallten von den Helmen und landeten spritzend auf beiden Seiten des Bugs im Wasser. Diejenigen, die genug Verstand besaßen, hoben den Blick, als sich gerade ein Felsen in der Größe einer Kuh vom oberen Rand des Steilufers löste. Ser Robin schrie entsetzt auf. Der Stein taumelte durch die Luft, schlug auf die Klippe, zerbrach in zwei Stücke und ging auf sie nieder. Das größere Stück zertrümmerte den Mast, zerriss das Segel, warf zwei Bogenschützen in den Fluss und zermalmte einem Ruderer das Bein. Aus der Geschwindigkeit, mit der sich die Galeere mit Wasser füllte, ließ sich schließen, dass das kleinere Bruchstück den Rumpf glatt durchschlagen hatte. Die Schreie des Ruderers hallten vom Steilhang wider, während die Bogenschützen wild mit den Armen um sich schlugen. So wie sie herumplanschten, konnte keiner der beiden schwimmen. Jaime lachte.
Während sie die Nebenrinne verließen und die Galeere durch Tümpel und Gräben trudelte, entschied Jaime Lennister, dass die Götter es gut mit ihm meinten. Ser Robin und seine dreimal verfluchten Bogenschützen würden durchnässt und zu Fuß nach Schnellwasser zurückkehren, und außerdem war er auch von diesem unansehnlichen Mädel befreit. Besser hätte ich es selbst nicht planen können. Wenn ich erst einmal diese Eisen los bin ...
Ser Cleos stieß einen Schrei aus. Jaime blickte auf und entdeckte Brienne ein gutes Stück vor ihnen, da sie den Weg über eine Landzunge abgekürzt hatte, derweil sie dem Flussverlauf gefolgt waren. Sie warf sich von dem Felsen und sah
fast graziös aus, als sie sich zum Kopfsprung streckte. Es wäre überhaupt nicht anständig zu hoffen, dass sie sich den Kopf an einem Stein zertrümmern würde. Ser Cleos drehte das Boot in ihre Richtung. Glücklicherweise hatte Jaime sein Ruder noch. Ein guter Hieb, wenn sie heranschwimmt, und ich bin sie los.
Stattdessen ertappte er sich dabei, wie er ihr das Ruder entgegenstreckte. Brienne packte es, und Jaime zog sie ins Boot. Während er ihr half, rann das Wasser aus ihrem Haar, tropfte aus ihrer durchnässten Kleidung und bildete eine Pfütze auf dem Boden des Bootes. Nass ist sie sogar noch hässlicher. Wer hätte das für möglich gehalten? »Ihr seid ein verflucht dummes Mädel«, sagte er zu ihr. »Wir hätten ohne Euch weitersegeln können. Ich vermute, Ihr erwartet Dank von mir?«
»Von Euch will ich keinen Dank, Königsmörder. Ich habe einen Eid geschworen, Euch sicher nach Königsmund zu bringen.«
»Und den wollt Ihr tatsächlich halten?« Jaime schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Nun, das ist ein wahres Wunder. «
CATELYN
Ser Desmond Grell hatte dem Hause Tully sein ganzes Leben gedient. Er
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