Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Volk.«
»Ja«, stimmte sie zu, »aber nördlich der Sklavenstädte liegt das Dothrakische Meer, und dort leben zwei Dutzend mächtige Khals, die nichts mehr lieben, als Städte zu plündern und deren Bevölkerung in die Sklaverei zu verschleppen.«
»Wohin verschleppen? Wozu sind Sklaven gut, wenn man
die Sklavenhändler getötet hat? Valyria ist nicht mehr, Qarth liegt jenseits der Roten Wüste, und die Neun Freien Städte sind Tausende von Meilen entfernt im Westen. Und eines dürft Ihr gewiss sein, die Söhne der Harpyie zahlen jedem vorbeiziehenden Khal einen großzügigen Tribut, genau wie die Magister in Pentos, Norvos und Myr. Sie wissen genau, wenn sie die Pferdeherren beschenken und sie reich bewirten, werden diese bald weiterreiten. Das ist billiger, als zu kämpfen, und viel sicherer.«
Billiger, als zu kämpfen, dachte Dany. Ja, das könnte sein. Wäre es nur für sie genauso einfach. Wie schön wäre es, mit ihren Drachen nach Königsmund zu segeln und dem Knaben Joffrey eine Truhe mit Gold zu bezahlen, damit er fortging.
»Khaleesi?«, riss Ser Jorah sie aus ihren Gedanken, nachdem sie eine lange Weile geschwiegen hatte. Er berührte sie leicht am Ellbogen.
Dany schüttelte seine Hand mit einem Zucken ab. »Viserys hätte so viele Unbefleckte gekauft, wie er nur bezahlen konnte. Aber Ihr habt einmal gesagt, ich sei wie Rhaegar ...«
»Ich erinnere mich daran, Daenerys.«
»Euer Gnaden«, berichtigte sie ihn. »Prinz Rhaegar hat freie Männer in die Schlacht geführt, keine Sklaven. Weißbart sagt, er habe seine Knappen eigenhändig zum Ritter geschlagen, und viele andere Männer auch.«
»Damals gab es keine höhere Ehre, als den Ritterschlag vom Prinzen von Drachenstein zu erhalten.«
»Sagt mir also ... wenn er einen Mann mit seinem Schwert an der Schulter berührt hat, was hat er dann gesagt? ›Gehe hin und töte die Schwachen‹? Oder ›Gehe hin und verteidige sie‹? Am Trident starben diese tapferen Männer, von denen Viserys gesprochen hat, unter unseren Drachenbannern ... haben sie ihr Leben gegeben, weil sie an Rhaegars Sache glaubten oder weil sie gekauft waren und dafür bezahlt wurden? « Dany wandte sich Mormont zu, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf eine Antwort.
»Meine Königin«, erwiderte der große Mann langsam, »alles, was Ihr sagt, ist wahr. Doch Rhaegar hat am Trident verloren. Er verlor die Schlacht, er verlor den Krieg, er verlor das Königreich, und er verlor sein Leben. Sein Blut trieb zusammen mit den Rubinen seines Brustpanzers flussabwärts, und Robert der Usurpator ist über seine Leiche hinweggeritten und hat ihm den Eisernen Thron gestohlen. Rhaegar hat tapfer gefochten, Rhaegar hat edel gefochten, Rhaegar hat ehrenhaft gefochten. Und Rhaegar ist gefallen.«
BRAN
Durch die verschlungenen Gebirgstäler, die sie jetzt durchwanderten, führten keine Straßen. Zwischen den grauen Steingipfeln lagen stille blaue Seen, lang gezogen, tief und schmal, und endlose Kiefernwälder leuchteten grün. Nachdem sie den Wolfswald verlassen hatten und die alten Feuersteinhügel hinaufgeklettert waren, zeigte sich das Rotbraun und Gold des Herbstlaubs seltener und verschwand gänzlich, als die Hügel zu richtigen Bergen wurden. Riesige graugrüne Wachbäume ragten nun über ihnen auf, Tannen und Fichten und Soldatenkiefern erstreckten sich vor ihnen in verschwenderischer Fülle. Darunter gab es nur spärliches Unterholz, und der Waldboden bestand aus einem Teppich aus dunkelgrünen Nadeln.
Wenn sie sich verirrten, was ein- oder zweimal geschah, brauchten sie nur eine kalte, klare Nacht abzuwarten, wenn die Wolken nicht im Weg waren, und oben am Himmel nach dem Eisdrachen zu suchen. Der blaue Stern im Auge des Drachen wies den Weg nach Norden, hatte Osha ihm einmal erzählt. Beim Gedanken an die Wildlingsfrau fragte sich Bran, wo sie wohl sein mochte. Er stellte sich vor, wie sie mit Rickon und Struppel sicher in Weißwasserhafen saß und mit dem fetten Lord Manderly Aal und Fisch und heiße Krebspastete aß. Oder vielleicht wärmten sie sich am Letzten Herd vor den Feuern des Großjon. Brans Leben dagegen hatte sich in eine endlose Abfolge kalter Tage auf Hodors Rücken verwandelt, wo er in seinem Korb die Berge hinauf- und hinunterritt.
»Rauf und runter«, seufzte Meera manchmal unterwegs,
»dann runter und rauf. Und wieder rauf und runter. Ich hasse deine blöden Berge, Prinz Bran.«
»Gestern hast du noch gesagt, du würdest sie lieben.«
»Oh, ich
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