Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
gefallenen Feinde Rüstung und Pferd bei ihm auslösen wollten, sprach der Ritter vom Lachenden Baum mit dröhnender Stimme durch seinen Helm: ›Lehrt Eure Knappen Ehre und Anstand, das soll Lösegeld genug sein.‹ Nachdem die geschlagenen Ritter ihre Knappen in aller Schärfe gezüchtigt hatten, wurden ihnen Pferd und Rüstung zurückgegeben. Und so wurden die Gebete des kleinen Pfahlbaumanns erhört ... ob von den Grünen Männern oder den alten Göttern oder den Kindern des Waldes, wer weiß das schon zu sagen?«
Es war ein gute Geschichte, entschied Bran, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. »Was ist dann passiert? Hat der Ritter vom Lachenden Baum das Turnier gewonnen und eine Prinzessin geheiratet?«
»Nein«, antwortete Meera. »In dieser Nacht in der großen Burg schworen der Sturmlord und der Ritter der Schädel und Küsse, ihn zu entlarven, und der König selbst drängte Männer, ihn herauszufordern, indem er verkündete, das Gesicht hinter dem Helm gehöre keinem seiner Freunde. Doch am nächsten Morgen, als die Herolde ihre Fanfaren ertönen ließen und der König seinen Platz einnahm, erschienen nur zwei Recken. Der Ritter vom Lachenden Baum war verschwunden.
Der König war zornig, und er schickte sogar seinen Sohn, den Drachenprinzen, auf die Suche nach dem Mann, jedoch fand man lediglich den bemalten Schild, der verlassen in einem Baum hing. Am Ende gewann der Drachenprinz das Turnier.«
»Oh.« Bran ließ sich das Erzählte eine Weile durch den Kopf gehen. »Das war eine gute Geschichte. Nur hätten ihn die drei bösen Ritter verprügeln sollen, nicht ihre Knappen. Und der kleine Pfahlbaumann hätte sie alle drei töten müssen. Der Teil mit den Lösegeldern war dumm. Und der geheimnisvolle Ritter hätte das Turnier gewinnen und die Wolfsmaid zur Königin der Liebe und Schönheit ernennen sollen.«
»Das war sie auch«, erwiderte Meera, »bloß ist das eine traurigere Geschichte.«
»Bist du sicher, dass du sie noch nie gehört hast, Bran?«, fragte Jojen. »Dein Hoher Vater hat sie dir nicht erzählt?«
Bran schüttelte den Kopf. Inzwischen neigte sich der Tag dem Ende zu, und lange Schatten krochen über die Berge und schickten ihre schwarzen Finger durch die Kiefern. Wenn der kleine Pfahlbaumann die Insel der Gesichter besuchen konnte, könnte ich das vielleicht auch. In einem stimmten alle Geschichten überein: Die Grünen Männer besaßen eigenartige magische Kräfte. Vielleicht könnten sie ihm helfen, wieder zu laufen, und ihn sogar zu einem Ritter machen. Den kleinen Pfahlbaumann haben sie zum Ritter gemacht, wenn auch nur für einen Tag, dachte er. Ein Tag würde schon genügen.
DAVOS
So warm zu sein hatte keine Zelle ein Recht.
Ja, es war dunkel. Von der Fackel in dem Halter an der Wand draußen fiel flackernd ein orangefarbener Schein durch die alten Eisenstäbe herein, doch die hintere Hälfte der Zelle blieb düster. Feucht war es ebenfalls, was man auf einer Insel wie Drachenstein durchaus erwarten durfte, wo das Meer nie fern war. Und Ratten gab es, so viele wie in jedem anderen Kerker und noch ein paar mehr.
Allerdings konnte sich Davos nicht über Kälte beschweren. Die glatten Steingänge unter dem großen Drachenstein waren stets warm, und Davos hatte oft gehört, dass es noch wärmer wurde, je weiter man nach unten vordrang. Er befand sich ein gutes Stück unter der Burg, schätzte er, und die Mauern seiner Zelle fühlten sich oftmals warm an, wenn er die Hand darauf legte. Vielleicht stimmten die alten Geschichten, und Drachenstein war mit Steinen aus der Hölle erbaut worden.
Er war krank gewesen, als sie ihn hergebracht hatten. Der Husten, der ihn seit der Schlacht plagte, hatte sich verschlimmert, und dazu gesellte sich ein Fieber, das ihn schüttelte. Seine Lippen bekamen blutige Bläschen und platzten auf, und trotz der Wärme in der Zelle hörte er nicht auf zu zittern. Lange halte ich das nicht durch, hatte er gedacht, daran erinnerte er sich noch. Bald sterbe ich hier in der Dunkelheit.
Rasch stellte sich dies als Irrtum heraus, genauso wie manches andere. Schwach erinnerte er sich daran, dass ihn sanfte Hände und eine feste Stimme geweckt und der junge Maester Pylos auf ihn herabgeblickt hatte. Er bekam heiße Knoblauchbrühe
zu trinken und Mohnblumensaft gegen die Schmerzen und das Zittern. Der Mohn machte ihn schläfrig, und während er schlief, ließen sie ihm von Blutegeln das schlechte Blut entziehen. Jedenfalls nahm er das an, als er beim
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