Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
der Rosenlord. Der große Felsenlöwe hatte Streit mit dem König und blieb fern, doch viele seiner Vasallen und Ritter waren nichtsdestotrotz gekommen. Der Pfahlbaumann hatte noch nie zuvor solche Pracht gesehen, und er wusste, ein ähnlicher Anblick würde sich ihm auch nie wieder bieten. Ein Teil von ihm hätte nur zu gern an dem Treiben teilgenommen.«
Bran kannte dieses Gefühl nur allzu gut. Als er klein gewesen war, hatte er nur davon geträumt, ein Ritter zu sein. Doch das war vor seinem Sturz gewesen, ehe er seine Beine verloren hatte.
»Die Tochter des Herrn der großen Burg herrschte als Königin der Liebe und Schönheit, als das Turnier eröffnet wurde. Fünf Recken hatten geschworen, ihre Krone zu verteidigen; ihre vier Brüder aus Harrenhal und ihr berühmter Onkel, ein weißer Ritter aus der Königsgarde.«
»War sie eine schöne Maid?«
»O ja«, antwortete Meera und sprang über einen Stein. »Doch andere waren noch weitaus schöner. So die Gemahlin des Drachenprinzen, die ein Dutzend Damen zu ihrer Begleitung mitgebracht hatte. Die Ritter bettelten darum, ihre Tücher an ihre Lanzen binden zu dürfen.«
»Das wird doch nicht etwa eine von diesen Liebesge schichten? «, fragte Bran misstrauisch. »Die mag Hodor nämlich nicht so sehr.«
»Hodor«, stimmte Hodor zu.
»Er mag Geschichten, in denen Ritter gegen Ungeheuer kämpfen.«
»Manchmal sind die Ritter die Ungeheuer, Bran. Der kleine Pfahlbaumann ging über das Feld, genoss den warmen Frühlingstag und tat niemandem etwas zu Leide, da wurde er von drei Knappen aufgehalten. Sie waren nicht älter als fünfzehn und trotzdem größer als er, alle drei. Diese Welt gehörte ihnen, so sahen sie es jedenfalls, und er hatte kein Recht, an diesem Ort zu sein. Sie nahmen ihm seinen Froschspeer weg, schlugen ihn zu Boden und schimpften ihn einen Froschfresser.«
»Waren das Walders?« Es hörte sich ganz so an wie etwas, das der Kleine Walder Frey getan haben könnte.
»Keiner von ihnen sagte ihm seinen Namen, doch der Pfahlbaumann merkte sich ihre Gesichter, damit er sich später an ihnen rächen könnte. Jedes Mal, wenn er aufstehen wollte, stießen sie ihn wieder zu Boden und traten ihn, während er sich zusammenrollte. Dann hörten sie ein Brüllen. ›Das ist ein Mann meines Vaters, den ihr da tretet‹, heulte die Wölfin.«
»Eine Wölfin auf vier oder zwei Beinen?«
»Zwei«, antwortete Meera. »Die Wölfin ging mit einem Turnierschwert auf die Knappen los und trieb sie auseinander. Der Pfahlbaumann blutete und hatte blaue Flecken, also führte sie ihn zu ihrem Lager, reinigte seine Wunden und verband sie mit Leinen. Dort lernte er die Brüder ihres Rudels kennen: den wilden Wolf, der sie anführte, den ruhigen Wolf an seiner Seite und den Welpen, den jüngsten der vier.
An diesem Abend sollte ein Festmahl in Harrenhal stattfinden, mit dem das Turnier eröffnet wurde, und die Wölfin bestand darauf, dass der Pfahlbaumann mitkommen solle. Er war von hoher Geburt und hatte das gleiche Recht auf einen Platz auf den Bänken wie jeder andere Mann. Den Wünschen dieses Wolfsmädchens konnte man sich nur schwer widersetzen, und so ließ er sich von dem jungen Welpen ein passendes Gewand für das Fest des Königs besorgen und ging mit in die große Burg.
Unter Harrens Dach aß und trank er mit den Wölfen und vielen ihrer geschworenen Krieger, mit Hügelgrabmännern und Elchen und Bären und Meerjungfrauen. Der Drachenprinz sang ein so trauriges Lied, dass die Wölfin zu schniefen begann, doch als ihr Welpenbruder sie wegen ihrer Tränen aufzog, goss sie ihm Wein über den Kopf. Ein Schwarzer Bruder hielt eine Rede und forderte die Ritter auf, in die Nachtwache einzutreten. In einem Krieg der Weinbecher trank der Sturmlord den Ritter der Schädel und der Küsse unter den Tisch. Der Pfahlbaumann sah eine Maid mit lachenden violetten Augen, die mit einem weißen Schwert, einer roten Schlange, dem Lord der Greife und schließlich mit dem stillen Wolf tanzte ... jedoch erst, nachdem der wilde Wolf ihr gesagt hatte, sein Bruder sei zu schüchtern, sich von der Bank zu erheben.
Inmitten all der Fröhlichkeit entdeckte der kleine Pfahlbaumann die Knappen, die ihn verprügelt hatten. Der eine bediente einen Mistgabelritter, der zweite ein Stachelschwein, während der dritte sich um einen Ritter mit zwei Türmen
auf dem Überrock kümmerte, ein Wappen, das alle Pfahlbaumänner sehr gut kennen.«
»Die Freys«, sagte Bran, »die Freys vom
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