Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Aufwachen die Spuren der Blutsauger auf seinen Armen sah. Bald darauf hörte der Husten auf, die Blasen verschwanden, und in der Brühe schwammen nun Weißfischbrocken und Karotten und Zwiebeln. Eines Tages stellte er fest, dass er nicht mehr so kräftig gewesen war, seit die Schwarze Betha unter ihm zerschellt war und ihn in den Fluss geworfen hatte.
    Er hatte zwei Kerkermeister, die sich um ihn kümmerten. Der eine war dick und gedrungen, hatte breite Schultern und riesige starke Hände. Er trug ein Lederwams mit Eisennieten, und einmal am Tag brachte er Davos eine Schüssel mit Haferbrei. Manchmal süßte er ihn mit Honig oder goss ein wenig Milch hinzu. Der andere Kerkermeister war älter, gebeugt und blassgelb, hatte fettiges, ungewaschenes Haar und raue Haut. Er trug ein Wams aus weißem Samt mit einem Ring aus Sternen, der mit Goldfaden auf der Brust eingearbeitet war. Es passte ihm schlecht, war zu kurz und zu weit und außerdem schmutzig und zerschlissen. Er brachte Davos Fleisch mit Gemüsebrei oder Fischeintopf, manchmal sogar ein halbes gebratenes Neunauge. Das Neunauge war zu fett, und er konnte es nicht bei sich behalten, dennoch war es ein rarer Schatz für einen Gefangenen in einem Kerker.
    In den Verliesen gab es weder die Sonne noch den Mond zu sehen; kein Fenster durchbrach die dicken Steinmauern. Nur anhand der Kerkermeister konnte er Tag und Nacht unterscheiden. Keiner der beiden Männer redete mit ihm, obwohl er wusste, dass sie nicht stumm waren; manchmal hörte er sie, wenn sie beim Wachwechsel ein paar schroffe Worte wechselten. Sie verrieten ihm nicht einmal ihre Namen, und so gab er ihnen eigene. Den untersetzten, kräftigen Mann nannte er Haferbrei, den gebeugten, blassen Neunauge. Er merkte sich das Verstreichen der Tage an den Speisen, die sie
ihm brachten und am Wechsel der Fackeln draußen vor seiner Zelle.
    In der Dunkelheit wird ein Mann einsam und hungert nach dem Klang menschlicher Stimmen. Davos sprach zu den Kerkermeistern, wann immer sie in seine Zelle kamen, um ihm Essen zu bringen oder seinen Kübel zu leeren. Er wusste, jeder Bitte um Freiheit oder Gnade gegenüber würden sie sich verschließen, deshalb stellte er ihnen stattdessen Fragen und hoffte, eines Tages würden sie vielleicht antworten. »Was für Neuigkeiten gibt es vom Krieg?«, erkundigte er sich und »Geht es dem König gut?« Er fragte nach seinem Sohn Devan, nach der Prinzessin Sharin und nach Salladhor Saan. »Wie ist das Wetter?«, wollte er wissen, und »Haben die Herbststürme schon begonnen? Fahren noch Schiffe auf der Meerenge?«
    Es spielte keine Rolle, was er sie fragte, sie antworteten nie, wenngleich Haferbrei ihm gelegentlich einen Blick zuwarf, sodass Davos für einen Moment dachte, er würde gleich etwas sagen. Neunauge gewährte ihm nicht einmal das. Ich bin kein Mensch für ihn, erkannte Davos, nur ein Stein, der isst und scheißt und spricht. Haferbrei mochte er lieber, entschied er nach einer Weile. Der schien wenigstens zu bemerken, dass Davos noch lebte, und der Mann hatte eine eigenartige Höflichkeit an sich. Davos vermutete, dass er die Ratten fütterte... deshalb gab es hier so viele. Einmal meinte er zu hören, wie der Kerkermeister mit ihnen sprach, als wären es Kinder, aber möglicherweise hatte er das nur geträumt.
    Sie wollen mich nicht verrecken lassen, erkannte er. Sie erhalten mich am Leben, damit ich ihnen zu irgendeinem Zwecke dienlich bin. Er wollte nicht darüber nachdenken, was das sein mochte. Lord Sonnglas war ebenfalls eine Zeit lang in die Verliese unter Drachenstein gesperrt worden, und auch Ser Hubard Ramtons Söhne; alle hatten ihr Ende auf dem Scheiterhaufen gefunden. Ich hätte mich dem Meer ergeben sollen, dachte Davos, während er die Fackel hinter den Gitterstangen anstarrte. Oder das Segel vorbeiziehen lassen und auf meinem Felsen sterben. Lieber wäre ich Futter für die Krabben geworden als Nahrung für die Flammen.
    Dann eines Abends, er hatte gerade seine Mahlzeit beendet, verspürte Davos, wie ihn ein eigenartiger Taumel überkam. Er blickte durch die Stäbe, und dort stand sie, in schimmerndem Scharlachrot mit dem großen Rubin an ihrem Hals, und ihre roten Augen leuchteten so hell wie die Fackel, die sie in Licht tauchte. »Melisandre«, sagte er mit einer Ruhe, die er innerlich nicht fühlte.
    »Zwiebelritter«, erwiderte sie ebenso ruhig, als wären die beiden sich auf einer Treppe oder im Hof begegnet und tauschten höfliche Grüße aus. »Seid Ihr

Weitere Kostenlose Bücher