Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Cersei war in der Tracht eines einfachen Dienstmädchens zu ihm gekommen, was ihn umso mehr erregt hatte. Leidenschaftlicher hatte Jaime sie nie erlebt. Jedes Mal, wenn er einschlief, weckte sie ihn erneut. Am Morgen schien ihm Casterlystein ein kleiner Preis dafür zu sein, immer in ihrer Nähe sein zu dürfen. Er willigte ein, und Cersei versprach, den Rest zu erledigen.
Einen Mond später traf ein Rabe des Königs auf Casterlystein ein, und Jaime erfuhr, dass er für die Königsgarde auserwählt sei. Ihm wurde befohlen, sich während des großen Turniers in Harrenhal dem König zu präsentieren, seinen Eid zu leisten und den Mantel anzulegen.
Jaimes Einsetzung rettete ihn vor Lysa Tully. Ansonsten lief nichts wie geplant. Sein Vater war noch nie so wütend gewesen. Er konnte nicht öffentlich Einspruch erheben – das hatte Cersei richtig eingeschätzt –, doch er legte das Amt der Hand unter einem fadenscheinigen Vorwand nieder, kehrte nach Casterlystein zurück und nahm seine Tochter mit. Anstatt zusammen zu sein, hatten Cersei und Jaime nur die Plätze getauscht, und er war allein am Hof, wo er einen verrückten König bewachte, derweil vier geringere Männer nacheinander in den schlecht sitzenden Schuhen seines Vaters den Tanz auf heißen Kohlen versuchten. Aufstieg und Fall der Hände gingen so schnell vonstatten, dass Jaime sich besser an ihre Wappen als an ihre Gesichter erinnerte. Die Füllhorn-Hand und die Tanzende-Greife-Hand wurden beide verbannt, die Keule-und-Dolch-Hand wurde in Seefeuer getaucht und bei lebendigem Leibe verbrannt. Lord Rossart war der Letzte gewesen. Sein Wappen war eine brennende Fackel; eine unglückliche Wahl, betrachtete man das Schicksal seines Vorgängers, doch der Alchemist war vor allem deshalb ernannt
worden, weil er des Königs Leidenschaft für Feuer teilte. Ich hätte Rossart ertränken sollen, statt ihm den Bauch aufzuschlitzen.
Brienne wartete noch immer auf seine Antwort. Jaime sagte: »Ihr seid nicht alt genug, um Aerys Targaryen zu kennen...«
Sie wollte sich nicht besänftigen lassen. »Aerys war wahnsinnig und grausam, das hat nie jemand bestritten. Dennoch war er der gekrönte und gesalbte König. Und Ihr hattet geschworen, ihn zu beschützen.«
»Ich weiß, welchen Schwur ich abgelegt habe.«
»Und was Ihr getan habt.« Sie ragte über ihm auf, einen Meter achtzig groß, Sommersprossen, Stirnrunzeln, Pferdegebiss – alles an ihr drückte nichts als Missbilligung aus.
»Ja, und was Ihr getan habt ebenso. Wir sind beide Königsmörder, wenn das, was mir zu Ohren gekommen ist, der Wahrheit entspricht.«
»Ich habe Renly kein Leid zugefügt. Und ich töte jeden Mann, der das Gegenteil behauptet.«
»Dann beginnt Ihr am besten mit Cleos. Danach werdet Ihr eine Menge Männer töten müssen, wenn man seiner Geschichte glauben darf.«
» Lügen . Lady Catelyn war dabei, als Seine Gnaden ermordet wurde, sie hat alles gesehen. Da war ein Schatten. Die Kerzen haben geflackert, die Luft wurde kalt, dann war überall Blut ...«
»Oh, sehr gut.« Jaime lachte. »Ihr seid rascher mit dem Verstand als ich, das muss ich eingestehen. Als sie mich über der Leiche meines toten Königs fanden, habe ich nicht daran gedacht zu sagen: ›Nein, nein, ich war es nicht, es war ein Schatten, ein furchtbar kalter Schatten.‹« Erneut lachte er. »Sagt mir die Wahrheit, so ganz unter uns Königsmördern ... haben die Starks Euch dafür bezahlt, dass Ihr ihm die Kehle aufschlitzt, oder war es Stannis? Hat Renly Euch zurückgewiesen, war es deshalb? Vielleicht hat Euch nur Euer Mondblut
in Verwirrung gestürzt. Man sollte einem Mädel nie ein Schwert geben, wenn es blutet.«
Einen Augenblick lang glaubte Jaime, Brienne würde ihn schlagen. Einen Schritt näher, und ich schnappe mir den Dolch aus der Scheide an ihrem Gürtel und versenke ihn in ihrem Leib. Er zog ein Bein unter sich und machte sich zum Sprung bereit, doch das Mädel rührte sich nicht. »Ein Ritter zu sein ist eine seltene und kostbare Gabe«, sagte sie, »umso mehr ein Ritter der Königsgarde. Diese Gabe wird nur wenigen zuteil, Ihr jedoch habt das Geschenk verspottet und geschändet.«
Eine Gabe, die du dir leidenschaftlich wünschst, Mädel, und niemals bekommen wirst. »Ich habe mir meine Ritterschaft verdient. Mir wurde nichts geschenkt. Ich habe mit dreizehn ein Buhurt auf einem Turnier gewonnen, als ich noch Knappe war. Mit fünfzehn bin ich an Ser Arthur Dayns Seite gegen die Bruderschaft des
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