Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
die Knöchelkette in der Mitte, indem sie mit dem Schmiedehammer und einem stählernen Meißel ein halbes Dutzend Mal zuschlug. Als er vorschlug, sie solle auch die Kette zwischen den Handschellen durchtrennen, ignorierte sie ihn.
»Sechs Meilen flussabwärts seht Ihr ein niedergebranntes Dorf«, erklärte ihnen ihr Gastgeber, während er ihnen beim Satteln und Beladen der Pferde half. Diesmal wandte er sich an Brienne. »Dort teilt sich die Straße. Wenn Ihr nach Süden zieht, kommt Ihr zu Ser Warrens steinernem Turmhaus. Ser Warren ist geflohen und gestorben, daher weiß ich nicht, wer dort jetzt wohnt, aber diesen Ort sollte man am besten meiden. Besser folgt Ihr südöstlich dem Weg durch die Wälder.«
»Das werden wir tun«, antwortete sie. »Meinen Dank.«
Genauer gesagt, Euer Gold. Jaime behielt den Gedanken für sich. Er war es leid, dass ihn diese hässliche Kuh von einer Frau nicht beachtete.
Sie wählte für sich selbst den Ackergaul und überließ den Zelter Ser Cleos. Wie befürchtet bekam Jaime den einäugigen Hengst, was jedem Gedanken daran, seinem Pferd einfach in die Flanken zu treten und das Mädel in einer Staubfahne hinter sich zurückzulassen, einen Riegel vorschob.
Der Mann und der Junge kamen heraus, um ihnen beim
Aufbruch zuzuschauen. Der Mann wünschte ihnen Glück und lud sie ein, in besseren Zeiten wieder einmal vorbeizukommen, während der Junge nur schweigend dastand und die Armbrust unter dem Arm hielt. »Nimm lieber einen Speer oder eine Keule«, riet Jaime ihm, »die werden dir bessere Dienste leisten.« Der Junge starrte ihn misstrauisch an. Das hat man nun von freundlichen Ratschlägen. Er zuckte mit den Schultern, wendete sein Pferd und drehte sich nicht noch einmal um.
Ser Cleos beschwerte sich ohne Unterlass, als sie loszogen, denn er trauerte dem Federbett nach, das ihm entgangen war. Sie ritten entlang des Flusses nach Osten. Der Rote Arm war hier sehr breit, doch seicht, das Ufer verschlammt und mit Schilf bewachsen. Jaimes Hengst trottete friedlich dahin, obwohl das arme alte Geschöpf dazu neigte, nach der Seite abzuweichen, auf der es das gute Auge hatte. Es war ein wunderbares Gefühl, endlich wieder auf einem Pferd zu sitzen. Seit Robb Starks Bogenschützen im Wisperwald sein Schlachtross unter ihm erschossen hatten, war er nicht mehr geritten.
Als sie das niedergebrannte Dorf erreichten, bot sich ihnen eine Auswahl gleichermaßen wenig versprechender Straßen: schmale Wege, tief zerfurcht von den Bauernkarren, auf denen Getreide zum Fluss gefahren wurde. Ein Weg ging in Richtung Südosten ab und verschwand bald zwischen den Bäumen, die sie in der Ferne erkennen konnten, während der andere, gerade und steiniger, direkt nach Süden verlief. Brienne dachte kurz nach, dann lenkte sie ihr Pferd auf die südliche Straße. Jaime war angenehm überrascht; diese Wahl hätte er ebenfalls getroffen.
»Aber vor diesem Weg hat uns der Gastwirt gewarnt«, wandte Ser Cleos ein.
»Er war kein Gastwirt.« Sie hockte ohne jegliche Anmut im Sattel, schien jedoch trotzdem sicher zu sitzen. »Der Mann hat sich zu sehr für unsere Route interessiert, und dieser Wald ...
an solchen Orten treiben sich immer Räuber herum. Vielleicht wollte er uns in eine Falle locken.«
»Kluges Mädel.« Jaime lächelte seinen Vetter an. »Unser Gastgeber hat auf dem anderen Weg Freunde, möchte ich behaupten. Die haben auch dem Stall dieses unvergessliche Aroma verpasst.«
»Möglicherweise hat er uns auch angelogen, was den Fluss angeht, um uns die drei Pferde anzudrehen«, sagte das Mädel, »aber das Risiko konnte ich nicht eingehen. An der Rubinfurt und am Kreuzweg werden bestimmt Soldaten sein.«
Nun, sie ist vielleicht hässlich, aber nicht ganz dumm. Jaime schenkte ihr widerwillig ein Lächeln.
Das rötliche Licht in den oberen Fenstern des steinernen Turmhauses warnte sie rechtzeitig, und Brienne führte sie in die Felder. Erst nachdem sie die Befestigungsanlage weit hinter sich gelassen hatten, kehrten sie wieder auf die Straße zurück.
Die halbe Nacht war vergangen, ehe das Mädel entschied, es sei nun sicher genug, um anzuhalten. Inzwischen hingen alle drei nur noch in den Sätteln. Sie suchten Schutz in einem kleinen Wäldchen aus Eichen und Eschen an einem träge dahinfließenden Bach. Das Mädel erlaubte kein Feuer, daher gab es zu diesem mitternächtlichen Mahl nur Haferkekse und Pökelfisch. Die Nacht war eigentümlich friedlich. Am schwarzen Himmel strahlte der Halbmond
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