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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Beine.
    Robb hatte die Luft angehalten. Mit einem Seufzen ließ er sie heraus und rief: »Grauwind.« Sein Schattenwolf kam zu ihm, flink und leise. Nun war es nur noch Struppel, der den kleinen Mann anknurrte, und seine Augen brannten wie grünes Feuer.

    »Rickon, ruf ihn«, rief Bran seinem kleinen Bruder zu, und Rickon kam zu sich und schrie: »Hierher, Struppel, komm hierher.« Der schwarze Wolf knurrte Lennister ein letztes Mal an und sprang zu Rickon hinüber, der ihn fest in seine Arme schloss.
    Tyrion Lennister löste seinen Schal, tupfte sich die Stirn und sagte mit tonloser Stimme: »Wie interessant.«
    »Geht es Euch gut, Mylord?«, fragte einer seiner Männer mit dem Schwert in der Hand. Unruhig sah er zu den Schattenwölfen, während er sprach.
    »Mein Ärmel ist zerrissen, und meine Hosen sind unerklärlicherweise feucht, aber außer meiner Würde wurde nichts verletzt.«
    Selbst Robb wirkte erschüttert. »Die Wölfe … ich weiß nicht, warum sie das getan haben …«
    »Zweifelsohne haben sie mich für ihre nächste Mahlzeit gehalten.« Lennister verneigte sich steif vor Bran. »Ich danke Euch, dass Ihr sie zurückgerufen habt, junger Herr. Ich verspreche Euch, sie hätten mich eher unverdaulich gefunden. Und nun werde ich gehen, wahrlich.«
    »Einen Moment, Mylord«, sagte Maester Luwin. Er trat zu Robb, und sie standen nah beieinander und flüsterten. Bran versuchte zu verstehen, was sie sagten, doch waren ihre Stimmen zu leise.
    Schließlich schob Robb Stark sein Schwert wieder in die Scheide zurück. »Ich … ich mag etwas vorschnell mit Euch gewesen sein«, sagte er. »Ihr habt Bran einen Gefallen erwiesen, und, nun …« Robb beherrschte sich mit einiger Mühe. »Die Gastlichkeit von Winterfell soll Euer sein, wenn Ihr es wünscht, Lennister.«
    »Erspar mir deine falsche Höflichkeit, Junge. Du liebst mich nicht, und du willst mich hier nicht haben. Ich habe ein Gasthaus draußen vor euren Mauern gesehen, im Winterdorf. Dort werde ich ein Bett finden, und wir werden beide besser schlafen. Für ein paar Kupferstücke könnte ich sogar ein williges Weib finden, das mir die Laken wärmt.« Er
wandte sich einem der schwarzen Brüder zu, einem alten Mann mit krummem Rücken und verfilztem Bart. »Yoren, bei Tagesanbruch ziehen wir gen Süden. Zweifelsohne werdet Ihr mich auf der Straße finden.« Mit diesen Worten ging er, kämpfte sich auf seinen kurzen Beinen durch den Saal, an Rickon vorüber und zur Tür hinaus. Seine Männer folgten ihm.
    Die vier der Nachtwache blieben. Robb wandte sich unsicher zu ihnen um. »Ich habe die Zimmer vorbereiten lassen, und ich hoffe, Ihr findet keinen Mangel an heißem Wasser, mit dem Ihr Euch den Staub der Straße vom Leib waschen könnt. Ich hoffe, Ihr beehrt uns heute Abend bei Tisch.« Er sprach die Worte derart unbeholfen, dass es selbst Bran auffiel. Es war eine Rede, die er auswendig gelernt hatte, keine Worte, die von Herzen kamen, doch die schwarzen Brüder dankten ihm.
    Sommer folgte ihnen die Turmtreppe hinauf, als Hodor Bran wieder zu seinem Bett trug. Die Alte Nan schlief auf ihrem Stuhl. Hodor sagte: »Hodor«, hob seine Urgroßmutter, die leise schnarchte, hoch und trug sie fort, während Bran dalag und nachdachte. Robb hatte versprochen, dass er gemeinsam mit der Nachtwache in der Großen Halle speisen durfte. »Sommer«, rief er. Der Wolf sprang auf das Bett. Bran umarmte ihn fest und spürte den heißen Atem an seiner Wange. »Ich kann wieder reiten«, flüsterte er seinem Freund zu. »Bald können wir in den Wäldern jagen, warte nur, du wirst es sehen.« Nach einer Weile schlief er ein.
    In seinem Traum kletterte er wieder, zog sich an einem alten, fensterlosen Turm hoch, seine Finger zwangen sich zwischen schwarz gewordene Steine, seine Füße suchten Halt. Höher und immer höher stieg er, durch die Wolken in den Nachthimmel hinauf. Als er anhielt, um hinabzusehen, wurde ihm schwindlig, und er fühlte, wie seine Finger abrutschten. Bran schrie auf und klammerte sich an sein Leben. Die Erde lag tausend Meilen unter ihm, und er konnte nicht fliegen. Er konnte nicht fliegen. Er wartete, bis sein
Herz nicht mehr so sehr hämmerte, bis er wieder atmen konnte, und dann kletterte er weiter. Es ging nur nach oben. Weit über ihm, vor dem Hintergrund eines riesigen, blassen Mondes, sah er die Umrisse von Wasserspeiern. Seine Arme schmerzten, doch wagte er nicht, sich auszuruhen. Er zwang sich, schneller zu klettern. Die Wasserspeier beobachteten

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