Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
bekam ein flaues Gefühl im Magen. Er ballte die Finger seiner Schwerthand zur Faust und fragte sich, was Ygritte wohl tun würde, wenn sie wüsste, was er im tiefsten Herzen dachte. Würde sie ihn verraten, wenn er ihr sagte, dass er noch immer Ned Starks Sohn und ein Mann der Nachtwache war? Hoffentlich nicht, und dennoch wagte er nicht, das Risiko einzugehen. Das Leben zu vieler Menschen hing davon ab, dass er die Schwarze Festung vor dem Magnar erreichte — vorausgesetzt, es bot sich eine Möglichkeit, den Wildlingen zu entfliehen.
    In Grauwacht, das seit zweihundert Jahren verlassen war, waren sie an der Südseite der Mauer hinabgestiegen. Ein Teil der riesigen Steintreppe war vor einem Jahrhundert eingestürzt, trotzdem gestaltete sich der Abstieg wesentlich einfacher als die Kletterei nach oben. Unten marschierte Styr sofort weit in die Schenkung hinein, um den regelmäßigen Patrouillen der Wache auszuweichen. Grigg die Ziege führte sie um die wenigen noch bewohnten Dörfer in diesem Landstrich herum. Außer gelegentlichen Rundtürmen, die wie steinerne Finger in den Himmel ragten, sahen sie keine Spuren von Menschen. So zogen sie ungesehen und unbeobachtet durch die kalten feuchten Hügel und windigen Ebenen.
    Du darfst nicht zögern, egal, was sie von dir verlangen, hatte Halbhand gesagt. Reite mit ihnen, iss mit ihnen, kämpfe mit ihnen, solange es nötig ist. Viele Meilen war er geritten und noch mehr zu Fuß gegangen, hatte Brot und Salz mit ihnen geteilt
und mit Ygritte sogar das Lager, trotzdem vertrauten sie ihm noch immer nicht. Tag und Nacht beobachteten die Thenns ihn und lauerten auf jedes Anzeichen von Verrat. Er konnte ihnen nicht entkommen, und bald würde es zu spät sein.
    Kämpfe mit ihnen, hatte Qhorin gesagt, ehe er sein eigenes Leben Langklaue überließ, doch dazu war es bisher nicht gekommen. Wenn ich erst das Blut eines Bruders vergossen habe, bin ich verloren. Dann habe ich die Mauer wahrhaftig überschritten, und es gibt keinen Weg mehr zurück.
    Nach jedem Tagesmarsch rief ihn der Magnar zu sich und stellte ihm scharfsinnige Fragen über die Schwarze Festung, über die Besatzung und die Verteidigungsanlagen. Jon log, wo immer er es wagte, und einige Male täuschte er Unwissenheit vor, doch Grigg die Ziege und Errok hörten ebenfalls zu, und die wussten ausreichend gut Bescheid, um Jon zur Vorsicht zu zwingen. Eine allzu offensichtliche Lüge würde ihn entlarven.
    Die Wahrheit indes war bereits schrecklich genug. Die Schwarze Festung besaß keinerlei Verteidigungsanlagen außer der Mauer selbst. Es fehlten selbst einfache Holzpalisaden und Erdwälle. Die »Burg« bestand lediglich aus einer Ansammlung von Türmen und Bergfrieden, von denen zwei Drittel langsam verfielen. Was die Besatzung betraf, so hatte der Alte Bär zweihundert Mann mit auf seinen Streifzug genommen. Ob von denen überhaupt ein einziger zurückgekehrt war? Jon hatte keine Ahnung. Ungefähr vierhundert waren in der Burg geblieben, die meisten davon jedoch Handwerker und Diener, keine Grenzer.
    Die Thenns waren abgehärtete Krieger, die mehr Disziplin besaßen als der gewöhnliche Wildling; ohne Zweifel hatte Manke sie deshalb für diese Aufgabe ausgewählt. Zu den Verteidigern der Schwarzen Festung gehörten unter anderem auch der blinde Maester Aemon und sein halbblinder Bursche Klydas, der einarmige Donal Noye, der ewig betrunkene Septon Cellador, der taube Dick Follard, Drei-Finger-Hobb – der
Koch –, der alte Ser Wynten Feist sowie Halder und Kröte und Pyp und Albett und die anderen Jungen, die mit Jon zusammen ausgebildet worden waren. Den Befehl würde der rotgesichtige Bowen Marsch führen, der rundliche Lord Verwalter, der während Lord Mormonts Abwesenheit auch das Amt des Kastellans innehatte. Der Schwermütige Edd nannte Bowen manchmal den »alten Granatapfel«, was zu ihm genauso passte wie der »Alte Bär« zu Mormont. »Das ist genau der Mann, den du unbedingt vor dir wissen willst, wenn der Feind im Anmarsch ist«, hatte Edd einmal in seinem trübsinnigen Tonfall gesagt. »Er wird sie alle genauestens zählen. Was das Zählen betrifft, ist er ein wahrer Dämon.«
    Wenn der Magnar die Schwarze Festung überraschen kann, gibt es ein blutiges Gemetzel, und die Jungen werden in ihren Betten abgeschlachtet, ehe sie recht verstanden haben, dass sie angegriffen wurden. Jon musste sie warnen, doch wie? Er wurde nicht auf Kundschaft oder auf die Jagd geschickt, und ebenso wenig erlaubte man ihm, allein

Weitere Kostenlose Bücher