Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
für immer.« Davos Seewert hatte lange und gründlich über die Worte nachgedacht, die er als Nächstes sagen würde; er wusste, von ihnen hing sein Leben ab. »Euer Gnaden, Ihr habt mich schwören lassen, Euch mit ehrlichem Rat zur Seite zu stehen und Euch ohne Zögern zu gehorchen, Euer Reich gegen alle Feinde zu verteidigen und Euer Volk zu beschützen. Gehört Edric Sturm nicht zu Eurem Volk? Ist er nicht einer von denen, die zu beschützen ich geschworen habe? Ich habe mich an meinen Eid gehalten. Wie könnte das Verrat sein?«
Stannis knirschte erneut mit den Zähnen. »Um diese Krone habe ich niemals gebeten. Gold ist kalt und ruht schwer auf dem Kopf, aber solange ich der König bin , obliegt mir eine Pflicht … Wenn ich ein Kind den Flammen opfern muss, um eine Million vor der Finsternis zu retten … Opfer … fallen einem niemals leicht, Davos. Sonst sind sie keine wahren Opfer. Erzählt es ihm, Mylady.«
Melisandre sagte: »Azor Ahai hat Lichtbringer mit dem Herzblut seines eigenen geliebten Weibes gehärtet. Wenn ein Mann mit tausend Kühen eine seinem Gott opfert, so ist das gar nichts. Aber wenn ein Mann seine einzige Kuh hingibt …«
»Sie spricht von Kühen«, hielt Davos dagegen. »Ich spreche von einem Knaben, dem Freund Eurer Tochter, dem Sohn Eures Bruders.«
»Eines Königs Sohn mit der Macht des Königsblutes in seinen Adern.« Melisandres Rubin leuchtete wie ein roter Stern an ihrem Hals. »Glaubt Ihr, dadurch hättet Ihr den Knaben gerettet, Zwiebelritter? Wenn sich die Lange Nacht herabsenkt, wird Edric Sturm mit den anderen sterben, wo immer er sich auch versteckt. Und Eure Söhne genauso. Dunkelheit und Kälte werden die Erde bedecken. Ihr mischt Euch in Angelegenheiten, von denen Ihr nichts versteht.«
»Es gibt vieles, von dem ich nichts verstehe«, räumte Davos ein. »Etwas anderes habe ich nie behauptet. Ich kenne Seen und Flüsse, die Form der Küsten, ich weiß, wo Felsen und Untiefen sind. Und ich kenne versteckte Buchten, wo ein Boot ungesehen anlanden kann. Außerdem weiß ich, dass ein König sein Volk beschützen muss, sonst ist er gar kein König.«
Stannis’ Miene verfinsterte sich. »Wollt Ihr mich verspotten? Muss ich mich von einem Zwiebelschmuggler über die Pflichten eines Königs belehren lassen?«
Davos kniete nieder. »Wenn ich Euch beleidigt habe, nehmt meinen Kopf. Ich sterbe, wie ich gelebt habe, als Euer getreuer Gefolgsmann. Aber zuerst hört mich an. Hört mich an, wegen
der Zwiebeln, die ich Euch einst brachte, und um der Finger willen, die Ihr mir nahmt.«
Stannis ließ Lichtbringer aus der Scheide gleiten. Der Lichtschein des Schwertes erfüllte den Raum. »Sagt, was Ihr wollt, aber beeilt Euch.« Die Muskeln am Hals des Königs waren straff gespannt wie Drähte.
Davos suchte in den Taschen seines Mantels und zog ein zerknülltes Stück Pergament hervor. Es wirkte dünn und zart, und dennoch war es sein einziger Schild. »Die Hand des Königs sollte lesen und schreiben können. Maester Pylos hat mich unterrichtet.« Er strich den Brief auf den Knien glatt und las ihn im Lichte des magischen Schwertes vor.
JON
Er träumte, er wäre wieder in Winterfell und humpele an den Steinkönigen auf ihren Thronen vorbei. Ihre grauen Granitaugen folgten ihm, während er vorbeiging, und die grauen Granitfinger schlossen sich fester um die Griffe der verrosteten Schwerter auf ihren Knien. Du bist kein Stark, hörte er sie mit schweren steinernen Stimmen murmeln. Für dich ist hier kein Platz. Geh fort. Er drang tiefer in die Dunkelheit vor. »Vater?«, rief er. »Bran? Rickon?« Niemand antwortete. Ein eisiger Wind wehte ihm in den Nacken. »Onkel?«, fragte er. »Onkel Benjen? Vater? Bitte, Vater, helft mir.« Von oben hörte er die Trommeln. Sie feiern in der Großen Halle, aber ich bin dort nicht willkommen. Ich bin kein Stark, ich gehöre nicht hierher. Seine Krücke rutschte zur Seite, und er fiel auf die Knie. In der Gruft wurde es dunkler. Irgendwo ist ein Licht verloschen. »Ygritte?«, flüsterte er. »Vergib mir. Bitte.« Doch es war nur ein Schattenwolf, grau und schrecklich, blutbefleckt, dessen goldene Augen traurig im Dunkeln leuchteten …
Die Zelle war dunkel, das Bett hart. Sein eigenes Bett, begriff er langsam, sein eigenes Bett in der Burschenkammer unter den Gemächern des Alten Bären. Eigentlich hätte diese Umgebung für süßere Träume sorgen sollen. Selbst unter den Fellen war ihm kalt. Geist hatte die Zelle mit ihm geteilt und
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