Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Pech und Lampenöl waren daneben gestapelt. Bowen Marsch hatte die Schwarze Festung gut ausgerüstet hinterlassen, nur an Männern mangelte es. Der Wind zerrte an den schwarzen Mänteln der Vogelscheuchenwächter, die entlang der Wehrgänge mit Speeren in der Hand ihren stummen Dienst taten. »Ich hoffe, es war nicht einer von ihnen, der ins Horn gestoßen hat«, sagte Jon zu Donal Noye, als er zu ihm heranhumpelte.
»Hörst du das?«, fragte Noye.
Jon hörte den Wind, dann Pferde und schließlich noch etwas anderes. »Ein Mammut«, meinte er. »Das war ein Mammut.«
Der Atem des Waffenschmieds gefror, sobald er aus der breiten flachen Nase kam. Nördlich der Mauer schien sich ein unendliches Meer der Dunkelheit auszudehnen. Jon konnte den schwachen roten Schein ferner Feuer ausmachen, die sich durch den Wald bewegten. Das war Manke, so sicher wie der nächste Sonnenaufgang. Die Anderen zündeten keine Fackeln an.
»Wie sollen wir gegen sie kämpfen, wenn wir sie nicht sehen können?«, fragte Pferd.
Donal Noye wandte sich zwei großen Triböcken zu, die Bowen Marsch hatte reparieren lassen. »Ich brauche Licht !«, brüllte er.
Hastig wurden die Schlingen mit Pechfässern geladen, die mit einer Fackel in Brand gesetzt wurden. Der Wind fachte die Flammen heftig an. »JETZT!«, brüllte Noye. Die Gegengewichte fielen nach unten, die Wurfarme schnellten hoch und donnerten gegen die gepolsterten Querbalken. Das brennende Pech taumelte durch die Dunkelheit und warf einen geisterhaften Schein auf die Welt darunter. Jon erhaschte einen Blick auf Mammuts, die gemächlich durch das Dämmerlicht schritten, und genauso schnell waren sie wieder verschwunden. Ein
Dutzend, vielleicht mehr. Die Fässer schlugen auf dem Boden auf und zerplatzten. Sie hörten einen tiefen Bass trompeten, und ein Riese schrie etwas in der Alten Sprache, seine Stimme klang wie uralter Donner, und Jon lief es kalt den Rücken hinunter.
»Noch mal!«, rief Noye, und die Triböcke wurden wieder geladen. Zwei weitere Fässer mit brennendem Pech flogen knisternd durch die Dunkelheit und krachten inmitten des Feindes nieder. Diesmal traf eines einen toten Baum, der plötzlich von Flammen eingehüllt war. Nicht ein Dutzend Mammuts, erkannte Jon, sondern hundert.
Er trat an den Rand des Abgrunds. Vorsichtig, mahnte er sich, hier geht es tief hinunter. Der Rote Alyn stieß erneut in sein Wachhorn, Aaaaahuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu, aaaaahuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu. Und jetzt antworteten die Wildlinge, nicht mit einem einzigen Horn, sondern mit einem Dutzend, und dazu mit Trommeln und Dudelsäcken. Wir kommen, schienen sie zu verkünden, wir kommen und reißen eure Mauer nieder, nehmen uns euer Land und rauben eure Töchter. Der Wind heulte, die Triböcke ächzten und krachten, die Fässer flogen durch die Luft. Hinter den Riesen und den Mammuts sah Jon Männer, die mit Bögen und Äxten auf die Mauer zumarschierten. Waren es zwanzig oder zwanzigtausend? In der Dunkelheit war es nicht zu erkennen. Dies ist eine Schlacht der Blinden, doch Manke hat ein paar Tausend mehr davon als wir.
»Das Tor!«, rief Pyp. »Sie sind am TOR !«
Die Mauer war zu groß, um mit gewöhnlichen Mitteln erstürmt zu werden, zu hoch für Leitern oder Belagerungstürme, zu dick für Rammböcke. Kein Katapult konnte einen so großen Stein schleudern, dass er eine Bresche schlagen würde, und versuchte man, die Mauer in Brand zu setzen, schmolz das Eis und löschte die Flammen. Man konnte hinüberklettern, wie es die Wildlinge in der Nähe von Grauwacht getan hatten, aber nur, wenn man stark und gesund war und klettern konnte, und selbst dann konnte man nur allzu leicht wie Jarl enden,
der von einem Baum aufgespießt worden war. Sie müssen das Tor einnehmen, sonst können sie nicht passieren.
Doch das Tor war ein verschlungener Tunnel durch das Eis, kleiner als jedes Burgtor in den Sieben Königslanden und so schmal, dass die Grenzer ihre kleinen Pferde in einer Reihe hintereinander hindurchführen mussten. Drei Eisentore versperrten den Gang im Inneren, jedes war verschlossen und zugekettet und wurde durch ein Mordloch geschützt. Die Außentür bestand aus Eichenbohlen, neun Zoll dick und mit Eisen beschlagen, die nicht leicht aufzubrechen waren. Aber Manke hat Mammuts, erinnerte er sich, und außerdem Riesen.
»Da unten muss es kalt sein«, stellte Noye fest. »Was haltet ihr davon, wenn wir ihnen ein bisschen einheizen, Jungs?« Ein Dutzend Krüge mit Lampenöl standen an der
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