Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Pferde trockenzureiben.
»Nein.« Er zeigte auf die Mauer. »Sieh nur, wie dick das Moos schon auf den Steinen sitzt. Das wächst schon lange. Und dort wächst schon ein Baum aus der Wand, siehst du? Es ist schon eine ganze Weile her, dass dieser Ort niedergebrannt wurde.«
»Wer war es denn dann?«, wollte Gendry wissen.
»Hoster Tully.« Kerbe war ein gebeugter, dünner grauhaariger Mann, der in diesem Teil des Landes geboren war. »Dieses Dorf hat Lord Gotbrook gehört. Als sich Schnellwasser für Robert erklärte, hat Gotbrook dem König die Treue gehalten, also kam Lord Tully mit Feuer und Schwert über ihn. Nach der Schlacht am Trident hat Gotbrooks Sohn Frieden mit Robert und Lord Hoster geschlossen, nur den Toten hat das nicht mehr geholfen.«
Schweigen breitete sich aus. Gendry warf Arya einen eigentümlichen Blick zu, ehe er sich abwandte und sein Pferd striegelte. Draußen regnete und regnete es. »Ich würde sagen, wir brauchen ein Feuer«, verkündete Thoros. »Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken. Und außerdem feucht, was? Viel zu feucht.«
Hans im Glück hackte etwas trockenes Holz klein, das er im Stall fand, während Kerbe und Merrit Stroh als Zunder sammelten. Thoros schlug persönlich den Funken, und Zit fächelte die Flammen mit seinem großen gelben Mantel an, bis sie brüllten und hell aufloderten. Bald wurde es fast heiß im Stall. Thoros setzte sich mit gekreuzten Beinen vor das Feuer und verschlang die Flammen mit den Augen, genau wie er es auf Hochherz getan hatte. Arya beobachtete ihn genau, und einmal bewegten sich seine Lippen, und sie meinte, er hätte »Schnellwasser« gemurmelt. Zit schritt hustend hin und her, und sein langer Schatten folgte ihm auf Schritt und Tritt, während Tom Sieben sich die Stiefel auszog und die Füße rieb. »Ich muss verrückt sein, nach Schnellwasser zurückzukehren«, klagte der Sänger. »Die Tullys haben dem alten Tom noch nie Glück gebracht. Diese Lysa hat mich auf die hohe Straße geschickt, und die Mondmänner haben mir all mein Gold und mein Pferd und sogar die Kleider abgenommen. Im Grünen Tal erzählen sich manche Ritter noch immer die Geschichte, wie ich vor dem Bluttor auftauchte und mir die Harfe vors Gemächt hielt. Sie haben mich den ›Namenstagjungen‹ singen lassen, und ›Der König ohne Mut‹, ehe sie mir das Tor öffneten. Mein einziger Trost war, dass drei von ihnen vor Lachen erstickt sind. Seitdem bin ich nicht mehr nach Hohenehr zurückgekehrt, und ›Der König ohne Mut‹ singe ich auch nicht mehr, nicht für alles Gold in Casterly …«
»Lennisters«, sagte Thoros. »Loderndes Rot und Gold.« Er sprang auf und ging zu Lord Beric hinüber. Zit und Tom verschwendeten keine Zeit und gesellten sich sofort zu ihnen. Arya konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch der Sänger
schaute immer wieder zu ihr herüber, und einmal wurde Zit so wütend, dass er mit der Faust gegen die Wand schlug. Kurz danach winkte Lord Beric sie zu sich. Sie wollte nicht zu ihm, doch Harwin drückte ihr die Hand in den Rücken und schob sie voran. Sie machte zwei Schritte und zögerte furchtsam. »Mylord.« Dann wartete sie ab, was Lord Beric sagen würde.
»Sagt es ihr«, befahl der Blitzlord Thoros.
Der Rote Priester ging neben ihr in die Hocke. »Mylady«, sagte er, »der Herr hat mir einen Blick auf Schnellwasser gewährt. Es erschien mir wie eine Insel in einem Meer aus Feuer. Die Flammen waren springende Löwen mit langen scharlachroten Krallen. Und wie sie brüllten! Ein Meer aus Lennisters, Mylady. Schnellwasser wird bald angegriffen werden.«
Arya fühlte sich, als habe er ihr einen Schlag in den Magen versetzt. »Nein!«
»Liebes«, sagte Thoros, »die Flammen lügen nicht. Manchmal deute ich sie falsch, denn ich bin nur ein blinder Narr. Aber diesmal nicht, glaube ich. Die Lennisters werden Schnellwasser bald belagern.«
»Robb wird sie besiegen.« Arya starrte ihn trotzig an. »Er wird sie genauso besiegen wie zuvor.«
»Dein Bruder ist vielleicht nicht dort«, sagte Thoros. »Und deine Mutter ebenfalls nicht. Ich habe sie beide nicht in den Flammen gesehen. Diese Hochzeit, von der die Alte gesprochen hatte, diese Hochzeit auf den Zwillingen … Dieses Weib erfährt solche Dinge auf ganz eigene Weise. Die Wehrholzbäume flüstern ihr ins Ohr, wenn sie schläft. Wenn sie sagt, deine Mutter reise zu den Zwillingen …«
Arya wandte sich an Tom und Zit. »Wenn ihr mich nicht gefangen genommen hättet, wäre ich längst da .
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