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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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eine Katze maunzte.
    Ganz oben knackte er das Schloss zum Dachboden und verriegelte es wieder von innen. Der große, verschachtelte Raum war vollgestellt mit Plunder, alten Möbeln, ausrangierten Wäschekörben, in denen noch mehr Plunder lag. Dicke Eichenbalken bildeten das Stützwerk, einige waren mit Eisen ummantelt. Der Captain nahm eine kleine Stiege, die zu einer Dachluke führte und eigentlich den Schornsteinfegern vorbehalten war. Er öffnete auch diese und stieg auf den schmalen Steg. Kalter Wind, den er unten auf der Straße gar nicht bemerkt hatte, schlug ihm entgegen. Die Luft roch nach Winter und heißem Ruß, der aus den Schornsteinen zog. 
    Für ein paar Sekunden nahm er sich Zeit, über die Dächer Hammaburgs zu blicken. Eine riesige, nächtliche Stadt, die nur noch aus Schwarz, Weiß und tausenden von schimmernden Lichtern bestand, welche durch den Schnee blinzelten. Dazwischen ragten die Tempel der nordischen Götter hervor wie dunkle Riesen. Allen voran der des Donnergottes. Thor stand, dramatisch von unten beleuchtet, auf der Kuppel seines irdischen Hauses und reckte den gigantischen Hammer gen Himmel, als wolle er die Natur warnen, es nicht zu weit zu treiben.
    Dann begann die Verwandlung. Er nahm den Umhang ab, faltete ihn zusammen und tauschte diesen gegen den Dreispitz, der Zylinder wurde plattgedrückt und ebenfalls verstaut. Dann band er sich das Tuch vor Mund und Nase. Das alles dauerte keine halbe Minute, eine gute Zeit, wie er fand.
    Eine plötzliche Böe ließ ihn straucheln, fast verlor er den Halt auf dem schmalen Gitterweg. Für einen Moment starrte er fasziniert in die Tiefe des Hofes auf der Rückseite, bis er geistesgegenwärtig in die Knie ging, eine Hand den Schornstein umklammernd. Noch lag kein Eis hier oben, denn die Wärme, die zwischen den Mauern hochstieg, verhinderte das, doch sollten die Temperaturen weiter fallen, dann musste er sich etwas überlegen, damit er nicht sinn- und haltlos von irgendeinem Dach fiel.
    Geduckt schlich der Night Captain weiter. Irgendwo hier musste die eiserne Leiter sein, die auf ein tiefer liegendes Flachdach mit einer Glaskuppel führte. Taris hatte dies ausgespäht. Er überquerte den schmalen Spalt zwischen den Häusern und stand jetzt auf dem Gebäude, das ausschließlich der Familie Rothmann gehörte.
    Dieses Dach hatte keinen Giebel, sondern war wie ein Burgturm mit einer aus Zinnen bestehenden Mauer umgeben. Hier war auch der Schnee liegen geblieben, was bedeutete, dass im Haus nicht länger geheizt wurde. So aber blieben Spuren zurück, auch wenn sie bald nicht mehr zu sehen sein würden. Einerlei.
    Auf der rückwärtigen Seite führte die Leiter hinunter. Dann sah er die Glaskuppel, welche das innere Treppenhaus überspannte und die mit Streben verstärkt war. Der Captain untersuchte die gläserne Konstruktion, doch er fand keinen Hinweis auf irgendeinen Schutzmechanismus, was für einen Hausherren, der mit wertvollen Steinen und ihrem noch begehrteren Pulver handelte, äußerst unvorsichtig erschien. Dennoch schickte er besser zuerst seinen Clangeist vor. Poe schlüpfte als dünne Rauchfahne durch eine Ritze und schwebte keine Sekunde später unter der Kuppel. Halb Hamster, halb Geist schob er die vier Riegel beiseite, die diese verschlossen hielten, kam wieder hervor, machte ein Daumen-hoch-Zeichen und verschwand im Ärmel des Mantels.
    Der Night Captain zog das Seil hervor, band einen speziellen Knoten, schlang es um eine stabile Stange, die aus dem Mauerwerk stak und band sich das andere Ende an eine Schlaufe am Gürtel. Vorsichtig öffnete er die Kuppel mit seinem mechanischen Arm, der mühelos das schwere Glas anhob. Schnee rieselte in die Öffnung und das darunterliegende Stockwerk, das in völliger Düsternis dalag. Er kletterte über die Kante, ließ los, das Seil schwirrte, er zog fest und baumelte einen halben Schritt über dem ersten Geländer.
    Alles war still, nichts regte sich, also gab er Seil nach und sauste noch einen Stock tiefer. Der Mantel blähte sich und raschelte. Die Nachtlinse leistete gute Dienste. Nach dem dritten Stock war Schluss. Der Captain zog einmal kräftig, woraufhin sich oben an der Stange der Knoten löste und ihm das Seil entgegenfiel. Er rollte es ordentlich zusammen und hängte es wieder an seinen Gürtel. Skee hatte mehr als genug Kraft, um die Glaskuppel wieder zu schließen. So blieb außer seinen Fußspuren kein Zeugnis davon, wie er hier herein gekommen war, doch würde der Schnee auch

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