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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zweifache Drachenkopf, der eine aus dem Meer steigende Sonne umschloss. Sonne, Meer … Drache. Drache, Feuer, Wasser. Tier, Symbol, Flagge … eine Flagge? Ein Zeichen!, überall wiedererkennbar. Klauen, Zähne, Flammen. Robert zuckte zusammen. ›Das war es!‹
    Er legte sich das schwarze Tuch um, maß ab, wo er würde zeichnen müssen, dann legte er es auf den Tisch, faltete es zu einem Dreieck, so dass er zwei Lagen bekam und begann mit weißer Farbe Konturen darauf zu malen. Als es endlich so aussah, wie er sich das vorstellte, brachte er in dem Tuch die feinen Glasdrähte an, nähte sie vollkommen ein, damit sie wirklich unverrückbar waren. Zufrieden betrachtete Robert sein Werk.
    Zu guter Letzt nähte er zwei Pulverpatronen im Innenfutter des Mantels ein und verband sie mit den Glasdrähten. Eine für den Mantel und den Dreispitz, eine kleinere und nicht so reine Patrone für das Tuch.
    Robert zog den Night Captain an, die Uniform seines zweiten Ichs. Er löschte alles Licht in dem Zimmer, bis es zappenduster war. Dann stellte er sich erneut vor den Spiegel. Er atmete ein paarmal tief ein, schloss die Augen, aktivierte die Glasdrähte, wartete einen Herzschlag lang, noch einen. Schließlich öffnete er die Augen und erschrak. Da stand etwas vor ihm, das nicht von dieser Welt zu sein schien. Als er die Drähte in dem Tuch schimmern ließ, wich er einen Schritt zurück. Beim Barte des Odin, er sah aus wie ein Rachegott, der von einer Totenbarke herabgestiegen war. Robert grinste unter dem Tuch. ›Wenn das keinen Eindruck machte, was dann?‹ Selbst mit zwanzig Humpen Bier intus würde daraus eine Geschichte werden, die sich schneller verbreiten würde, als er ›Hoppla‹ sagen könnte.
    Lange stand er da und wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Aufgeregt, kindisch, erregt, und ganz tief, hinter der Oberfläche seines Seins, fühlte er sich vor allem eines: mächtig. Diese Uniform hatte ein Eigenleben, das spürte der junge Lord sofort. Wann immer er diese Dinge trug, er würde nicht länger Robert T. Humberstone sein. Nein. In diesem Augenblick war etwas Neues geboren worden: The Night Captain .
    Jetzt war es Zeit, auf die Jagd zu gehen.
     
    »Sie sehen jedes Mal schlimmer aus, Coldlake.« Der Schotte wirkte, als habe man ihn kürzlich überfahren und danach in eine Sickergrube geworfen. Sie saßen in einer düsteren Kaschemme namens Fischkopf , unweit des Freihafens. Robert trug die Haare offen, keinerlei Adelszeichen und einen gebrauchten Mantel. Der Revolver war mit dabei sowie zwei scharfe Stichwaffen. Durch das trübe Butzenfenster sah man einen Wald aus Masten und Rahen, die träge im Wind schaukelten. Unaufhörlich klapperten Räder großer Verladekutschen auf dem Kopfsteinpflaster, die Ballen, Fässer, Kisten und anderes Zeugs von den Schiffen transportierten. Unrat, alte Zeitungen und Lumpen wirbelten durch die Straße. Kein sehr geselliger Ort, aber hier trauten sich weder die Polizei noch die Rabenmänner hinein. Das hier war freies Handelsland innerhalb Hammaburgs. Hier machten Schiffe aus aller Herren Länder fest, hörte man so viele Sprachen wie sonst nur in Piratengeschichten. Zwar dümpelten weiter draußen zwei Kriegsschiffe herum, doch die waren mehr Zierde, als dass sie wirklich jemandem Angst machten.
    Der Schotte nippte an einem Magenbitter, der so scharf roch, dass er sich eher durch die Magenwände brennen würde, anstatt diese zu beruhigen. Doch Coldlake bekam wieder etwas Farbe ins Gesicht, als er das Gesöff drinnen hatte.
    »Tut mir sehr leid, Sir ich …«
    Robert zischte kurz: »Trevor.«
    Der junge Offizier nickte entschuldigend. »Verzeihung, Sir … ähm, Trevor.«
    »Also, wieso haben sie mich in dieses Viertel bestellt? In diesen Straßen gibt es mehr Tote in einem Monat als Regentage in London während eines Jahres.«
    »Coldlake hing da, als wolle er gleich weinen. Robert schob ihm seinen Grog vor die zittrigen Finger. Der Mann trank dankbar, seufzte und stellte den Becher zurück auf den schmutzigen, von Kerben übersäten Tisch.
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Seit dieser Sache mit dem jungen Rothmann werde ich verfolgt. Gesehen habe ich keinen, aber sie sind da, ich spüre es im Nacken.« Er schnäuzte sich in den Ärmel seiner Jacke. »Ich wollte Abstand zu ihnen halten, besser ist das, dachte ich mir. Es war schon heftig, als man Sie in die Kommandantur bestellte, um mich da rauszuboxen. Deshalb bin ich auf Tauchstation gegangen, hab überall

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