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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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deutete auf die verstreuten, leblosen Gestalten. »Warst du das etwa?«
    »Sie sind nicht bei Hel, falls du das denkst.« Robert fühlte sich plötzlich unwohl in ihrer Nähe.
    »Aber nahe dran.«
    Laute Stimmen erfüllten die Halle. Jemand schoss. Robert aber rechnete. Alles bewegte sich. Am Äquator betrug die Rotation 1670 km/h, das war simple Eigendynamik, da sollte man besser nicht die Hand aus dem offenen Fenster halten. Doch sie kreisten auch um die Sonne. Wie viel war das noch? 107.000 km/h. Und dann flitze die Sonne selbst in dieser Spirale einer ganzen Galaxie. Er überschlug die Geschwindigkeit: 792.000 km/h. Alles war in Bewegung. Er schrieb mit den Fingerspitzen Formeln in die Luft, versuchte ...
    Eine Ohrfeige traf ihn.
    »Jetzt! Weg! Sofort, Humberkiss.«
    Er wachte auf. Mit einer fast belanglosen Geste zog er ein Fadenlabyrinth aus seinem Mantel. Er hatte viele Nächte daran geknotet und geknüpft. Jetzt würde sich zeigen, ob ...
    »Mach hinne, verdammt!« Robert blinzelte, warf das Labyrinth aus dem Handgelenk zu Boden, es entfaltet sich wie ein bereits gesponnenes Netz auf den staubigen Platten, blieb liegen in perfekten Kreisen.
    »Wow!« Runari trat einen Schritt zurück. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Robert lächelte.
    »Verdammt.«
    Er reichte ihr die Hand. Sie nahm sie.
    »Halt still und durchtrenne nicht den Weg, Runa!«
    Runari Fay nickte ergeben, umfasste ihn wie ein Rettungsboot. Er spürte ihre Nähe, so intensiv wie lange nicht mehr. Er, sowie der Night Captain , schlossen die Augen, genossen für einen kurzen Augenblick die Wärme und die Geborgenheit. Er hörte die Halle, die wilden Rufe, sah, wie sich das Labyrinth seinen Weg suchte. Alles war hier! Man musste es nur ausrechnen. Runa küsste seinen Hals, ein Schauer war darin versteckt. Ein alter Tag, der lange schon kein Leben mehr in sich trug. Sie verschwanden einfach. Das letzte was er sah, war, dass ihr Fuß den äußersten Kreis unterbrochen hatte.
    Die Halle faltete sich zusammen wie ein Brief, der endlich verschickt werden wollte. Alles verstummte in diesem Wirbel, hielt inne, dehnte sich aus, verschwand.
    Runa schrie, wer würde das nicht tun, doch sie hielten einander fest. Hammaburg zerknitterte zu einem einzigen Moloch. Als würde alles an nur einen Ort gehören, sich bündeln und dann wieder auseinanderdriften.
    Über dem Hafen löste sich der Zauber auf. Er fand keinen Weg zurück, stattdessen stellte er seinen Weg ein, weil er keinen mehr fand. Er hörte so plötzlich auf, als würde man gegen eine unsichtbare Wand prallen.
    Sie standen in der Luft. Robert guckte nach unten. Zweihundert Meter bis zur Schwärze aus aufgewühltem Wasser. So hatte er das nicht geplant, verdammt.
    Sie fielen.
    Runa schrie. Der Night Captain schrie ebenfalls.
     Sie fielen. Gemeinsam. Getrennt.
    In den Hafen.
    Ungewissheit.
    Schwarzes Wasser voller Schiffe.
    Sein letzter Gedanke: ›Tut mir leid. Anevay.‹
     

 

Feuer & Verrat
     
    Eislande: Geheime Forschungsstation /C/O/L/D/
     
    Sam Fedin schwitzte. Die Hitze, welche von der Feuersäge ausging, war unerträglich und zugleich ein solcher Gegensatz zu der Umgebungstemperatur, dass es ihn abwechselnd schwindelte oder er keine Luft mehr bekam. Drang sie dann in seine Lungen, biss ihn die Kälte darin. Es war zum Verzweifeln.
    Er stand in Tunnel Nr. 49. Einem alten Versorgungstunnel, der schon lange aufgegeben worden war. Sein Ziel aber war Nr. 52, denn dort war seine Frau. Er musste zu ihr gelangen, um jeden Preis. Seit er von der Sprengung der Tunnel gehört hatte, schlich er, wann immer es ihm möglich war, hier hinunter und arbeite daran, sich einen Weg zu ihrem Sarkophag zu schneiden. Manchmal glaubte er, das Eis wolle ihn verhöhnen, so widerspenstig zeigte sich die Natur der Eislande gegenüber seiner improvisierten Technik. Denn die Feuersäge hatte er ausgeliehen , doch war ihre Energie immer viel zu schnell verbraucht.
    Sam schnitt einen weiteren Block aus dem blauen Eis, wuchtete das schwere Ding beiseite und blieb einige Sekunden stehen, als habe man ihn geschlagen. Sein rauer Atem bildete Wolken vor seinen Lippen.
    Wie viel Zeit war doch vergangen. Fast siebzehn Jahre waren es jetzt. Und noch immer hatte er keinen Weg gefunden, die Dinge zu ändern. Keinen Weg, all das aufzuhalten. Mit jedem Tag drückte die Schuld tiefer in seine alten Knochen. Einst hatte er durch die Wälder rennen können wie ein Windwolf. Jetzt waren seine Haare durchzogen von grauen Strähnen

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