Das Locken der Sirene (German Edition)
geh gefälligst, bevor ich meine Meinung ändere.“
„Was wird aus Wesley?“
„Ihm geht’s gut. Uns allen geht’s gut. Und wir haben das Buch fertig. Deine Arbeit hier ist beendet.“
Zach hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Du musst mich jetzt hassen.“
„Ich verstehe dich. Vertrau mir.“
Zach spürte, wie seine Brust schrecklich eng wurde. „Ich hätte nicht zu ihr zurückgehen können. Ich hätte das nicht gekonnt, wenn du nicht gewesen wärst. Ich vermute, das macht für dich wahrscheinlich absolut keinen Sinn.“
„Oh, es ergibt absolut Sinn, keine Sorge.“ Nora lachte. „Ich habe dir beigebracht, wie du mich verlassen kannst.“
„Es tut mir so leid.“
„Mir nicht. Søren hat mir von Anfang an gesagt, dass du Grace noch liebst. Ich hätte ihm einfach zuhören sollen.“
„Søren … Warum er?“ Zach schüttelte den Kopf.
„Warum?“ Nora sank wieder in ihr Kissen und schloss für einen Moment die Augen. „Warum? Søren hat mich geliebt seit dem Tag, an dem wir uns das erste Mal begegnet sind. Er hat mich geliebt, seit ich fünfzehn war. Er hat mich ohne Angst geliebt, ohne Schuld, ohne Fehl und ohne ein einziges Mal vor mir zurückzuweichen.“ Sie öffnete die Augen und sah ihn an. „Er ist der einzige Mann, der mir nie wehgetan hat.“
„Nora, ich …“
„Ist schon in Ordnung! Wirklich. Du musst jetzt gehen. Du verschwendest deine Zeit. Die Taschen hattest du doch bereits an dem Tag gepackt, als ich dir begegnet bin. Aber du wolltest nie nach L. A., das wissen wir beide. Und jetzt flieg nach Hause.“
Zach stand auf und ging zur Tür. Seine Füße fühlten sich taub an.
„Zach?“
Er drehte sich um. Nora blickte ihn forschend an. „Es hat dir doch was bedeutet, oder? Ich? Mein Buch? Diese Nacht war nicht nur …“
In weniger als einer Sekunde war er wieder an ihrem Bett. Zach nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie vorsichtig und mit der Leidenschaft eines Mannes, der wusste, dass die nächste Frau, die er küsste, die einzige sein würde, die er für den Rest seines Lebens küssen würde.
„Ja“, sagte er atemlos. „Es hat mir etwas bedeutet.“
Nora nickte. „Und du bist weiterhin mein Lektor?“
„Immer.“
„Ich hab nämlich die Idee für ein neues Buch. Aber dafür brauche ich deine Hilfe.“
Zach berührte ihre unversehrte Gesichtshälfte. „Denk nur immer dran: zeigen, nicht erzählen.“ Er zwinkerte ihr zu.
Nora lachte. Es war ihr dreckiges, böses und perfektes Lachen.
„Wie viel zahlen sie dir eigentlich dafür?“
Die Fahrt nach Hause vom Krankenhaus fühlte sich endlos an. Wesley sprach nicht mit ihr, und Nora fürchtete sich, die Stille zu durchbrechen. Er bog in die Einfahrt. Sie stieg zu schnell aus dem Auto und spürte, wie ihr von dem Schmerzmittel schwindelig wurde. Bevor sie fallen konnte, hatte Wesley sie schon aufgefangen und trug sie ins Haus,
„Du hättest noch im Krankenhaus bleiben sollen.“ Sanft setzte Wesley sie auf der Couch ab.
„Ich habe Krankenhäuser schon früher gegen ärztlichen Rat verlassen. Das musste ich, sonst hätten sie einen Psychologen geholt und anderen Scheiß veranstaltet, den ich nicht brauchen kann.“
„Bist du sicher, dass du keinen Psychologen brauchst?“
„Ich hatte schon immer den Eindruck, dass du tief in deinem Inneren denkst, ich sei verrückt“, gab Nora zurück.
Wesley saß auf dem Sessel neben der Couch. Er lehnte sich zurück und verbarg das Gesicht in den Händen. „Ich würde einfach gern glauben, dass du nicht bei Verstand bist, wenn du mir das antust.“
Nora lehnte sich zurück und spürte die Sofakissen im Rücken. Jeder Atemzug schmerzte, doch war es nicht die angeknackste Rippe, die ihr so zusetzte. „Ich habe dir das nicht angetan“, erwiderte sie. „Ich habe es für dich getan.“
„Nora, das ergibt doch keinen Sinn!“
„Du hast versprochen, mich zu verlassen, wenn ich zu Søren zurückgehe. Mich zu verlassen ist so ziemlich das Beste, was du tun kannst.“
„Du willst, dass ich gehe?“ Seine Stimme war vor Entsetzen ganz leise.
„Nein. Niemals.“ Sie hasste die Erleichterung, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete. „Aber du musst gehen. Ich kann dich nicht länger behalten.“
Wesley fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Seine Wangen waren gerötet, in den Augen blitzten die ungeweinten Tränen. „Dann lass mich dich behalten.“
„Nein, Süßer, das kann ich nicht. Ich …“
„Liebst du mich?“
„Wesley, es ist nicht
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