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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Astronomie und Mathematik – ja, in allem, was eine Zivilisation braucht, um sich zu entwickeln.
    Sie verwandelten uns von primitiven Stammesnomaden in zivilisierte, denkende Menschen. Sie formten die Menschheit, lehrten uns, eine Zivilisation zu organisieren.
    Und was war der Dank? Wir unterstellten ihnen Bösartigkeit. Sahen sie als Bedrohung. Als etwas Gefährliches. Wir verwandelten sie in Dämonen, in Handlanger des Bösen. Wir missverstanden sie auf übelste Weise. Ist es nicht typisch für uns Menschen, immer nur das Schlechteste im anderen zu sehen?
    Jemand sollte ihre verlorene Ehre wiederherstellen. Sie haben es verdient. Bjørn Beltø, ich möchte Sie ergebenst dazu auffordern: Erzählen Sie ihre Geschichte. Erweisen Sie ihnen die Ehre und den Respekt – und den Dank –, den sie verdienen.
    Das, mein junger Freund, war alles, was ich noch zu sagen hatte. Ich bin müde. Genug. Friede sei mit Ihnen.
    Freundliche Grüße
Giovanni Nobile
    PS: Zum ersten Mal seit vierzig Jahren kann ich furchtlos einen Brief mit meinem eigentlichen Namen unterschreiben. Das ist, als würde ich mich selbst wiederfinden.
    PPS: Ich glaube, meine Tochter Silvana hätte nichts dagegen, wenn Sie den Kontakt zu ihr aufrechterhalten würden.

XVII : Der Traum
    AL-HILLA
3. SEPTEMBER 2009
    1
    Als ich nachts im Bett lag, dachte ich noch lange darüber nach, an welchem Punkt ich es hätte begreifen müssen. War ich wirklich so leicht an der Nase herumzuführen, wie Monique einmal angedeutet hatte? Ja, vielleicht. Wahrscheinlich.
    Monique reiste noch am selben Tag wieder ab. Sie musste sich um die Beerdigung kümmern. Ich versprach, mit ihr in Verbindung zu bleiben.
    »Schön«, schrieb sie auf ihren Notizblock.
    Ihr Blick …
    Schön …
    Eigentlich sollte ich sie ab jetzt Silvana nennen. Aber für mich würde sie immer Monique sein.
    Als ich schließlich einschlief, träumte ich von Oûähs Planet. Er kam mir merkwürdig bekannt vor, aber vielleicht lag das nur an dem Traum, ich weiß es nicht. Ich lief durch einen Wald, in dem die Vegetation rot statt grün war, herbstlich. Die Talsohle lag in einer bergigen, waldigen Landschaft. Die Sonne war größer als unsere und rötlich. Und der Planet hatte zwei Monde. Der eine war groß und rosa, der andere viel kleiner und bläulich schimmernd. Vielleicht kreiste der kleinere Mond ja um den größeren. Ich träumte von einem Meer mit Segelbooten, alte phönizische Handelsschiffe neben hypermodernen, stromlinienförmigen Fahrzeugen aus glänzendem Metall. Wellen spülten über die glatt geschliffenen Felsen des Küstenstreifens. Hier und da streckten fremdartige Bäume ihre Äste über das Ufer hinaus. Einige sahen aus wie Palmen, andere hatten enorme, dornige Blätter, viele waren von kleinen Blüten übersät. Der Sonnenuntergang am Horizont färbte die Wolken rot. Ein ungewohnter Farbton in der Lichtbrechung schaffte die Illusion von etwas schimmernd Goldenem, das auf meine Hand abfärbte, wenn ich sie ins Licht hielt. Am Horizont – am Fuß der Berge – flimmerte die Silhouette einer Stadt. Die Gebäude waren schmal und hoch, mehr Türme als Häuser, aber ihre Form erinnerte eher an Lehmhütten oder Termitenhügel. Manche Häuser hatten Erker und Nischen, Türme und Zinnen, andere waren ganz kahl und glatt. Ein paar der Gebäude waren über Brücken miteinander verbunden. Die Fenster schienen willkürlich platziert zu sein, als gäbe es in den Häusern statt Stockwerken unterschiedliche Ebenen, die auf den ersten Blick keiner Logik folgten. Durch die Luft flogen eidechsenähnliche …
    »Bjørn!«
    … Vögel zwischen den Hochhäusern hindurch.
    »Wachen Sie auf! Bjørn!«
    CC hatte angeklopft, die Tür geöffnet und mich aus meinem Traum gerissen. Ich tastete nach meiner Brille und der Armbanduhr auf dem Stuhl neben dem Bett. Es war zwei Uhr sechsunddreißig.
    CC wedelte mit einem Stapel Papiere.
    »Das ist fantastisch! Kommen Sie, begleiten Sie mich!«
    »Es ist halb drei …«
    »Kommen Sie!«
    »… mitten in der Nacht.«
    »Wir müssen raus, um darüber zu reden!«
    »Worüber?«
    »Raus! Sterne anschauen.«
    »Raus … und … Sterne gucken …?«
    »Ziehen Sie sich was Warmes an. Es ist kühl draußen!«
    2
    Die Wüste war pechschwarz, eiskalt und sternenklar. Ich packte mich gut in meine Jacke ein, als CC mich um den Tempelturm herumführte. Etwas entfernt strahlte die flutlichtbeleuchtete Sicherheitszone. Als wir schließlich stehen blieben, stemmte CC die Hände in die Seiten

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