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Das Maedchen am Klavier

Das Maedchen am Klavier

Titel: Das Maedchen am Klavier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Marschner
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zu Clementine, in deren Augen Tränen glänzten. »Ein so schönes Kind!«
    Clementine nickte beglückt und schob die Spitzen zur Seite, damit der Vater seine jüngste Tochter besser sehen konnte. »Nicht wahr, Friedrich?«, flüsterte sie. »Sie ist wirklich schön, das sagen alle. Es heißt, für jede Mutter sei ihr eigenes Kind das schönste von allen, aber unsere Marie ist es wirklich.« Sie nahm der Amme den Säugling ab und reichte ihn weiter an Friedrich Wieck, der linkisch zugriff und sich wunderte, dass ein so kleines Mädchen so fürchterlich schreien konnte. Allerdings war auch Alwin ein Brüller gewesen, doch das sagte Friedrich Wieck lieber nicht zu Clementine, die noch immer vor Freude strahlte. »Was für ein süßes Mädchen!«, paraphrasierte er sein Lob, dann reichte er das Kind an die Amme zurück und begab sich in den Salon, wo sich auf dem Sekretär die Post der vergangenen Wochen türmte. »Ich muss das alles sofort durchsehen«, verkündete er und machte Anstalten, die Türe zu schließen. »Wartet nicht auf mich mit dem Abendessen! Wenn ich fertig bin, erzähle ich euch von Paris. Das mit der Post eilt aber doch sehr. Wer weiß, was dabei ist.« Damit ließ er die Tür ins Schloss fallen.
    Clementine und die anderen blieben enttäuscht draußen stehen. Seit zwei Tagen hatte man geputzt, gekocht und gebacken,um dem Hausherrn bei seiner Rückkehr eine Freude zu bereiten. »Hast wenigstens du Hunger?«, fragte Clementine Clara, die heftig nickte. »Ich habe seit einer Woche nichts Richtiges mehr gegessen«, gestand sie.
    Clementine seufzte. »Willkommen daheim, Clara«, sagte sie unerwartet sanft. So oft war sie eifersüchtig auf ihre Stieftochter gewesen und hatte sie beneidet. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass auch Claras Leben nicht eitel Sonnenschein war.
    Erst als die Kinder und die Dienstboten schon zu Bett gegangen waren, tauchte Friedrich Wieck wieder bei seiner Frau auf. »Ich habe alles durchgesehen«, erklärte er. »Nichts Wichtiges dabei, außer einem: Eine Frau Schumann aus Zwickau, du kennst sie nicht, hat um meinen Rat gebeten. Ihr Sohn Robert möchte sein Jusstudium aufgeben und Musiker werden. Er hat schon früher Unterricht bei mir genommen, als er noch hier in Leipzig studierte. Danach ging er nach Heidelberg, aber dort gefällt es ihm anscheinend auch nicht mehr.« Er ließ sich auf das Sofa fallen. Erst jetzt merkte er, wie müde und zugleich aufgedreht er war. »Ich habe beschlossen, ihn zu fördern. Er ist ziemlich begabt, weißt du. Wenn er sich anstrengt, ist er in drei Jahren bereit für eine Karriere als Pianist.«
    Friedrich Wieck schwieg. Ihm fiel ein, dass er den jungen Schumann früher gern mit dem Ehestörer Bargiel verglichen hatte. Beides Fantasiemenschen. Romantiker. Unzuverlässig. Ohne Realitätssinn ... Aber begabt. Begabt: das war erst einmal das Wichtigste für einen Impresario wie den ehrgeizigen Wieck aus Leipzig. »Er wird bei uns wohnen«, erklärte er. »Ich habe bereits an seine Mutter geschrieben, dass wir ihm zwei Zimmer zur Verfügung stellen, natürlich gegen Bezahlung, aber das dürfte kein Problem sein. Sein Vater war ein erfolgreicher Verleger.«
    Clementine errötete. »Bei uns soll er wohnen?«, fragte sie irritiert. »In unserem Haus? Habe ich denn da gar nichts mitzureden?«
    Friedrich Wieck zuckte die Achseln. »Entschuldige, Tinchen«, murmelte er. »Ich wollte dich mit dieser Entscheidung nichtbelasten. Außerdem wird dir der junge Schumann bestimmt angenehm sein. Im Allgemeinen mögen ihn die Damen sehr.« Er rückte näher an seine Frau heran. »Es tut gut, wieder daheim zu sein«, raunte er.
    Doch Clementine stand entschlossen auf. »Ich bin müde«, erklärte sie schroff. Sie hätte geweint, hätte sie sich nicht mit dem Entschluss getröstet, nie wieder eine Girlande zu flechten, wenn ihr Gemahl von einer langen Reise zurückkam, und nie wieder seinetwegen besseres und mehr Essen zu kochen als an gewöhnlichen Tagen.
    Als sie hinausging, fragte er sie, was für Hände die kleine Marie habe.
    »Natürlich ganz winzige, zarte!«, antwortete Clementine, ohne sich umzudrehen. »Wie alle kleinen Kinder.«
    Da lächelte Friedrich Wieck und dachte an die vielen Wochen mit seinem kleinen Russen. Winzige, zarte Hände? Von wegen! Elefantenpfoten. Löwenpranken. Bärentatzen. So gehörte es sich!
2
    Für Clara war Robert Schumann kein Unbekannter. Vor zwei, drei Jahren – ihr Leben war noch zu jung, als dass sie es chronologisiert hätte

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