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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Natalja, seine Kinder. Und er dachte wieder an das Lager von Tuneisk, wo Menschen verfaulten.
    »Jurij Konstantinowitsch Jegorow, Hauptmann der Roten Armee«, sagte er mit zitternder Stimme. »Abkommandiert zur Instruktion der ersten ägyptischen Armee. Ich … ich bitte um politisches Asyl …«
    Er schloß die Augen und wandte den Kopf ab.
    Er hatte den für einen Russen schrecklichsten Satz gesagt.
    Zwei Stunden später zeigte es sich, daß man einen glänzenden Fang gemacht hatte. Die Dechiffrierabteilung von Rishons Dienststelle brach in Jubel aus. Im Jeep, unter anderen Papieren, die Jegorow nicht mehr vernichten konnte, hatte man ein Codebuch gefunden. Der Hauptmann der Funküberwachung des militärischen Nachrichtendienstes konnte sich nicht beruhigen vor Freude.
    »Moshe!« rief er. »Das ist ein Fang! Das ist unbezahlbar! Wir haben den ägyptischen Code! Seit Wochen nehmen wir einen Funkspruch nach dem anderen auf und bekommen keinen Sinn in das Kauderwelsch. Und jetzt können wir alles lesen wie einen Roman!« Er umarmte Rishon, küßte ihn vor Begeisterung und rannte aus dem Zimmer.
    Am Abend lag eine lange Liste von übersetzten Funksprüchen der Jordanier und Ägypter auf Rishons Tisch. Mit Rotstift waren zwei Funksprüche umrandet. Die Ordonnanz, die diese Mappe gebracht hatte, war schnell wieder gegangen, noch bevor Rishon die Mappe aufschlug. Der Hauptmann der Dechiffrierabteilung hatte ihm gesagt: »Hinlegen und weg, mein Junge. Rishon könnte mit Stühlen um sich werfen.«
    Funkspruch Nr. 193:
    »OCE an HMN: Dr. Schumann in Amman. Geheimhaltung Stufe I. Bitten ägyptische Experten nach Amman zur Koordinierung. Ende.«
    Funkspruch Nr. 397/C:
    »OCE an HMN: Ariela Golan in Amman. Ende.«
    Major Rishon warf nicht mit Stühlen. Er klappte nur die Mappe zu, und sein Kopf sank auf den Tisch.

7
    Herbert Frank war mittelgroß. Außer der Goldbrille in seinem Gelehrtengesicht hatte er nichts Auffälliges an sich. Wenn man ihn aufgrund einer Personenbeschreibung gesucht hätte, wären einige Tausend Menschen ergriffen worden, so alltäglich sah er aus. Er trug eine zerknitterte Leinenhose und ein weißes Nylonhemd mit kurzen Ärmeln, als er Dr. Schumann besuchte. In der Hand hielt er einen verbeulten weißen Segeltuchhut, wie man ihn oft in der Wüs te trägt, denn er ist angenehmer als ein steifer Tropenhelm.
    Narriman führte ihn selbst in Schumanns Zimmer. Nichts ließ darauf schließen, daß Herbert Frank und Narriman verheiratet waren. Sie führte ihn zu Dr. Schumann, wie eine Gastgeberin einen Gast mit einem anderen Gast bekannt macht. Sie sahen aneinander vorbei, und es war offensichtlich, daß zwischen ihnen mehr lag als eine Entfremdung.
    Herbert Frank wartete, bis Narriman aus dem Zimmer gegangen war, um sich um Kaffee und Kuchen zu kümmern. Er sah sich in dem Zimmer um und wandte sich dann wieder Dr. Schumann zu, der ihn schweigend musterte.
    Er ist ein ausgebrannter Mann, dachte er. Sein Gesicht ist faltig und ausgelaugt. Wenn er jetzt hustet, paßt es dazu … er wird die Schwindsucht haben. Seine Augäpfel sind gelb … auch an der Leber hat er's. Ob er seinen Kummer in Alkohol ertränkt? Ob er sich ins Vergessen flüchtet, wenn er sinnlos betrunken irgendwo herumliegt? Oft ist der Alkohol für einen Europäer das einzige Mittel, den Orient zu ertragen. Der weite, glühende Himmel, die gelbe, flimmernde Wüste, die niederdrückende Hitze, die Trostlosigkeit der Steinsteppe, der traurige Anblick einer vom Sand gepuderten Tamariske … man muß einfach trinken, um die Kraft zu haben, sich selbst zuzuschreien: »Das Leben ist schön! Das Leben ist schön! O verdammt! Schön!«
    »Narriman ist Ihre Geliebte?« fragte Herbert Frank unvermittelt. Er hatte für seinen langweiligen Körper eine verblüffend tiefe, männliche Stimme.
    »Nein!« antwortete Dr. Schumann laut.
    »Aber sie hat's versucht.«
    »Sie kennen Narriman besser als ich.«
    Frank lächelte müde. »Sie waren standhafter als ich. Dr. Schumann. Ich bin umgefallen, als mich Narriman allein in ihrem Zimmer hatte. Das war in London, im Mayfair-Hotel. Stinkfeines Haus. Ich hatte gerade eine Anstellung im Forschungszentrum Chelsea bekommen, als ich Narriman in einem Speiselokal kennenlernte. Können Sie sich denken, wie diese Frau auf mich wirkte? Ich hatte bisher das Leben eines Normalbürgers gelebt. In Wunningen. Sie kennen Wunningen nicht? Ich kannte es auch nicht, als ich als Raketenfachmann dorthin kam. Stellen Sie sich vor:

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