Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
heruntergingen und die Piloten mit Ferngläsern den rätselhaften Gegenstand einfingen, sahen sie deutlich, daß es ein Jeep war. Ein einzelner Mann saß darin. Sofort funkte man es nach Beersheba, und von dort stiegen drei Hubschrauber auf.
    Hauptmann Jegorow fluchte wie ein sibirischer Fischer, dem ein treibender Baumstamm die Netze zerrissen hat. Er sah ein, daß er das Rennen zum Kanal verloren hatte. Hier gab es keine Deckung mehr, hier konnte man sich nicht hinter Steinen verbergen, hier konnte man nicht mehr Sandfloh spielen und sich in eine Düne eingraben. Zwei Aufklärer kreisten ständig über ihm, und er wußte, daß jetzt in Beersheba die Hubschrauber aufsteigen und Jurij Konstantinowitsch bald nach Jerusalem bringen würden.
    Es gibt zweierlei, dachte Jegorow, während er in einer hohen Staubwolke durch den Sand fuhr. Der Motor seines Jeeps heulte. Das eine ist asiatisch und heißt: Gefangenschaft ist Unehre. Ein Held stirbt, aber er ergibt sich nicht. Das andere ist europäisch: Das Leben geht weiter. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten.
    Jurij Konstantinowitsch war aus Roslawl, also Europäer. Er hielt kurzentschlossen mitten in der Wüste seinen Jeep an, stieg aus, schleppte alles, was ihm gehörte, in den Sand, schichtete es auf und schüttete aus den Kanistern Benzin darüber. Dann warf er ein Streichholz hinein und freute sich über die helle Flamme, die sofort emporschoß.
    Gleichzeitig zogen die Flugzeuge tiefer herunter und begannen ihn mit Maschinengewehren zu beschießen. Jegorow machte ein paar lange Sätze zum Jeep, aber genau hier lagen gut gezielt die Garben.
    »Er verbrennt alles!« schrie der Pilot des ersten Aufklärers in sein Kehlkopfmikrophon.
    Und die Zentrale in Beersheba antwortete: »Verhindern! Notfalls verwunden, aber nicht töten!«
    Jurij Konstantinowitsch griff in die Tasche und holte sein Taschentuch heraus. Er schwenkte es als weiße Fahne, aber gleichzeitig ging er auf den Jeep zu. Man wird mich nach Sibirien schicken, wenn man das erfährt. O verflucht, verflucht! Ich hätte die Papiere zuerst verbrennen sollen …
    Das zweite Flugzeug stieß herunter. In der Ferne schwebten drei Riesenlibellen durch die heiße Luft. Die Hubschrauber.
    Jegorow begann zu laufen. Er lief in die Schußbahn des MGs hinein, und beide Beine wurden ihm weggerissen. Mit einem Ächzen fiel er in den Sand, wälzte sich auf den Rücken und fühlte, wie sein Unterkörper zu zittern begann, wie in einem Schüttelfrost und wie seine Beine seltsamerweise nicht schmerzten, sondern kalt wurden, als schöbe man sie in einen Kühlschrank.
    Noch drei Meter, dachte er. Nur noch drei Meter.
    O verflucht, verflucht …
    Er starrte in den vor Hitze fast farblosen Himmel, als die Hubschrauber landeten und große Staubwolken über ihn wegwehten. Er gab auf Fragen keine Antwort, ließ sich wegtragen, wurde in einen der Hubschrauber geschoben und verlor erst das Bewußtsein, als er über der Wüste schwebte und unter ihm sein Jeep explodierte.
    In Beersheba wurde Hauptmann Jegorow notdürftig operiert, versorgt und verbunden. Der Stabsarzt sagte noch: »Die Beine wird er behalten, aber die Schienbeine sind hin. Er wird mit O-Beinen weiterleben müssen!«
    Jegorow verstand alles. Er schwieg weiter.
    Sibirien, dachte er bloß. Die Wälder von Tuneisk. Das Straflager, in dem selbst die Flöhe weinen.
    Warum haben sie nicht dreißig Zentimeter höher gezielt …
    In Jerusalem stand Major Rishon auf dem Flugplatz, als die Hubschrauber aus Beersheba landeten. Noch bevor die Flügel zu kreisen aufhörten, rannte er heran, die Mütze flog ihm vom Kopf, seine Haare wurden vom Flugwind zerwühlt, der Sog riß an seiner Khakibluse.
    Wo hat er Ariela gelassen, tobte es in ihm. Er ist allein! Wo ist Ariela? Ich erwürge ihn! O Gott, ich erwürge ihn!
    Die Trage wurde auf die Erde geschoben. Moshe Rishon stürzte auf sie zu wie ein Panther. Dann blieb er plötzlich stehen und starrte den Mann vor sich an.
    »Wer ist denn das?« schrie er den Piloten an. »Wen bringen Sie denn da?«
    »Den Mann aus der Wüste.«
    »Es ist der falsche!« brüllte Rishon.
    »Major … er war der einzige.« Der Pilot verstand nicht, warum Rishon sich wie ein Verrückter gebärdete. Er riß die Decke von dem Verwundeten, sah die zerschossenen Beine und die Reste der Uniform eines ägyptischen Majors. »Wer sind Sie?« schrie er. Seine Stimme kippte um.
    Jegorow sah den israelischen Offizier lange an. Er dachte an Jelena, seine Frau, und an Maxim

Weitere Kostenlose Bücher