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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Wald, ein See, rundherum gesperrte Straßen. Steinbaracken, in die Erde gesprengte Stollen und Bunker. Das nächste Dorf war zwanzig Kilometer weit entfernt. In dem Dorf gab es vier Mädchen und drei verheiratete Frauen, die mannstoll waren. Wir waren aber siebzig Ingenieure, Techniker und Forscher.«
    Herbert Frank setzt sich auf den breiten Diwan. Dr. Schumann ließ ihn weitersprechen; er sah, wie gut es ihm tat sich einmal alles von der Seele zu reden. »Und so lebten wir wie die Mönche … ich nehme an, noch keuscher, denn selbst sündige Gedanken waren hier völlig sinnlos. Dann kam ich nach London, und ich sitze einer Frau gegenüber, die mich anlächelt, deren Körper märchenhaft ist, die mit mir ein Gespräch beginnt, mit mir tanzen geht, sich an mich schmiegt, die Glut des Orients über mich schüttet, mich auf ihr Zimmer mitnimmt …« Herbert Frank wischte sich über die Augen.
    Dr. Schumann lächelte etwas verkrampft. Das freimütige Bekenntnis Franks erschütterte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie alles gewesen war …
    Narriman hatte von Frank Besitz ergriffen. Sie hatte ihn einfach aufgefressen, so wie die Riesenspinnen ihre Männchen nach der Paarung töten und leersaugen.
    »Warum sagen Sie nichts?« fragte Frank. »Ich bin ein Schwächling! Und Sie werden auch bald so weit sein.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »O bester Doktor, hoffen Sie nicht darauf, daß man hier Moral oder männlichen Mut honoriert! Man wird Sie knacken, wie man eine Laus zwischen den Daumennägeln zerquetscht. Sie sind Narriman nicht erlegen, aber sie hat Sie trotzdem hierherbringen können. Das genügt. Bei mir fand erst eine Hochzeit statt – es ist ja auch ein Vertrag auf lange Zeit. Bei Ihnen, habe ich mir sagen lassen, ist nur ein zeitbedingter Aufenthalt vorgesehen. Sie sind Bakterienfachmann?«
    »Ja. Und Arzt. Chirurg.«
    »Darauf legt keiner Wert. Hier wird sowieso jeder ohne Rückgrat geboren, damit er sich gut bücken kann.« Frank lehnte sich in die seidenen Kissen zurück. »Wir werden zusammenarbeiten müssen, Doktor. Ich konstruiere den Sprengkopf, dessen Inhalt Ihre Bakterien werden sollen! Unsere geplanten Raketen sind Mittelstreckenraketen, die ganz Israel eindecken können. Ich habe die Pläne Suleimans schon gesehen. Zwanzig Raketen genügen, um ganz Israel krank zu machen. Wie wirken Ihre Bakterien?«
    »Wie Cholera …«, sagte Dr. Schumann heiser.
    »Dann wird ein schöner Gestank über Israel liegen.«
    »Diese Bombe wird es nie geben.«
    »Aber ja.« Frank winkte ab, als Schumann noch etwas sagen wollte. »Ich bin schon seit drei Jahren dabei, den Treibsatz und den Sprengkopf zu entwickeln. Bald ist es soweit. Bitten setzen Sie jetzt nicht zu einem vaterländischen Gesang an, Doktor: Wie konnten Sie … als Deutscher … für die Araber … die Folgen für die ganze Welt … Verrat an der Menschheit … Das Diabolische freilassen … Doktor, das ist alles Blech! Sehen Sie mich an. Wie sehe ich aus? Wie ein von der Sonne ausgebleichter Gartenzwerg! Mehr bin ich nicht. Ich stehe in den Gärten Suleimans herum und erfülle gewisse Funktionen. Ein Gartenzwerg hat nur nett, putzig, bunt, fröhlich, Ausdruck deutscher Kultur zu sein. Ich soll Raketen bauen, und wenn ich das nicht tue, ergeht es mir wie einem ständig wackelnden, nicht standfesten Gartenzwerg … ich werde in Stücke zerschlagen und in den Müll geworfen. Sind Sie gern Müll, Doktor?«
    »Nein«, sagte Schumann bedrückt.
    »Ich auch nicht! Trotz meiner vielen Schwächen, deren größte Narriman war, trotz innerem Stolz und äußerer Feigheit, trotz Liebe zum Alkohol und Sehnsucht nach glutäugigen Araberinnen, trotz all dem Mist, in dem man sich wälzt wie ein grunzendes Schwein … ich hänge am Leben! Ich klammere mich an den kläglichen Rest, der mir noch bleibt! Ich freue mich an jedem Morgen, wenn die Sonne über der Wüste emporsteigt, und ich bete das Abendrot an … denn ich habe wieder einen Tag gelebt. Einen ganzen Tag!« Frank atmete heftiger. In seiner Lunge pfiff es. Tuberkulose, dachte Dr. Schumann erschüttert. Ich sah es ihm gleich an. »Sie werden es auch noch lernen, Morgensonne und Abendrot mehr zu lieben als glatte braune Haut, die nach Henna duftet. Man wird Sie erst durch die Mangel drehen und dann zum Trocknen aufhängen. Hinterher sind Sie ein herrlicher Waschlappen, mit dem sich Suleiman klaglos abwaschen kann …« Frank rutschte auf dem Diwan wieder nach vorn.

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