Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
proportionierten Körper. Seine schmalen, sensiblen Finger ballten sich zusammen und lockerten sich wieder, wohl ein Zeichen innerer Anspannung. Der Mann wirkte elegant, eine Eigenschaft, die Grania normalerweise nur mit Frauen in Verbindung brachte, und zog mit Sicherheit die Blicke aller auf sich, wenn er einen Raum betrat.
»Wer sind Sie?«, erkundigte er sich noch einmal.
»Das ist meine Freundin Grania, Daddy«, antwortete Aurora. »Ich hab dir doch erzählt, dass sie mir gestern auf den Klippen begegnet ist. Wir hatten heute Morgen in der Küche einen Mordsspaß. Wenn die Kugel aus Zeitungspapier und Kleister, die wir gebastelt haben, angemalt ist, kriegst du sie.« Aurora umarmte ihren Vater.
»Schön, dass es dir Freude gemacht hat, Liebes.« Er strich ihr sanft übers Haar und bedachte Grania mit einem leicht argwöhnischen Lächeln. »Sind Sie zu Besuch in Dunworley?«, fragte er.
»Ich stamme aus dem Ort, lebe aber seit zehn Jahren im Ausland. Ich bin vorübergehend bei meiner Familie.«
»Verstehe.« Er sah durch die Terrassentür hinaus in den Garten. »Dies ist ein magischer Ort, nicht wahr, Aurora?«
»Ja, Daddy. Hier sind wir zu Hause.«
»Stimmt.« Er wandte sich wieder Grania zu. »Tut mir leid, ich habe mich noch nicht vorgestellt.« Er streckte ihr die Hand hin. »Alexander Devonshire.« Seine langen, schlanken Finger schlossen sich um die ihren.
»Devonshire? Ich dachte, hier wohnen die Lisles.«
Seine dunklen Augenbrauen hoben sich kaum merklich. »Es handelt sich in der Tat um das Haus der Lisles, in deren Familie ich eingeheiratet habe. Meine Frau …«, Alexanders Blick wanderte zu dem Gemälde, »… hat Dunworley House geerbt, und eines Tages wird es unserer Tochter gehören.«
»Entschuldigung. Das wusste ich nicht.«
»Kein Problem, Grania. Ich bin es gewohnt, in der Gegend ›Mr. Lisle‹ genannt zu werden.« Alexander zog seine Tochter näher zu sich heran.
»Ich gehe jetzt wohl lieber«, erklärte Grania mit einem Gefühl des Unbehagens.
»Daddy, kann sie nicht zum Lunch bleiben?«, bettelte Aurora.
»Danke für das Angebot, aber ich muss wirklich los.«
»Natürlich«, sagte Alexander. »Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie sich mit meiner Tochter beschäftigen.«
»Mit ihr ist es viel schöner als mit dem alten Kindermädchen, Daddy. Warum kann sie nicht auf mich aufpassen?«
»Grania hat bestimmt Wichtigeres zu tun.« Alexander bedachte Grania mit einem verlegenen Lächeln. »Wir dürfen ihr nicht die Zeit stehlen.«
»Keine Sorge, es war mir ein Vergnügen.«
»Kommst du morgen mit den Farben wieder?«, fragte Aurora.
Grania sah Alexander an, der nickte. »Ja. Ich schaue mal, was ich auftreiben kann.« Grania setzte sich in Bewegung. Alexander trat beiseite und streckte ihr noch einmal die Hand hin.
»Danke, Grania. Sehr freundlich von Ihnen, sich Zeit für meine Tochter zu nehmen. Sie sind hier jederzeit willkommen. Falls ich nicht da sein sollte: Mrs. Myther, die auf Aurora aufpasst, wohnt im Haus.« Er begleitete Grania mit Aurora aus dem Salon durch den Eingangsbereich zurück zur Küche. »Aurora, würdest du bitte Mrs. Myther sagen, dass sie das Mittagessen auftragen kann?«
»Ja, Daddy. Auf Wiedersehen, Grania, bis morgen.« Aurora lief die Treppe hinauf.
Alexander ging Grania voran zur hinteren Tür, wo er sich ihr zuwandte. »Aurora kann sehr beharrlich sein. Lassen Sie sich nicht von ihr überreden, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, als Sie wollen.«
»Wie gesagt: Ich bin gern mit ihr zusammen.«
»Passen Sie trotzdem auf.«
»Ja.«
»Gut. Wir werden Sie sicher bald wieder hier begrüßen können. Auf Wiedersehen, Grania.«
»Auf Wiedersehen.«
Grania hätte sich am liebsten umgedreht, um zu sehen, ob er ihr nachschaute, doch sobald sie durch das Tor war, folgte sie schnellen Schrittes dem Klippenweg, bis sie ihren Lieblingsfelsen erreichte, auf den sie sich, außer Atem und ein wenig verwirrt über Alexanders Wirkung auf sie, setzte.
Sie richtete den Blick aufs Meer. Es war ruhig, ein schlafendes Ungeheuer, das jederzeit zum Leben erwachen und Chaos anrichten konnte.
Als Grania sich auf den Heimweg machte, überlegte sie, ob das auch auf den Mann zutraf, den sie gerade kennengelernt hatte.
»Hallo, ich bin’s. Lässt du mich rein?«
»Klar.« Matt drückte auf den Türöffner und wandte sich wieder dem Baseballmatch im Fernsehen zu.
Charley trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Ich hab uns was vom Chinesen mitgebracht, deine
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