Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
dort aus mit dem Taxi zum Flughafen von Cork gefahren, wo sie sich als Kind ohne Erwachsenenbegleitung bei der Fluggesellschaft gemeldet hat, wie so oft zuvor bei Alexander. In Dublin ist sie umgestiegen, und in New York hat sie Matt dazu gebracht, sie abzuholen.«
»Verstehe.«
»Eins muss man ihr lassen«, sagte Hans, »sie hat Ideen. Fragt sich nur, warum sie glaubte, diese Reise machen zu müssen.«
»Tja …«, meinte Grania.
»Matt ist der Mann, mit dem Sie in New York zusammen waren?«
»Ja.« In dem Moment hätte Grania Aurora am liebsten erwürgt.
»Warum haben Sie sich getrennt?«, erkundigte sich Hans.
»Eigentlich möchte ich mich jetzt nicht der Großinquisition stellen. Mir wäre es wichtiger, Aurora sicher nach Hause zu holen. Ich spiele mit dem Gedanken, sofort zu ihr nach New York zu fliegen.«
»Sie scheint dort in guten Händen zu sein. Ihre Mutter sagt, man kann sich auf Matt verlassen.«
»Ja«, bestätigte Grania widerwillig.
»Aurora will bestimmt mit Ihnen sprechen. Warum rufen Sie sie nicht an und vergewissern sich, dass alles in Ordnung ist?«
»Dann muss ich mit Matt reden. Ich warte, bis sie sich bei mir meldet. Vielleicht schläft sie ja.«
»Gut, Grania, dann lasse ich Sie allein und kümmere mich wieder um meine Arbeit. Rufen Sie mich in meinem Zimmer an, wenn Sie mir beim Essen Gesellschaft leisten wollen.«
»Mach ich.«
Hans legte kurz die Hand auf Granias Schulter, als er den Raum verließ. Sobald die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, begann Grania, im Zimmer hin und her zu laufen. Sie war verärgert darüber, dass Aurora es gewagt hatte, sich in ihr Leben einzumischen. Gerade als sie sich bemühte, etwas Neues aufzubauen, holte die Vergangenheit sie wieder ein, und sie musste Kontakt mit Matt aufnehmen, der höchstwahrscheinlich nach wie vor mit ihr zusammenlebte.
Grania stieß einen Seufzer der Verzweiflung aus und griff nach dem Telefonhörer, um Matt anzurufen. Nein, das schaffte sie noch nicht. Sie wählte die Nummer ihrer Mutter.
»Was für eine Erleichterung!«, rief Kathleen aus. »Kaum zu glauben, dass die Kleine es allein nach New York geschafft hat!«
»Ja, ganz schön clever, was? Mam, könntest du mir einen Gefallen tun und Matt bitten, dass er Aurora so schnell wie möglich nach Hause schickt?«
»Aurora sagt, sie würde gern noch ein paar Tage bei Matt bleiben. Wenn sie schon mal dort ist, kann sie sich auch New York anschauen. Matt scheint sie sehr zu mögen.«
»Mir wär’s lieber, wenn sie bald nach Hause käme. Sie versäumt zu viel in der Schule.«
»Na und? Dafür macht sie Erfahrungen fürs Leben. Sie hat sogar einen Einheimischen als Reiseführer.«
»Mach, was du willst«, erklärte Grania gereizt. »Ich schicke dir eine Mail mit meinen Kreditkartenangaben für Auroras Heimflug.«
»In Ordnung. Die Buchung überlasse ich Shane. Mit dem Internet kenne ich mich nicht aus. Grania?«
»Ja?«
»Alles in Ordnung?«
»Klar. Bis bald.«
Die folgenden achtundvierzig Stunden brachten Matt und Aurora damit zu, alle Sehenswürdigkeiten von New York anzuschauen. Matt war fasziniert von Aurora, der Mischung aus Naivität und Intelligenz, Unschuld und Reife. Er konnte verstehen, warum sie Grania für sich eingenommen hatte.
An ihrem letzten Abend führte Matt Aurora auf ihren Wunsch in ein Hamburger-Lokal aus. Am folgenden Morgen würde er sie zum Flughafen bringen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie es beide tunlichst vermieden, über Grania zu sprechen.
»Matt, hast du dir schon einen Plan zurechtgelegt, wie du Grania zurückgewinnen kannst?«, fragte Aurora, bevor sie in ihren Hamburger biss.
»Nein.« Er zuckte mit den Achseln. »Sie hat ziemlich klargemacht, dass sie nicht mit mir reden möchte. Deinen Rückflug habe ich mit ihrer Mutter organisiert.«
»Grania ist stur«, stellte Aurora fest, »sagt Oma.«
»Allerdings«, bestätigte Matt schmunzelnd.
»Und stolz«, fügte sie hinzu.
»Ja, das auch.«
»Aber wir wissen, dass sie dich immer noch liebt.«
»Wissen wir das?« Matt hob fragend eine Augenbraue. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
»Ich schon. Und ich habe einen Plan.«
Grania hatte die beiden vergangenen Tage in ihrer Hotelsuite im Claridge’s verbracht. Nun, da sie wusste, dass es Aurora gut ging, hatte sie beschlossen, nicht gleich nach Hause zu fliegen, weil sie sich weder dem direkten Druck ihrer Mutter aussetzen wollte, Aurora selbst anzurufen, noch Lust hatte, sich von dieser anzuhören, wie schön es bei
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