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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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einen feuchten, moosbewachsenen Felsen, um Atem zu schöpfen. Sie keuchte wie eine alte Frau; offenbar hatten die Fehlgeburt und der Mangel an körperlicher Betätigung ihren Tribut gefordert. Grania senkte den Kopf und stieß mit den Schuhen gegen die groben Klumpen stoppeligen Grases, ohne dass es sich von den Wurzeln gelöst hätte. Wenn nur das kleine Leben in Granias Bauch genauso kräftig gewesen wäre …
    Vier Monate … als sie und Matt gedacht hatten, es könne nichts mehr passieren … Sogar Grania hatte begonnen, sich zu entspannen und auf das Kind zu freuen.
    Sie und Matt hatten es beiden Großelternpaaren mitgeteilt, woraufhin Matts Eltern Elaine und Bob sie ins L’Escale in der Nähe ihres riesigen Hauses in der bewachten Wohnanlage Belle Haven, Greenwich, einluden. Bob hatte sie unverblümt gefragt, wann Matt und Grania heiraten wollten, jetzt, da Grania schwanger sei. Schließlich handle es sich um ihr erstes Enkelkind, und ihm sei wichtig, dass es den Namen seiner Familie trage. Grania hatte ausweichend geantwortet – wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, besonders von Matts Vater, sträubten sich ihr die Nackenhaare –, das müssten sie und Matt noch besprechen.
    Eine Woche später war eine komplette Kinderzimmerausstattung von Bloomingdale’s geliefert worden. Grania, die zu abergläubisch war, um die Sachen gleich ins Loft bringen zu lassen, hatte sie erst einmal im Keller deponiert, wo sie bis kurz vor dem Geburtstermin bleiben sollten.
    »Damit hätte sich dann ja wohl unser Ausflug zu Bloomingdale’s erübrigt«, hatte Grania sich alles andere als dankbar am Abend bei Matt beklagt.
    »Mom will bloß helfen, Grania«, hatte Matt gesagt. »Sie weiß, dass ich nicht viel verdiene und dein Einkommen zwar ordentlich, aber unregelmäßig ist. Vielleicht sollte ich mir doch überlegen, bei Dad einzusteigen, jetzt, wo du schwanger bist.«
    »Nein, Matt!«, hatte Grania entsetzt ausgerufen. »Du hättest keinerlei eigenes Leben und keine Freiheit mehr, wenn du für deinen Dad arbeitest. Du weißt doch, wie besitzergreifend er ist.«
    Grania hörte auf, das Gras zu bearbeiten, und blickte, grimmig über diese Untertreibung lächelnd, aufs Meer hinaus. Bob war im Hinblick auf seinen Sohn ein Kontrollfreak. Obwohl sie seine Enttäuschung darüber verstehen konnte, dass Matt kein Interesse daran hatte, in seine Fußstapfen als Investmentbanker zu treten, begriff sie sein mangelndes Interesse an der Karriere seines Sohnes nicht. Matt war mittlerweile eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Kinderpsychologie, hatte einen Lehrstuhl an der Columbia University und wurde häufig zu Gastvorträgen an anderen amerikanischen Universitäten eingeladen. Außerdem äußerte sich Bob gern herablassend über Granias Herkunft und Ausbildung.
    Rückblickend war Grania froh, dass sie niemals finanzielle Unterstützung von Matts Eltern angenommen hatten. Am Anfang, als sie sich noch einen Namen als Bildhauerin machen musste, Matt an seiner Doktorarbeit saß und es gar nicht so leicht war, die Miete für ihr winziges Einzimmerapartment zusammenzukratzen, hatte sie sogar unter Paranoia gelitten. Aus gutem Grund, dachte Grania; die perfekten, immer makellos gekleideten Connecticut-Mädchen, die sie über Matt und seine Familie kennenlernte, hätten ihr, der einfachen Klosterschülerin aus einem kleinen irischen Dorf, nicht unähnlicher sein können. Vielleicht war ihre Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen …
    »Hallo.«
    Grania zuckte zusammen.
    »Hallo, habe ich gesagt.«
    Die Stimme kam von hinten. Grania drehte sich um und erkannte Aurora, die Jeans, einen zu weiten Anorak und eine Wollmütze trug, unter der ihre roten Haare fast völlig verborgen waren. Ihre riesigen Augen und vollen Lippen wirkten in dem winzigen, hübsch geformten Gesicht viel zu groß.
    »Hallo, Aurora.«
    »Woher weißt du meinen Namen?«, fragte Aurora erstaunt.
    »Ich bin dir gestern begegnet.«
    »Ach. Wo denn?«
    »Hier auf den Klippen.«
    »Wirklich?« Aurora runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gestern hier gewesen bin oder mit dir geredet habe.«
    »Wir haben nicht lange miteinander gesprochen«, erklärte Grania.
    »Woher kennst du dann meinen Namen?«
    »Ich habe meine Mutter gefragt, wer das kleine Mädchen mit den schönen roten Haaren sein könnte. Sie hat es mir gesagt.«
    »Und woher kennt sie mich?«
    »Sie ist aus dem Dorf und hat mir erzählt, dass ihr vor Jahren

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