Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
Grania hatte sich in Gesellschaft seiner Bekannten und Freunde aus Connecticut unwohl gefühlt, weswegen er ihr zuliebe einen weiten Bogen um sie machte. Einige Tage zuvor hatte Charley aus heiterem Himmel angerufen und gesagt, sie habe von seinen Eltern gehört, dass Grania nach Irland zurückgegangen sei. Dann war sie vom anderen Ende der Stadt zu ihm gefahren und mit ihm Pizza essen gegangen.
Wenige Minuten später umarmte Charley ihn und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, bevor sie eine Flasche Rotwein auf den Schreibtisch neben seinen Laptop stellte.
»Hab mir gedacht, du könntest einen Schluck vertragen. Soll ich uns Gläser holen?«
»Ja, gern. Danke, Charley.« Matt verglich Uhrzeiten und Preise, während Charley die Flasche öffnete und zwei Gläser füllte.
»Was machst du da?«, fragte sie, schlüpfte aus den Stiefeln, setzte sich aufs Sofa und schlug die langen Beine unter.
»Ich informiere mich über Flüge nach Irland. Wenn Grania nicht zu mir kommt, muss ich eben zu ihr.«
Charley hob eine sorgfältig gezupfte Augenbraue. »Findest du das sinnvoll?«
»Was soll ich denn sonst tun? Hier rumhängen und fast den Verstand verlieren, während ich versuche rauszufinden, wo das Problem liegt?«
Charley warf ihre glänzende dunkle Haarmähne in den Nacken und nahm einen Schluck Wein. »Was, wenn sie einfach ein bisschen Raum zum Atmen braucht, bis sie die Sache überwunden hat? Möglicherweise machst du alles nur noch schlimmer, wenn du zu ihr fliegst, Matty. Hat Grania gesagt, dass sie dich sehen möchte?«
»Nein. Ich hab grade mit ihr telefoniert. Sie hat mich gebeten, sie nicht mehr anzurufen.« Matt stand auf, trank einen großen Schluck Wein und gesellte sich zu Charley aufs Sofa. »Vielleicht hast du recht. Sie kommt schon irgendwann zur Vernunft. Der Verlust des Babys war ein harter Schlag für sie. Du weißt ja, wie sehr Mom und Dad sich auf ein Enkelkind gefreut haben. Dad war nach der Fehlgeburt ziemlich enttäuscht.«
»Kann ich mir vorstellen.« Charley verdrehte die Augen. »Sonderlich feinfühlig war dein Vater ja noch nie. Ich hab damit kein Problem, weil ich ihn kenne, aber für jemanden wie Grania ist es vermutlich ganz schön schwierig, mit ihm zurechtzukommen.«
»Ja.« Matt stützte die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in die Hände. »Vielleicht habe ich nicht genug Rücksicht genommen. Ich weiß, wie unwohl sie sich immer wegen unserer unterschiedlichen Herkunft gefühlt hat.«
»Matty, Schätzchen … du hättest wirklich nicht mehr tun können. Du hast ja sogar mich abserviert, als Grania in dein Leben getreten ist.«
Matt legte die Stirn in Falten. »Die Sache mit uns hatte keine Zukunft. Darüber waren wir uns einig.«
»Klar, Matty.« Charley beruhigte ihn mit einem Lächeln. »Irgendwann wär’s sowieso passiert.«
»Ja.«
»Weißt du was?«, fragte Charley. »Wenn ich sehe, wie meine Freundinnen von einer chaotischen Affäre in die nächste stolpern, danke ich meinem Schöpfer, dass ich Single bin. Ich kenne kaum jemanden, der eine richtig gute Beziehung führt. Nur bei euch beiden hatte ich geglaubt, dass ihr es schafft.«
»Das dachten wir auch«, erklärte er traurig. »Du spielst nicht ernsthaft mit dem Gedanken, den Rest deines Lebens allein zu bleiben, oder? In unserer Greenwich-Gruppe warst du doch immer vorn dran: Schulsprecherin, Musterschülerin und das hübscheste Mädchen der Klasse. Und jetzt erfolgreiche Zeitschriftenredakteurin … Mein Gott, Charley, du weißt, dass du jeden haben könntest.«
»Möglicherweise ist es genau das«, meinte Charley seufzend. »Ich bin zu wählerisch; keiner ist mir gut genug. Aber reden wir nicht über mich. Du bist derjenige, der Probleme hat. Wie kann ich dir helfen?«
»Sag mir, ob ich mich morgen in einen Flieger nach Dublin setzen soll, um meine Beziehung zu retten«, antwortete Matt.
»Matty, das liegt ganz bei dir.« Charley rümpfte die Nase. »Wenn du meine Meinung wirklich hören möchtest: Ich würde Grania Raum und Zeit geben. Sie muss etwas verarbeiten und kommt bestimmt zu dir zurück, wenn sie so weit ist. Sie hat dich doch gebeten, sie in Ruhe zu lassen, oder? Warum tust du ihr nicht den Gefallen und beschäftigst dich in ein paar Wochen noch einmal mit der Frage? Außerdem dachte ich, du bist mit Arbeit eingedeckt?«
»Stimmt«, bestätigte Matt. »Vielleicht hast du recht. Ich muss ihr Raum lassen.« Er tätschelte Charleys Schienbein. »Danke, Schwesterherz. Du wirst immer
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