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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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drei Forscher versanken in den bequemen Sesseln. Schweigend blickten sie durch die Fenster über die ausladenden Bäume hinweg auf den Dunstschleier am fernen Horizont. Hin und wieder schloß einer von ihnen die ermüdeten Augen, doch die Erwartung war zu groß, als daß er hätte einschlummern können. Noch keine drei Stunden waren vergangen, als der Bildschirm der Direktverbindung aufflammte. Der diensthabende Assistent war ganz außer sich.
    »Der Deckel bewegt sich!« Sekunden später befanden sich alle drei im Laboratorium.
    »Dichten Sie die Rupholuzitkammer ab und prüfen Sie, ob sie hermetisch abgeschlossen ist!« ordnete Grim Schar an. »Schaffen Sie im Innern Bedingungen wie auf dem Planeten!«
    Ein leises Zischen der starken Pumpen, ein Pfeifen der Druckregler, und in dem Behälter herrschte die Atmosphäre des nachtschwarzen Reiches.
    »Erhöhen Sie den Feuchtigkeitsgehalt und die elektrische Spannung«, fuhr Grim Schar fort.
    Ein scharfer Ozongeruch ging durch das Laboratorium.
    Nichts rührte sich. Der Wissenschaftler runzelte die Stirn, warf einen Blick auf die Instrumente und überlegte, was er wohl außer acht gelassen habe.
    »Die Dunkelheit fehlt!« ließ sich plötzlich Erg Noors klare Stimme vernehmen.
    Eon Tal sprang auf.
    »Wie konnte ich das vergessen! Grim Schar, Sie waren nicht auf dem Eisenstern, aber ich!«
    »Die Polarisationsblenden!« sagte der Wissenschaftler statt einer Antwort.
    Das Licht erlosch. Nur die Lichtstreifen der Instrumente blinkten noch im Raum. Die Assistenten zogen Vorhänge vor das Schaltpult, und alles versank in Finsternis. Schwach glommen die Punkte der selbstleuchtenden Indikatoren.
    Ein Hauch von dem schwarzen Planeten zog durch den Raum und weckte in den Astronauten Erinnerung an die schrecklichen, aber auch faszinierenden Tage ihres harten Kampfes.
    Einige Minuten vergingen. Das tiefe Schweigen wurde nur von den vorsichtigen Bewegungen Eon Tals unterbrochen, der den Bildschirm für Infrarotstrahlung mit einem Polarisator versah, um eine Abstrahlung des Lichts zu verhindern.
    Erst ein schwaches Geräusch, dann ein schwerer Schlag — der Deckel des Wassertanks war in die Rupholuzitkammer gestürzt. Wohlbekannte bräunliche Funkenblitzten auf — die Fühler des einen schwarzen Scheusals erschienen am oberen Rand des Tanks. Mit einem plötzlichen Sprung flog es empor, dehnte sich im Schutz der Dunkelheit aus, bis es den ganzen Raum der Rupholuzitkammer einnahm und an die durchsichtige Decke stieß. Tausende bräunlicher Sternchen rieselten über den Körper der Meduse; er blähte sich zu einer Kuppel und stemmte sich mit den Bündeln der Fühler gegen den Boden der Kammer. Das zweite Scheusal kroch aus dem Tank und flößte mit seinen schnellen und lautlosen Bewegungen unwillkürlich Furcht ein. Aber hier, hinter, den stabilen Wänden der Versuchskammer und umgeben von ferngesteuerten Instrumenten, waren die schrecklichen Geschöpfe machtlos.
    Die Instrumente maßen, fotografierten, berechneten, zeichneten komplizierte Kurven und analysierten die Struktur dieser Wesen nach den verschiedensten physikalischen, chemischen und biologischen Gesichtspunkten. Der menschliche Verstand faßte die Resultate zusammen, erforschte die Struktur der Ungeheuer und unterwarf sie sich.
    Wie im Fluge vergingen die Stunden, und Erg Noor war immer mehr vom Sieg überzeugt.
    Immer froher wurde Eon Tal, immer mehr Leben kam in Grim Schar und seine jungen Assistenten.
    Schließlich trat der Wissenschaftler auf Erg Noor zu. »Sie können ruhig nach Hause gehen. Wir wollen noch das Ende der Untersuchung abwarten. Ich möchte noch nicht das sichtbare Licht einschalten, denn hier können ihm die schwarzen Medusen nicht ausweichen wie auf ihrem Planeten. Erst müssen sie uns alles verraten, was wir wissen wollen.«
    »Und Sie werden es erfahren?«
    »In drei, vier Tagen werden wir alles wissen, was beim gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse möglich ist. Aber schon jetzt kann man sich ungefähr vorstellen, wie der Lähmungsmechanismus funktioniert.«
    »Und Nisa wird geheilt?«
    »Ja.«
    Erst jetzt spürte Erg Noor, wie schwer ihm jener schwarze Tag — jene Nacht — auf der Seele gelegen hatte. Was galt nun alles andere? Wilde Freude überkam den sonst so zurückhaltenden Astronauten, am liebsten hätte er Grim Schar in die Luft geworfen, den kleinen Wissenschaftler geschüttelt und umarmt. Erg Noor war über sich selbst verwundert. Doch er nahm sich zusammen, und kaum eine Minute später

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